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Uniplatz-Debatte Kinszorra: "Diskussion nicht nachvollziehbar"

Seit Tagen tobt eine Debatte um die Bebauung eines Uniplatz-Grundstückes. Nun hat sich die Stadtverwaltung Magdeburg geäußert.

31.08.2016, 18:59

Magdeburg l Mehr als 1700 Magdeburger beteiligten sich am Volksstimme-TED zur Bebauung des Uniplatzes. Täglich erreichen die Redaktion Leserbriefe. Die Architektenkammer und die Stadtratsfraktionen äußerten sich. Als Reaktion auf die von der Volksstimme angeschobene Debatte will der Kulturausschuss der Stadt nun eine öffentliche Sitzung zum Thema Architektur und Baukultur in Magdeburg abhalten. Nur die Rathausspitze äußerte sich mit Verweis auf das nicht öffentliche Verfahren bislang nicht. Nun hat Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra die von der Volksstimme eingereichten Fragen beantwortet:

Wie geht die Stadtverwaltung mit dem Votum der Volksstimme-Leser um? Nimmt sie es zur Kenntnis?

Ja, wir nehmen das Votum zur Kenntnis. Wir weisen allerdings darauf hin, dass es in der derzeitigen Phase nicht um Architekturentwürfe geht, sondern um Nutzungskonzepte für den östlichen Universitätsplatz. Wenn die Nutzung geklärt ist und ein Käufer für das Grundstück gefunden wurde, kann über die Gestaltung der geplanten Gebäude diskutiert werden.

Die jetzt entstandene Diskussion ist nicht nachvollziehbar und greift dem weiteren Ablauf erheblich vor. Ein paar Skizzen aus einem Nutzungskonzept stellen keine architektonischen Pläne dar. Die vom Verwaltungsausschuss am 19. Februar 2016 eingeladenen Bieter waren aufgefordert, ihr Konzept für die Nutzung des Grundstücks darzustellen. Das haben sie mit ihren Skizzen auch getan. Fertige Architekturentwürfe waren darin nicht enthalten. Niemand würde für eine sechsstellige Summe einen Architekten beauftragen, ohne zu wissen, ob er das Grundstück überhaupt erhält.

Wenn sich die Politiker im Verwaltungsausschuss mehrheitlich auf ein Konzept geeinigt haben und der Stadtrat ihrer Empfehlung folgt, dann kann als nächster Schritt das Grundstück verkauft werden. Ein möglicher 3. Schritt wäre dann eine Öffentlichkeitsbeteiligung bei der genauen Gestaltung der Gebäude. Aber grundsätzlich gilt: Erst wenn es einen Eigentümer gibt, kann dieser dann über Fassaden- oder Architekten-Wettbewerbe entscheiden.

Warum sind Verhandlungen um die Bebauung eines solch prominenten Platzes nicht öffentlich?

Weil es bei der in der Diskussion befindlichen Drucksache um einen Grundstücksverkauf geht. Diese werden immer nichtöffentlich behandelt, weil sie vertrauliche Daten (Firmennamen, Investitionssummen etc.) beinhalten. Dabei spielt auch der Vertrauensschutz für unterlegene Bieter eine große Rolle. Die Bebauung an sich wird ja erst noch zum Thema werden.

Abgesehen davon, sitzen im Verwaltungsausschuss Politiker, die alle von der Magdeburger Bevölkerung gewählt wurden und die Interessen der Magdeburger wahrnehmen.

Warum landete der Vorschlag des Berliner Investors auf dem ersten Platz?

Das war die politische Entscheidung des Verwaltungsausschusses am 19. Februar 2016. Dort wurde drei Interessenten die Gelegenheit gegeben, ihr Vorhaben zu präsentieren. Hierbei hat ein Konzept Vorzug vor denen der anderen Mitbewerber erhalten und wurde favorisiert.

Ein Mitbewerber beabsichtigte, lediglich das Hauptgrundstück zu bebauen. Der Verkauf der zweiten Teilfläche an andere Investoren dürfte sich in der zweiten Reihe als schwierig erweisen. Für die beiden anderen Mitbewerber wurde ein Fragenkatalog für offene Fragen zum Konzept erstellt und ihnen zugesandt. Die derzeit zweitplatzierte Firma hat in ihrem Konzept sowie auf den Fragenkatalog die vorgegebenen Rahmenbedingungen des Stadtplanungsamtes nur bedingt bis befriedigend umgesetzt.

Deshalb schlug die Verwaltung den Verkauf des Grundstückes für das geplante Vorhaben an einen Investor aus Berlin vor. Der Universitätsplatz würde durch ihn die gewünschte geschlossene Bebauung erhalten. Das Konzept entspricht mit den Studentenwohnungen und der Gastronomie der gewünschten universitätsnahen Nutzung. Es erfüllt die städtebaulichen Rahmenbedingungen zur Bebauung und berücksichtigt die gewünschte Wegeverbindung zur Universität sowie die Freihaltung der Flächen für die Klimabedingungen.

Was hält die Stadtverwaltung von der Kritik der Architektenkammer?

Diese Frage stellt sich uns derzeit nicht. Denn wir suchen einen Investor für den östlichen Universitätsplatz. Dieser kann dann nach Erwerb des Grundstücks gern einen Gestaltungswettbewerb ausrufen. Das würde die Landeshauptstadt begrüßen.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Drucksache wird bis zur Abgabe einer Empfehlung des Gestaltungsbeirates zurückgestellt. Diese kann sich allerdings nur auf die vorläufige Gebäudestruktur anhand der vorgelegten Nutzungskonzepte beziehen. Das ist ein neues Vorgehen: Normalerweise wird der Gestaltungsbeirat erst um eine Stellungnahme gebeten, wenn ein fertiges Konzept eines Grundstückseigentümers vorliegt (z.B. Neubebauung südlicher Breiter Weg/ Danzstraße). Deshalb müsste der Gestaltungsbeirat ein zweites Mal hinzugezogen werden, wenn es einen Bauantrag für das Gelände gibt.