Treffer ins Schwarze bevorzugt: Blauer Salon soll kein rotes Tuch sein
Die Farbe Blau soll in der Sudenburger Feuerwache bald sehr angesagt sein. Jedenfalls wenn es nach dem Künstler Bernd Kurt Goetz geht. Früher, so vor 15 Jahren, waren die Wände im Bühnenraum wirklich mal blau getüncht. Heute ist davon nicht mehr viel zu sehen, lediglich das T-Shirt von Goetz leuchtet in der Farbe, die bald künstlerisch den Ton angeben soll. "Der Name klingt geheimnisvoll, darum soll er bleiben", sagt Bernd Kurt Goetz. Es passt zum Konzept, das der Programmreihe zugrunde liegen soll. Erlaubt ist im "Blauen Salon" künftig alles, was das Publikum fesselt: Musik, Kleinkunst, Kabarett, Lesungen. Goetz belebt den Salon von einst wieder und öffnet Tür und Tor weit für gestandene Bühnenprofis und Durchstarter. Die "Compagnie Magdeburg 09", die uns bereits mit Programmen wie dem "Mitteldeutschen Jedermann" und "Zum Himmel hoch" unterhalten hat, zieht nun also mit Ideen und Stücken in den "Salon" ein. Zu dem führt jetzt sogar ein Fahrstuhl. "Das", sagt Bernd Goetz, "bringt doch die ganze Sache noch mal so richtig in Fahrt." Das Treppensteigen entfällt (auf Wunsch) zumindest.
Kunst-Auftrieb nach Fahrstuhleinbau
Programme zwischen Literatur, feinem Gesang und abgedrehter Performance sollen die Publikumsstühle füllen. Damit das Ganze in die Gänge kommt, hat Bernd Kurt Goetz bereits einige Kollegen angesprochen. "Die Reihe ist ein Versuch, Programme zu etablieren, deren Wesensmerkmal darin besteht, innovativ zu sein", sagt Goetz. Dass dabei Experimentelles, Absurdes, Verrücktes, Anspruchsvolles auf die Feuerwachen-Bühne kommt, ist dem Kabarettisten wichtig. Er hält mit seinem Künstlerkollegen Christoph Deckbar konzeptionell die Fäden in der Hand. Zu Beginn füllen sie das Konzept auch inhaltlich. "Daddeldu und Daddelich" heißt der Ringelnatz-Abend mit Bernd Kurt Goetz, bei dem er das Magdeburger Akkordeonorchester an seiner Seite hat. Die Bühne wird damit am 15. November eröffnet.
Ab Februar liest Goetz Texte von Rainer Maria Rilke und wird dabei am Piano begleitet. Mit Performance zwischen Clownsstück und Tragödie soll es im März im "Blauen Salon" weitergehen. In den Künstler-Köpfen spuken zudem die Ideen von einem Abend, der die Fußball-WM begleitet und hinterfragt, aber auch die Fußballleidenschaft im Allgemeinen verarbeitet. Ideen werden noch genauso gesucht wie Künstler, die Lust haben, mit der Compagnie in den Salon einzuziehen. "Ganz sicher werden wir einen langen Atem brauchen", sagt Goetz. "Aber die Verlockung, etwas Neues zu machen, das Zuschauer unterschiedlichsten Alters anlockt, ist einfach zu groß." Die Tür der Compagnie steht jedenfalls offen und die gedankliche Ideenkiste darf mit allerlei Absurdem und Kulturellem gefüllt werden. Vielleicht von Künstlern mit einem Programm, das nicht oft gespielt wird. "Bei uns können sie im Stoff und Training bleiben", sagt Goetz. Oder für Neulinge, die erste Erfahrungen sammeln möchten. Oder für all jene, die gern improvisieren, wie Goetz selbst, der in der zweiten Hälfte des Ringelnatzabends u. a. auf Zuruf geistreich reimt.
Nicht nur der neue Fahrstuhl sorgt bei der Salon-Reihe für neuen Auftrieb. Die Neu-Erfinder des "Blauen Salons" haben noch einen Trumpf im Ärmel.
Wer in die Feuerwache kommt, kann gleich in vier Galerien hineinschauen. Der Lift kann dabei nur hilfreich sein. Und vielleicht trifft Goetz mit dieser Mischung genau ins Schwarze. (mbo)