Tagelange Flucht Ukraine-Krieg: Flüchtlinge in Magdeburg - Schicksale zwischen Feldbetten
Mehr als 200 Ukraine-Flüchtlinge sind in Magdeburg angekommen. Viele übernachteten in der Hermann-Gieseler-Halle. Einige wurden positiv auf Corona getestet.

Magdeburg - Seit 1. März war Alan Ziuziuk unterwegs, mal im Taxi, dann wieder ein Stück mit dem Zug, zum Schluss stundenlang mit dem Bus. An ihrer Seite Partner Igor Belkin, Tante Nadiia Deineka und Katze Lana.
Über Polen fanden sie raus aus ihrer Heimat, der kriegsgeplagten Ukraine. In Kiew waren sie gestartet. Geplantes Zwischenziel: Berlin. Stattdessen sind sie jetzt hier, vorerst gestrandet in der Hermann-Gieseler-Halle in Magdeburg.
Die alte Mutter, sie wollte und konnte nicht mit, blieb allein in Kiew zurück, erzählen sie zwischen den Feldbetten.
Ukraine-Flüchtlinge dankbar für Unterkunft in Deutschland
Diese Nacht zum Sonntag zwischen rund 170 weiteren Menschen ist nun Teil ihrer Geschichte, einer Geschichte, die ganz anders erzählt werden wollte. Denn eigentlich wollten Alan und Igor, der aus Ecuador stamme, heiraten. Seit neun Jahren seien sie liiert. Nun sollten Hochzeit und Flitterwochen folgen. Erst kam die Corona-Pandemie dazwischen, jetzt auch noch der Krieg in der Ukraine.
Immer wieder habe das Schicksal sie getrennt. Jetzt soll es gemeinsam weitergehen. Igor habe Verwandte in Florida. Dort wollen sie hin. Oder nach Kanada. Nur Nadiia hat Angst, allein zurückzubleiben.
Deutschland seien sie sehr dankbar. Dankbar, „dass wir aufgenommen wurden, nicht auf der Straße schlafen müssen, nicht hungern müssen“, sagt Alan, die Stimme immer wieder von Tränen erstickt. Ob sie es bis in die USA schaffen? Unklar.

Es ist ein Schicksal von vielen. Mindestens 1,5 Millionen Ukraine-Flüchtlinge soll es bereits geben. Mehr als 200 erreichten am Wochenende Magdeburg, berichtete Sozialbeigeordnete Simone Borris. Zunächst war ein Zug mit 300 Menschen erwartet worden. Der kam nicht. Stattdessen sechs Busse, der letzte gegen 4 Uhr.
Stundenlange Fahrt in Bussen – ohne Maske, aber mit Corona an Bord
175 Flüchtlinge hätten zum Sonntag in der Sporthalle übernachtet, knapp 40 in einer Gemeinschaftsunterkunft, zehn in einem Haus am Barleber See. Andere wurden von Privatpersonen aufgenommen. Knapp 60 seien am Sonntag weitergereist, ein Teil aber auch schon gleich nach Ankunft, hieß es. Viele würden versuchen weiterzureisen, um bei Freunden und Verwandten unterzukommen.
Stundenlang waren sie unterwegs, saßen ohne Maske beieinander. Kaum angekommen, wurden bei ihnen Corona-Tests durchgeführt. Bei gut einer Handvoll sei er positiv ausgefallen. Sie seien mit ihren Angehörigen in anderen Einrichtungen untergekommen. Doch unklar ist, wie viele sich noch bei ihrer Reise infiziert haben könnten.
Aktuell gibt es so viele Angelegenheiten zu regeln. Am Montag können sich all jene, die hier bleiben wollen, in der Ausländerbehörde registrieren lassen. Ein Asylverfahren müssen sie nicht durchlaufen. Vor Ort stünden zwei Berater bereit, um beim Ausfüllen der Formulare zu helfen. Geklärt werden soll, so Borris, ob man ihnen auch ein Impfangebot zum Schutz vor Corona unterbreiten könne. „Genug Impfstoff wäre da.“
Für die Kinder wolle man einen Psychologen organisieren, dazu Spielsachen zur Beschäftigung. Aber auch Medikamente müssten besorgt werden.
Hotelzimmer für Magdeburg unerschwinglich
Die Stadtverwaltung sei weiter auf der Suche nach Unterkünften, Wohnungen werden bereits hergerichtet. Auch Verfügbarkeiten in Hotels seien erfragt worden, bislang aber noch nicht notwendig. Angesichts mancher Preise, die aktuell die Kommune zahlen müsste, wolle man das auch möglichst vermeiden. Nach Volksstimme-Informationen soll ein großes Hotel mehr als 100 Euro für ein Doppelzimmer inklusive Verpflegung pro Nacht von der Kommune verlangen.