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Vermutlich Geschoss Attacke auf das Ordnungsamt

Beamte wurden in Olvenstedt vermutlich mit einem Geschoss angegriffen. Die Volksstimme, die das Team begleitete, wurde unmittelbar Zeuge.

14.07.2016, 01:01

Magdeburg l Die Anfrage von der Polizei kommt 21 Uhr. Ein Anwohner habe sich über Alkohol trinkende Kinder auf einem Spielplatz am Bruno-Beye-Ring beschwert. Ob es möglich sei, dass das Ordnungsamt sich die Sache einmal anschaue, fragt der Beamte aus dem Lagezentrum der Polizei. „Für uns ein typischer Einsatz“, sagt der Chef des Stadtordnungsdienstes, Gerd vom Baur – besonders zum Start des Wochenendes.

Es ist Freitag. Vom Baur und seine Kollegen sind seit fünf Stunden im Präsenzdienst. Bis zu diesem Zeitpunkt ein völlig normaler Arbeitstag: Alkoholkontrollen an den Elbwiesen, Streife im Stadtpark, auf dem Ostfriedhof und in der Innenstadt. Bis auf eine Familie, die unerlaubt auf einer Wiese grillt, einen Mann, der mit seinem nicht angeleinten Kampfhund durch die Stadt spaziert und eine Gruppe Punks, die etwas zu viel Müll hinterlässt, ist der Tag nicht sonderlich spektakulär. Ein Halter, dessen Auto stillgelegt werden soll, ist gar nicht erst da, ebenso wenig ein anderer, dem der Hund weggenommen werden soll.

Zum Einsatz am Bruno-Beye-Ring fährt vom Baur mit drei Kollegen. Das ist Luxus, denn normalerweise sind sie zu zweit auf einem Wagen. Alle vier Mitarbeiter tragen schuss- und stichfeste Westen. „Beim Ordnungsamt denken alle an Strafzettel. Dass wir auch gerufen werden, wenn zum Beispiel ein Kampfhund weggenommen werden muss, haben nur wenige auf dem Schirm“, sagt vom Baur.

Dass ein absoluter Routineeinsatz sehr schnell kippen kann, zeigt sich, als der Transporter auf den Bruno-Beye-Ring einbiegt. Die von der Polizei gemeldeten Alkohol trinkenden Kinder erweisen sich als mehrere bereits stark alkoholisierte Männer mit sehr kurzen Haaren. Sie stehen auf einem Spielplatz und hören laut Deutschrock. „Wir gehen da mal hin und gucken uns das an“, sagt vom Baur.

Der Wagen des Ordnungsamtes steht in einer Häuserschlucht. In Sichtweite der Spielplatz, links, rechts und im Rücken Plattenbauten. Als die Mitarbeiter sich auf die Gruppe zubewegen, peitscht ein zischendes Geräusch durch die Luft. Vom Baur und Kollegen drehen sich um und sehen gerade noch, wie eine Seitenscheibe des Transporters in sich zusammenfällt. „Da hat gerade jemand geschossen“, sagt vom Baur. Er und seine Kollegen suchen Schutz hinter einer Mülltonne. Per Funk alarmiert er seine Leitstelle und bittet um Verstärkung durch die Polizei. „Es ist möglicherweise auf uns geschossen worden“, sagt er. Bevor die Polizei eintrifft, fährt ein zweiter Wagen des Ordnungsamtes vor. Auf den Balkonen der Wohnblöcke stehen inzwischen Leute und schauen auf die Szenerie. Es herrscht angespannte Stille. Nur die Musik der feiernden Männergruppe und deren Gelächter schallt über die Straße. „Wir können jetzt nur hoffen, dass die Lage sich nicht weiter zuspitzt“, sagt vom Baur.

Nach mehr als 20 Minuten trifft der erste Polizeiwagen vor Ort ein. Eine Kugel finden die Beamten nicht. Weil unklar ist, woher die Attacke kam und vor Ort niemand festgestellt werden kann, wird der Vorfall unter der Überschrift „Sachbeschädigung“ aufgenommen.

„Das ist schon krass. Zerstochene Reifen haben wir schon erlebt, aber so eine Attacke ist eine neue Qualität“, sagt vom Baur sichtlich konsterniert. Als das Ordnungsamt vom Bruno-Beye-Ring abrückt, trinken die Männer immer noch Alkohol auf dem Spielplatz, was eigentlich verboten ist. Auch die Musik schallt weiter laut aus den Boxen. Da ist es bereits kurz vor 23 Uhr. Zwar hat das Ordnungsamt die Männergruppe darauf hingewiesen, dass es Beschwerden gibt, aber zur Durchsetzung des Rechts fehlt es vom Baur und seinen Kollegen an Mitteln. Ein bisschen frustrierend sei das am Ende des Tages schon, sagt er.

Nach dem Vorfall meldete sich inzwischen Magdeburgs Ordnungsbeigeordneter Holger Platz (SPD) zu Wort. Er fordert zum Schutz seiner Mitarbeiter eine bessere Ausrüstung, zum Beispiel mit Schlagstöcken und polizeilichem Pfefferspray. Polizei und Innenministerium lehnen eine Bewaffnung des Stadtordnungsdienstes ab.