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Nach Weihnachtsmarktanschlag Hat die Polizei bei der Durchsuchung der Wohnung von Taleb A. Beweise übersehen?

Eine Entrümpelungsfirma hat diese Woche in der Bernburger Wohnung des Weihnachtsmarkt-Attentäters Datenträger und Papiere entdeckt. Die Generalstaatsanwaltschaft beantragt nun eine gerichtliche Beschlagnahme.

Von Matthias Fricke Aktualisiert: 02.07.2025, 18:07
Gleich  nach dem Anschlag hatten Polizisten die Wohnung von Taleb A. in der Christianstraße in Bernburg stundenlang durchsucht und Kartons mit Beweismaterial sichergestellt.
Gleich nach dem Anschlag hatten Polizisten die Wohnung von Taleb A. in der Christianstraße in Bernburg stundenlang durchsucht und Kartons mit Beweismaterial sichergestellt. Foto: Conny Schreiber

Magdeburg. - Mitarbeiter einer Entrümpelungsfirma haben am Dienstag gegen Mittag bei der Haushaltsauflösung der ehemaligen Wohnung des Magdeburger Weihnachtsmarkt-Attentäters Taleb A. mehrere Datenträger und Papiere aufgefunden. Das bestätigte gestern Klaus Tewes von der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg. Er sagte: „Der etwaige Inhalt der Datenträger wird sodann und schnellstmöglich auf Beweiserheblichkeit geprüft." Erst Mitte Juni war die Versiegelung der Wohnungstür aufgehoben worden. Danach hatte der Vermieter die Firma mit der Räumung der Wohnung des ehemaligen Arztes aus dem Maßregelvollzug beauftragt. Als die Mitarbeiter den brisanten Fund machten, informierten sie die Polizei.

Nach Volksstimme-Informationen handelte es sich neben einigen Unterlagen auch um einen Laptop, einen I-Pod, eine Speicherkarte und einen USB-Stick. Ob und was sich darauf befindet, ist nun Gegenstand der Untersuchungen. Laut Tewes wird eine gerichtliche Beschlagnahme seitens der Generalstaatsanwaltschaft beantragt. Wenn diese vorliegt, wird das LKA die Daten analysieren.

Sollte der Inhalt der Datenträger für das Verfahren relevant sein, werde man dies in der sogenannten Abschlussverfügung berücksichtigen. Mit deren Fertigstellung rechnet die Anklagebehörde im Sommer.

Welche Auswirkung der aktuelle Fund auf den weiteren Zeitplan haben könnte, ist noch unklar. Der Abschlussbericht der Soko „Markt“ liegt bereits seit einer Woche in der Generalstaatsanwaltschaft Naumburg vor.

Sollten die Ermittler tatsächlich noch relevante Inhalte auf den Datenträgern finden, müsste dieser Abschlussbericht zumindest ergänzt werden.

Ob die aufgefundenen Gegenstände bei der Durchsuchung im Dezember übersehen, vergessen oder später durch Dritte hinzugefügt wurden, soll nun die Prüfung zeigen. Bislang stehe laut Tewes noch nicht einmal fest, „ob die Datenträger überhaupt dem Beschuldigten zugeordnet werden können“.

Taleb A. wird sechsfacher Mord, 329-facher Mordversuch in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vorgeworfen.

In Magdeburg wird extra für den bevorstehenden Prozess ein neues Gericht gebaut. Eine Spezialfirma errichtet das Gebäude auf der Wiese neben den Ministerien am Jerichower Platz im Osten der Stadt. Das Mietobjekt soll das Land zwischen drei und fünf Millionen Euro kosten. Den Plänen nach könnte das knapp 5.000 Quadratmeter große Interimsgericht im September zur Verfügung stehen.