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Tierrettung Verunglückter Falke hebt wieder ab

Einen verletzten Turmfalken hatten Schüler des Siemens-Gymnasiums in Magdeburg gefunden. Jetzt dreht er wieder seine Runden.

Von Martin Weigle 21.07.2020, 01:01

Magdeburg l Der junge Turmfalke, der am Werner-von-Siemens-Gymnasium in Magdeburg verletzt gefunden wurde, ist wieder frei. Tierarzt Dr. Niels Mensing wilderte den Falken auf seinem Praxisgelände im Stadtteil Rothensee aus. "Der Vogel ist nach einem kurzen Aufenthalt auf einem Dach in Richtung Süden geflogen", so Mensing gegenüber der Volksstimme. Also Richtung Gymnasium. Das bestätige, warum der Tierarzt nicht mit dem Vogel zur Auswilderung an den Fundort gefahren ist.

Den Turmfalken an seinem Fundort auszuwildern, sei nicht notwendig, berichtet Mensing. "Falken wandern und haben Orientierungspunkte, der Vogel kennt sich hier also aus und findet allein zurück zum Nistplatz", erklärt der Tierarzt. Zudem sei es für den jungen Vogel an der Zeit gewesen, die Auswilderungs-Voliere zu verlassen. So habe der Jungvogel, der nach Mensings Schätzung entweder einer späten Brut 2019 oder einer frühen Brut 2020 entstammt, sich bereits aufgebäumt. "Das bedeutet, der Vogel fliegt in der Voliere auf die oberen Ebenen, sozusagen den Baum hinauf", erklärt Mensing.

Als der Falke von Angehörigen des Werner-von-Siemens-Gymnasiums am 7. Juli 2020 in die Praxis gebracht wurde, bestand der Verdacht auf einen gebrochenen Flügel. Die Verletzung entpuppte sich als starke Prellung des Schlüsselbeins und Ellenbogens. "Ein Anflugtrauma", so Mensing, "er wird wohl irgendwo gegen geflogen sein und sich dabei verletzt haben."

Der Tierarzt stellte den lädierten Flügel deshalb ruhig und verabreichte dem Vogel Schmerzmittel. Eine Behandlung, die schnell Erfolg zeigte. Denn bereits am nächsten Tag habe der Falke eigenständig gefressen, beschreibt Mensing die Fortschritte. Man könne wilde Tiere, die sehr menschenscheu sind, nicht immer beobachten, aber es gebe Indizien. "Morgens haben wir als Futter Ein-Tages-Küken in die Voliere gelegt, und am nächsten Tag waren die weg und der Falke saß auf einem der oberen Äste." Man konnte also davon ausgehen, dass der Raubvogel sich erholte. 

Der Falke ist im Übrigen ein Weibchen, berichtet der Tierarzt. Auch wenn es nicht anhand der markante Gefiederfärbung, die Männchen und Weibchen unterscheiden, festzustellen war. Diese bekommen Falken erst nach dem Gefiederwechsel nach dem ersten Lebensjahr. Dann werden die Weibchen auch ungefähr ein Drittel größer als männliche Turmfalken.

Für den Tierarzt war der Patient kein ungewöhnlicher Fall. Pro Jahr werden in seiner Auffangstation zwischen 100 und 120 verletzte Greifvögel versorgt.