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Wassersport Verlandung der Alten Elbe: Magdeburger Segler sitzen auf dem Trockenen

Seit Jahren schreitet die Verlandung der Alten Elbe in Magdeburg voran. Die Segler in den anliegenden Vereinen müssen ihr Heimatgewässer verlassen, um noch segeln zu können.

Von Konstantin Kraft 01.12.2021, 03:00
Mitten im Fluss: So sieht es aktuell in der Alten Elbe in Magdeburg aus. Links verläuft noch eine schmale Rinne. Daneben liegen die Bootshäuser am Ufer.
Mitten im Fluss: So sieht es aktuell in der Alten Elbe in Magdeburg aus. Links verläuft noch eine schmale Rinne. Daneben liegen die Bootshäuser am Ufer. Foto: Konstantin Kraft

Magdeburg - Schlamm, Kies und Sand, wo einst Wasser war. Auch Gestrüpp bereitet sich zunehmend aus. Schwer zu glauben, dass man sich hier mitten in der Alten Elbe befindet. Seit Jahren verlandet der einst stolze Flusslauf. Die Segler in den anliegenden Vereinen können ihren Sport nur noch anderswo ausüben.

„Wir haben schon 2020 unsere Steganlage nicht mehr aufgebaut“, sagt Gerald Schnell. Er ist Vorsitzender des Magdeburger Segler-Vereins e. V. mit Sitz am Seilerweg 15. Etwa fünf Monate im Jahr läge der Ankerpunkt auf dem Trockenen und auch in der anderen Jahreshälfte ist kaum mehr genug Wasser in der Alten Elbe, um dort Segeln zu können.

Wassersportler müssen Magdeburg verlassen

Zurzeit dürfte die schmale Rinne zwischen der Rotehornparkspitze und dem Wehr an der Cracauer Wasserfallbrücke höchstens noch eine Tiefe von einem halben Meter aufweisen, schätzt Schnell. Mit dem Kajak mag man da noch treiben können, nicht aber mit einem Segelschiff, das nur ein bisschen mehr Tiefgang hat. „Da können sie nicht mal mehr mit einem Ruderboot paddeln.“

Das Problem der fortschreitenden Verlandung der Alten Elbe ist nicht neu, aber es hat sich in den vergangenen Jahren nichts zum besseren getan. „Die Nutzung der Elbe als Segelgewässer ist schon seit Jahren nicht mehr möglich“, konstatiert Gerald Schnell.

Einige Mitglieder im Magdeburger Segler-Verein haben aus der andauernden Misere bereits ihre Konsequenzen gezogen. Um den Segelsport weiter ausüben zu können, mussten sie ihr Heimatgewässer in Magdeburg verlassen. Und so stechen sie mit ihren Booten fortan in Plaue oder auf der Müritz in See.

Vom Vereinsheim am Seilerweg aus blickt der Vorsitzende des Magdeburger Seglervereins auf viel Sand und wenig Wasser.
Vom Vereinsheim am Seilerweg aus blickt der Vorsitzende des Magdeburger Seglervereins auf viel Sand und wenig Wasser.
Foto: Konstantin Kraft

Die praktische Unbefahrbarkeit der Alten Elbe mit dem Segelboot hat noch andere Folgen: Die vereinsinterne Jugendförderung fällt komplett aus. Ein Trainingsangebot ist auf Dauer schlicht nicht umsetzbar. „Das ist schlecht für einen Verein, wenn er keine Jugend hat“, betont Schnell. Derzeit hat der Verein 85 Mitglieder. Es waren schon einmal 120.

Bis zum Hochwasser noch saisonal trainiert

Unter einem spürbaren Mitgliederschwund leidet genauso der Wassersportverein Lokomotive Magdeburg e. V. mit Sitz am Seilerweg 9, etwas weiter die Elbe abwärts, bei Kilometer 322,85. Eine Jugendabteilung gibt es dort ebenfalls schon länger nicht mehr. „Ich habe noch 2002 auf der Alten Elbe mit Jugendlichen in einer Jolle saisonal trainiert“, erinnert sich der Vereinsvorsitzende Andreas Deutel. Danach war Schluss.

Die beiden Elbe-Hochwasser haben derart viel Sediment in den alten Flusslauf getragen. Wer weiß, was nach dem nächsten Hochwasser noch übrig bleibt. Schon jetzt gilt: „Wenn der Pegel der Elbe an der Strombrücke auf einen Meter abfällt, dann ist in der Alten Elbe nur noch Sand, die Stege liegen trocken.“ Andreas Deutel berichtet gleichermaßen von einer Abwanderung der segelnden Vereinsmitglieder auf andere Gewässer. Die einst große Segeltradion in der Stadt verschwindet zusehends. „Das Segeln in Magdeburg ist rückläufig.“

Um die Situation zu verbessern, plädiert Gerald Schnell dafür, die Alte Elbe ausbaggern zu lassen. „Es war früher gang und gäbe, dass hier gebaggert wurde“, sagt der Vorsitzende, der seit 1967 im Segler-Verein aktiv ist. „Die ganze Woche über, außer am Wochenende.“

Ich habe noch 2002 auf der Alten Elbe mit Jugendlichen in einer Jolle saisonal trainiert

Andreas Deutel

Vom regelmäßigen Baggern kann auch Andreas Deutel erzählen. Etwa bis zur Wende sei im Mündungsbereich ein Eimerkettenbagger im Dauereinsatz gewesen, der den Flusslauf von Kies befreit hat. Das war einmal. Die letzte größere Aktion zum Vertiefen der Rinne liegt inzwischen mehr als ein Jahrzehnt zurück.

Initiative für Ausbaggern der Alten Elbe

Vor einigen Jahren hatte Gerald Schnell gemeinsam mit den anderen betroffenen Wassersportvereinen am Seilerweg eine Initiative entwickelt. Im Kern ging es um das Ausbaggern einer circa neun Meter breiten, schiffbaren Rinne für Sport- und Segelboote. Der ausgehobene Untergrund sollte dann abgefahren und nicht auf der Landzunge aufgehäuft werden. Eine Kostenkalkulation gab es ebenfalls bereits. Aus dem Vorstoß wurde nichts. „Es ist bisher alles im Sande verlaufen“, bilanziert Schnell.

Ebenso nichts geworden ist aus dem Vorschlag, vor dem Cracauer Wasserfall einen größeren Wasserbereich stetig freizuhalten, um dort zumindest ein Training anzubieten, erklärt Andreas Deutel.

Die Segler hoffen jetzt auf eine Unterstützung der Stadt Magdeburg. Zwar sei die Elbe als Bundesgewässer nicht im städtischen Zuständigkeitsbereich, gleichwohl sollte es im Sinne der Stadt sein, den hiesigen Segelsport nicht auf dem Trockenen liegen zu lassen.

Die Volksstimme fragte bei der Stadtverwaltung an, inwieweit die betroffenen Vereine bei der Ausübung des Segelsports unterstützt werden könnten und wie die zunehmende Verlandung der Alten Elbe eingeschätzt wird. Bis Redaktionsschluss war noch keine Antwort zu erhalten.