Verdi bestreikte H&M-Filiale in Magdeburg
Magdeburg (rs) | In Magdeburg haben am Sonnabendmorgen Beschäftigte der Modekette "H&M" gestreikt. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi traten die Mitarbeiter um 5.30 Uhr am Standort Allee-Center in den Ausstand. Die Streiks seien eine Reaktion auf die geplatzten Tarifverhandlungen am 24. Juli, sagte Verdi-Verhandlungsführer Jörg Lauenroth-Mago.
Die Arbeitgeber hätten damals nach 10 Minuten den Verhandlungsraum verlassen, allerdings ein schriftliches Angebot zurückgelassen. Für die Kollegen sei es der dritte Streiktag nach dem 20. und 22. Juli gewesen, so Verdi. "Die Beteiligung von 23 Kollegen war total super. Kassen konnten nicht besetzt werden. Der LKW, der am Morgen Ware bringen wollte, wurde nicht ausgeladen", sagte Verhandlungsführer Lauenroth-Mago der Volksstimme. Die Mitarbeiter der Filiale seien in einen ganztätigen Streik getreten.
Kunden von H&M konnten den Ausstand jedoch nur am Morgen wahrnehmen. Nach einer Kundgebung vor dem Allee-Center zogen sich die Streikenden in das Verdi-Büro an der Guerickestraße zurück. Der Geschäftsbetrieb der Filiale wurde dann nach Volksstimme-Informationen mit Aushilfskräften und anderem Personal abgesichert.
"Das die Arbeitgeber in der 3. Verhandlungsrunde sich wenigstens zu einer Erhöhung der Gehälter, Löhne und Ausbildungsvergütung geäußert haben, ist sicherlich eine Reaktion auf die vielen Streiks. Doch 2,5 Prozent ab 1. September und 1,5 Prozent ab 1. Juni 2014 sind viel zu spät und viel zu niedrig. Damit würde der Abstand zu anderen Tarifbereichen weiter wachsen", argumentiert Jörg Lauenroth-Mago.
In den letzten Wochen sei in über 60 Betrieben erfolgreich gestreikt worden. Am Sonnabend seien die Aktionen neben Magdeburg auch in anderen Städten Mitteldeutschland fortgesetzt worden.
"Die Arbeitgeber wollen die Arbeitsbedingungen für neue Arbeitsverträge verschlechtern, den Kassiererinnen sollen 4 Prozent genommen werden, dann hätten wir eine 2. Klassengesellschaft im Handel, das wollen wir verhindern. Ruhe wird es im Einzel- und Versandhandel erst wieder geben, wenn die Tarifverträge unterschrieben sind. Dazu müssten die Arbeitgeber aber erst mal wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren", beschreibt der Verhandlungsführer die aktuelle Situation.
Bisher gebe es in keinem Bundesland einen Abschluss für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel. Bundesweit gab es bisher weit über 100000 Streiktage.
Verdi fordert rückwirkend zum 1. Juni 2013 für 265000 Beschäftigte im Einzel- und Versandhandel Mitteldeutschland eine Erhöhung der Gehälter und Löhne um 1 Euro pro Stunde, die Ausbildungsvergütungen sollen um 90 Euro im Monat steigen.
Derzeit verdiene eine Verkäuferin nach 7 Jahren 13,43 EUR pro Stunde. Bei einer 38-Stunden-Woche seien dies nach Verdi-Angaben 2.216 Euro pro Monat. Das Einstiegsgehalt einer ungelernten Beschäftigten betrage 9,21 Euro pro Stunde, bei einer 38-Stunden-Woche sind dies 1520 Euro pro Monat. Die Mehrheit der Beschäftigten arbeite in Teilzeit und liege bei einem 90-Stunden-Vertrag im Monat trotz Tarifgehalt nur knapp über der Armutsgrenze. Der Einzelhandel sei die Branche mit den meisten Aufstockern.