Infrastruktur Verkehr in Magdeburg: Geht Entlastung für Ostelbien auch ohne neue Straße?
Die angespannte Verkehrssituation im Osten von Magdeburg ist bald Thema in den Ausschüssen des Stadtrats. SPD und CDU haben Anträge für den Bau einer Entlastungsstraße vorgelegt. Grüne/future! wollen dagegen kurz- bis mittelfristige Konzepte für eine Entlastung vorantreiben.

Magdeburg - Future-Stadtrat Mirko Stage bringt das Dilemma in Ostelbien auf den Punkt: „Der Stadtteil ist gewachsen, die Verkehrsinfrastruktur hat sich aber nur wenig geändert.“ Die Hauptverkehrsachse durch die ostelbischen Gebiete – Cracauer, Genthiner, Pechauer Straße und Alt Prester – scheint chronisch überfüllt.
Für Radfahrer gerät das Nebeneinander mit Kfz und Bahn auf dem engen Raum zum Fürchten. Der zunehmende Schwerlastverkehr, der sich durch die Wohngebiete lärmt, stellt noch ein akutes Ärgernis für Anwohner dar.
Als mögliche Entlastung wird der Neubau einer Umgehungsstraße diskutiert. Dazu liegen Anträge von SPD und CDU im Stadtrat vor. Grüne/future! als nominell stärkste Ratsfraktion will demgegenüber einen eigenen Antrag positionieren. Dieser zielt im Wesentlichen auf eine Verbesserung der Verkehrssituation für alle Ostelbier ohne den Bau einer Entlastungsstraße ab.
Bessere Bedingungen für Radfahrer
Im Rahmen einer Fraktionssitzung im Bürgerhaus Cracau stellte die Fraktion ihre Ideen vor, die unabhängig vom Projekt Ost-Umgehung zu einer „deutlichen Verbesserung“ der Verkehrssituation führen sollen.
„Wir sehen es als notwendig an, dass der Schwerlastverkehr im Durchgangsverkehr begrenzt wird“, leitete die ostelbische Grünen-Stadträtin Mathilde Lemesle den kurzfristigen Maßnahmenkatalog ein.
Das Vehikel dafür könnte die Anordnung von Tempo 30 auf der Hauptverkehrsachse durch Cracau und Prester in der Zeit von 22 bis 6 Uhr sein. Auch ein erneuter Anlauf für eine Maut auf der Route ist denkbar. Die Durchfahrt soll für Lkw so unattraktiv wie möglich gestaltet werden.
Weitere kurzfristige Maßnahmen zielen auf „sichere Schulwege“ sowie Poller gegen Falschparker vor bestimmten Straßenbahnhaltestellen in Cracau ab. Um die Verkehrssituation für Radfahrer zu verbessern, streben Grüne/future! unter anderem einen zeitnahen Abriss der Brellin-Garagen samt Radwegeausbau an. Des Weiteren wurden die Büchnerstraße, Seestraße und Simonstraße zur Ausweisung als Fahrradstraßen vorgeschlagen.
Mittelfristig könnten darüber hinaus die Buslinien 51 und 56 verlängert sowie weitere Wohngebiete an den öffentlichen Personennahverkehr angeschlossen werden. Vorstellbar wäre zudem eine Verlängerung der Straßenbahn bis hin zur Friedrich-Ebert-Straße/Berliner Chaussee.
„Es ist sehr begrüßenswert, dass die Grünen Ostelbien entdecken, bisher haben wir das so nicht wahrgenommen“, meinte Jörg Richter, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) „Für Ostelbien“. Letztere engagiert sich für den Bau einer Entlastungsstraße. Mit Blick auf die beiden vorliegenden Anträge von CDU und SPD pro Ost-Umgehung hakte er nach, ob ein Kompromiss von Grüne/future! mitgetragen würde.
Zweigleisig fahren
„Man muss zweigleisig denken“, antwortete Mirko Stage. Die kurz- bis mittelfristigen Entlastungsideen für den ostelbischen Verkehr bedeuten noch keine Absage an das langfristige Projekt einer Entlastungsstraße. Kritisch sieht Stage jedoch die bisher angedachte Routenführung von SPD und CDU.
Alternativ könnte auch ein punktueller Ausbau der vorhandenen Straßen genügen. Stage formulierte salomonisch: „Wir verschließen uns einem Änderungsantrag nicht, der insgesamt eine Entlastungssituation bietet.“
Deutlich in seiner Ablehnung zur Umgehung wurde Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl: „Wir stehen mehrheitlich dazu: Neue Straßen schaffen neuen Verkehr.“