Viel Platz für Stuhl-Stories und Sitzenbleiben lohnt sich
Wie oft sitzen wir etwas aus, beweisen Sitzfleisch, haben Angst, dass am Stuhl gesägt wird? Dr.Andreas Mahlfeld rückt den Stuhl ins Rampenlicht.
Der Chirurg ist ein leidenschaftlicher Sammler. Etwa 400 Stühle gehören zu seinem Fundus, der sich ständig vergrößert und auf Garagen, Lager und die Familie verteilt wird. Dass der Arzt Stühle hortet, hat sich längst herumgesprochen, so findet manch eigenwilliges Exemplar den Weg zu ihm. Der Stuhl-Ruhm dürfte sich jetzt noch erweitern. Im Technikmuseum ist noch bis zum 31. Oktober die Sonderausstellung "Stühle und Sitzen in Vielfalt und Variation" zu sehen. Mitten in dieser Ausstellung machten es sich jetzt die Zuschauer bequem. "Stuhlgeschichten", das klingt so originell wie seltsam. Das Interesse - es blieb kein Zuschauer-Stuhl leer - war groß. Prominente kamen in die alte Werkhalle, brachten jeweils eine Sitzgelegenheit mit, der Geschichte und Geschichten anhafteten. Moderator Frank Hengstmann zeigte seinen schrill-bunten Stuhl in die Höhe, eine Erinnerung an die Grüne Zitadelle. Hier wurde er als Toilettenpächter bekannt. Ein Stuhlgang der augenzwinkernden Art.
Astrid Stolze, Direktorin der Mercedes-Benz-Niederlassung, zeigte ihren blauen Chefsessel. Generalintendantin Karen Stone brachte ein Utensil aus ihrer ersten Magdeburger Inszenierung "Der Untergang des Hauses Usher" mit. Stadtmanager Georg Bandarau zeigte einen Kaiser-Otto-Stuhl und Zoodirektor Kai Perret machte es sich auf einem Holzdrehschwingstuhl bequem. Volksstimme-Chefredakteur Alois Kösters musste sich vorsichtig setzen. Sein Stuhl ist aus gutem Geschichten-Holz, gehört aber rein optisch zum alten Eisen. Das gute Stück erlebte einige Umzüge, wurde mit Bohnenband geflickt. "Eine Restaurierung würde ihn beliebig machen", beschlossen seine Frau und er, warnen aber zugleich jeden Gast: "Bitte nicht draufsetzen." Auf die Stühle von Andreas Mahlfeld kann man meist Platz nehmen. Die Gene seines Vaters schlummern in ihm. Gut, wenn man das Tischlerhandwerk kennt. Aber muss man darum gleich Stühle sammeln? Andreas Mahlfeld sagt darauf ganz einfach: "Manche sammeln Briefmarken, ich eben Stühle." (mbo)