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Tierheim Kleine Katzen, große Sorgen

Stößt das Magdeburger Tierheim in puncto Kapazität an seine Grenzen? Der Magdeburger Tierschutzverein „Bündnis für Tiere“ schlägt Alarm.

Von Jana Heute 12.07.2016, 01:01

Magdeburg l Wiederholt sei es in jüngster Zeit passiert, dass Vereinsmitglieder abgewiesen wurden, als sie herrenlose, verwilderte Katzen im Tierheim abgeben wollten. „Aus Kapazitätsgründen, wie es heißt“, so schilderte Bündnis-Vorsitzende Mirjam Karl-Sy die Situation gegenüber der Volksstimme. Diese Katzen sollen kastriert werden und brauchen eine entsprechende Nachsorge. Das ist geld- und zeitintensiv.

Die 13 Pflegestellen beim Bündnis für Tiere sind aktuell erneut überbelegt, auch andere Vereine beklagen regelmäßig eine Überpopulation bei den Streunerkatzen. „Wir kümmern uns alle ehrenamtlich nach Feierabend. Und dann kriegt man vom Tierheim solch eine Abfuhr“, ärgert sich Mirjam Karl-Sy. Das Bündnis für Tiere bringt das zu der Überzeugung, „dass das Tierheim für die Landeshauptstadt nicht über ausreichende Kapazitäten“ verfüge.

Gleichzeitig sträube sich die Stadt seit Jahren, eine Kastrationspflicht für herrenlose Streunerkatzen einzuführen. „Das würde zumindest einen gewissen Druck erzeugen, dass ich als Tierbesitzer auch Verantwortung trage, wenn ich meine Katze vor die Tür lasse“, ist die Vereinschefin überzeugt. Doch an eine Kastrationspflicht ist in Magdeburg derzeit nicht zu denken. Die Stadt hat das bisher immer abgelehnt, bestreitet sogar, dass Magdeburg überhaupt ein Katzenproblem hat.

Der Chef des Tierheims Andreas Reichardt verteidigt derweil das Vorgehen des städtischen Tierasyls. Den Vorwurf, man habe den Verein mit den Katzen abgewiesen, will er so nicht so stehen lassen. „Das entspricht nicht der Wahrheit“, sagt er. Das Problem sei, dass der Verein „von heute auf morgen“ Katzen abgeben wollte, für die keine Notlage bestanden habe.

Die Hauptaufgabe des Tierheims bestehe darin, Tiere aufzunehmen, die verletzt seien oder nicht selbst für sich sorgen könnten. Dazu zählen häufig auch Haustiere, die von ihren Besitzern aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht mehr versorgt werden können. „Es ist ein Unterschied, ob ich ein hilfloses Katzenbaby habe oder ein verletztes Tier – oder einen Wurf Katzenjungtiere, die problemlos noch ein, zwei Wochen bei ihrer Mutter bleiben können, wie es häufiger bei Anfragen der Fall ist“, sagt Reichardt. Hier müsse man die Priorität auf wirkliche Notfälle legen und die anderen auch mal um Geduld bitten (das Heim kann zeitgleich maximal 60 Katzen aufnehmen). „So war es auch bei der Anfrage vom Bündnis für Tiere vor etwa zwei Wochen. Die Katzen waren in keiner Notlage“, betont Reichardt.

Für Vereinschefin Karl-Sy ist das wiederum schwer nachvollziehbar. „Es ist nicht leicht, die scheuen Streuner einzufangen für die Kastration. Da liegen wir mit unseren Fallen manchmal zwei Wochen auf der Lauer.“ Wie solle es da möglich sein, immer Termine mit dem Tierheim abzusprechen, fragt sie. „Das Heim muss sich doch nicht in jedem Fall um die Kastration kümmern. Uns würde schon helfen, wenn sie uns bei der Nachsorge mehr unterstützen“, sagt Karl-Sy. Doch genau hier sieht Heimleiter Reichardt Grenzen erreicht. Gerade im Sommer. „Es gibt jetzt reichlich Nachwuchs gerade auch bei den Katzen. Zugleich können wir viel weniger vermitteln. Es ist Haupturlaubszeit“, argumentiert Andreas Reichardt.

Im Tierheim Magdeburg arbeiten zurzeit fünf Mitarbeiter und zwei Azubis. Jedes Jahr betreut das Heim an der Rothenseer Straße mehr als 1400 Tiere. Die Stadt übernimmt jährlich u. a. auch die Kosten für die Kastration und Nachsorge von rund 300 Streunerkatzen.