Autobahnen A2 und A14 Verkehr um Magdeburg: Ein Waldgürtel als grüne Lärmschutzwand
Ein Waldgürtel entlang der Autobahnen 2 und 14 bei Magdeburg soll sich wie ein Riegel schützend vor die Landeshauptstadt schieben. So zumindest eine Idee der CDU-Ratsfraktion. Was die Stadt dazu sagt.

Magdeburg - Die vielbefahrene A2 im Norden, die nicht minder ausgelastete A14 im Westen liegen vor den Toren der Landeshauptstadt. Je nach Nähe zur nächsten Bebauung sorgen die Pisten entsprechend für Lärm und Luftverschmutzung bei den Anliegern.
Dem möchte die CDU-Stadtratsfraktion einen Riegel vorschieben. Und zwar in Form eines Waldes. Ein mindestens 30 Meter breiter Waldgürtel, der im Norden weitgehend durchgängig entlang der A2 von der Abfahrt Rothensee bis zum Kreuz Magdeburg führt und dann nach Süden entlang der A 14 abbiegt und bis zur Abfahrt Sudenburg reicht, schwebt der CDU dabei vor.
„Deutliche Aufwertung der Lebensqualität“
„Neben einer klar zu erwartenden Verbesserung der Attraktivität der ausgeräumten Landschaft würde ein signifikanter Teil der Lärm- und Schadstoffbelastung, infolge der Hauptwindrichtung aus West, durch einen solchen Wald verringert werden. Insbesondere in den westlichen Stadtgebieten – von Rothensee, über Diesdorf bis hin nach Ottersleben käme es zu einer deutlichen Aufwertung der Lebensqualität“, heißt es unter anderem im Antrag der CDU.
Im März 2022 hatte die Fraktion den Antrag in den Stadtrat gebracht, dass die Stadtverwaltung prüfen soll, ob und wie ein solcher Waldschutzriegel angelegt werden könnte. Dazu sollten zudem Gespräche mit den angrenzenden Landkreisen und Gemeinden geführt werden, welche Voraussetzungen für solch einen Waldschutzgürtel erfüllt werden müssten. Weiterhin sollte geprüft werden, zu welcher messbaren Verbesserung der Lärm- und Emissionsbelastung ein solcher Wald beitragen kann. Die Mehrheit des Stadtrates stimmte für diesen Prüfauftrag.
Nun hat Jörg Rehbaum, Beigeordneter für Umwelt und Stadtentwicklung, eine umfangreiche Stellungnahme erarbeitet. Solch ein Waldschutzriegel sei „wünschenswert und angebracht“ angesichts der zahlreichen positiven Funktionen von Bäumen und Wäldern, meint er. Allerdings sei einiges zu beachten bei der Anlage eines solchen Streifens.
Grüner Gürtel hätte eine Gesamtfläche von rund 60 Hektar
Ausgehend von der Mindestbreite von 30 Metern sowie einer geschätzten Länge von etwa 20 Kilometern entlang der beiden Autobahnen, ergäbe der grüne Gürtel eine Gesamtfläche von etwa 60,75 Hektar. Nur rund die Hälfte davon würde in der Gemarkung Magdeburg liegen. Und: nur etwa 4,62 Hektar davon (weniger als acht Prozent) sind in städtischem Besitz. Und selbst die sind teils Ausgleichs- und Ersatzflächen sowie vor allem im Norden der Stadt zum Teil bereits bebaute Gewerbe- und Industrieflächen.
Es müssten also, wo noch nicht bebaut, rund 56 Hektar angekauft werden – so denn die privaten Besitzer und Nachbargemeinden dazu bereit wären. Hinzu könnten laut Rehbaum bei Ackerflächen mögliche Entschädigungszahlungen infolge des Ausfalls von Agrarsubventionen kommen, weil ja die Nutzungsart der Flächen geändert werden müsste.
3,3 Millionen Euro Kosten für Flächenkauf und Aufforstung
Die Kosten für die Erstaufforstung der Flächen wurden von der Verwaltung mit bis zu 23 000 Euro pro Hektar als Schätzung kalkuliert. Summa summarum würden allein für Flächenankäufe und Erstaufforstungen Kosten von insgesamt etwa 3,3 Millionen Euro auflaufen.
Parallel zu den Autobahnen verlaufen zudem verschiedene technische Versorgungsleitungen, wie Hochspannungs- oder Gasleitungen. Hier müssten verschieden breite Schutzstreifen freigehalten werden. Die Flächen entlang von Autobahnen haben zudem in einer Entfernung von bis zu 200 Metern eine besondere Bedeutung für die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaikanlagen, da diese hier förderfähig sind. Hier habe das Interesse stark zugenommen, was sich unter anderem auf die Bodenpreise auswirkt.
Was die andere Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen anbelangt, so gibt der Beigeordnete in seiner Stellungnahme unter anderem zu bedenken, dass es möglichst vermieden werden sollte, Flächen aus der Nutzung zu nehmen. Darüber hinaus gewinne der Erhalt landwirtschaftlicher Flächen aktuell durch den Krieg in der Ukraine nochmals an Bedeutung.
Waldschutzstreifen müsste breiter werden
In Bezug auf den Lärmschutz sei festzustellen, dass eine Bepflanzung erst mit relativ großer Pflanzbreite eine ähnliche Wirkung erzielt, die einer Lärmschutzwand gleichkommt. „Als städtebauliche Maßnahme für den Lärmschutz kommt eine Bepflanzung kaum in Betracht, da erst ein 100 Meter breiter dichter Waldstreifen mit dichtem Unterholz eine Pegelminderung von fünf bis zehn Dezibel bewirkt“, zitiert Rehbaum aus der städtebaulichen Lärmfibel.
Trotz positiver Wirkungen eines derartigen Waldschutzriegels seien Machbarkeit und Effektivität zu hinterfragen. Einer weitgehend zusammenhängenden Erstaufforstung entlang der Autobahnen stünden mehrere Aspekte entgegen. „In erster Linie sind hier das Kosten-Nutzen-Verhältnis, die Konkurrenz verschiedener Planungen/Entwicklungsvorstellungen sowie die fragliche Umsetzbarkeit durch die in Teilen fehlende Planungshoheit sowie bereits bestehende andere Nutzungsfestlegungen zu nennen“, so der Beigeordnete.
Aus Sicht der Verwaltung sind vorrangig andere Maßnahmen, wie beispielsweise die Anpflanzung von Bäumen innerhalb von Baumhainen, an Siedlungsrändern und entlang von Feldwegen, die ergänzende Pflanzung an Einzelstandorten in öffentlichen Grünflächen, Parkanlagen und auf dem Gelände von Schulen, Kindergärten, Sportflächen sowie die Bepflanzung von Fehlstellen entlang von Straßen zielführender und für die Bürger auch direkter wahrnehmbar und in ihrer Wirkung spürbarer.