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Vogelzählung Die Amsel ist der große Verlierer

60 Prozent weniger Amseln wurden 2019 in Magdeburger Gärten gezählt. Der Bestand des prächtigen Singvogels schrumpft drastisch.

Von Jana Heute 24.02.2019, 00:01

Magdeburg l Licht und Schatten liegen bei der jüngsten Zählung „Stunde der Wintervögel“ nah beieinander. Die gute Nachricht: Magdeburg hat erneut einen Mitmachrekord erzielt. 287 Vogelfreunde haben sich im Januar 2019 an der großen vom Naturschutzbund (Nabu) initiierten Aktion beteiligt und in Parks und Gärten der Elbestadt fleißig die Wintervögel gezählt.

Insgesamt wurden 5282 gefiederte Gesellen in 183 Magdeburger Gärten erfasst. Im vergangenen Jahr waren es noch 275 Vogelfreunde, die in 147 Gärten sogar ein paar mehr Vögel gezählt hatten.

Das ist zugleich die schlechte Nachricht: Bundesweit – und auch in Magdeburg – waren wieder weniger Wintervögel in Gärten und Parks zu sehen. Das zeigt die Auswertung der 9. „Stunde der Wintervögel“. Eine Erklärung könnte laut Nabu sein, dass viele Vögel angesichts der milden Winter in den schneefreien Wäldern bleiben, weil sie dort noch genügend Futter finden. Zugleich werden wohl weniger Vögel aus dem Norden und Osten Europas nach Deutschland gekommen sein, da der Winter in ganz Europa eher mild war.

Und noch andere Gründe dürften eine Rolle spielen. Bei der Amsel etwa ist die Sorge groß, dass der Bestand durch den für die Vögel tödlichen Usutu-Virus dezimiert wird. Er breitet sich seit Jahren von südlichen Ländern her nach Norden aus und hat in seinen Ausläufern inzwischen auch Sachsen-Anhalt erreicht.

Beobachtungen zum Rückgang des prachtvollen Singvogels hatte es auch in Magdeburg schon gegeben, wie Nabu-Landesgeschäftsführerin Annette Leipelt Anfang des Jahres gegenüber der Volksstimme berichtete. Auch bei den Grünfinken rechnete sie mit einem Rückgang.

Beides hat sich in Magdeburg bei der jüngsten Zählung nun bestätigt: Die Amsel verliert satte 60 Prozent und landet nur noch auf Platz 7 (Vorjahr Platz 3); der Grünfink verliert ebenfalls deutliche 47 Prozent – er rutscht von Platz 8 auf Platz 10.

Unterm Strich bleibt: Es wurden nur etwa halb so viele Grünfinken wie im Vorjahr bei der Zählung gesichtet, bei den Amseln waren es noch weniger. Auch die Ringeltaube büßte mit 34 Prozent deutlich ein. Der große Gewinner ist dagegen die Nebelkrähe. Sie ist deutlich öfter zu beobachten gewesen, legte um 44 Prozent zu – die einzige Vogelart in der Elbestadt, die das in diesem Winter geschafft hat.

Der Rückgang könnte in Magdeburg auch mit dem heißen Sommer 2018 zu tun haben, glaubt Nabu-Vogelexperte Herbert Bilang. Durch die Trockenheit gab es wenig Nahrung, und so trugen viele Singvögel nur eine anstatt zwei oder drei Bruten aus. Bei den Amseln kam die Bedrohung durch die Usutu-Epidemie hinzu. Bilang ist oft unterwegs, um Vögel zu zählen. „Da habe ich teilweise gar keine Amsel gesehen“, stellt er fest.

Einen Labornachweis für das Vorhandensein des Virus zu bekommen, sei nicht so einfach. „Man findet kaum tote Vögel, vermutlich weil sie von Räubern wie dem Fuchs oder auch Katzen geholt werden.“ Deshalb würde sich der Nabu freuen, wenn Magdeburger bei einem Fund den Nabu informieren könnten. „Wir können dann einen Labortest beauftragen“, so Bilang.

Man sei sehr auf die Mithilfe aus der Bevölkerung angewiesen, unterstreicht er. Das gelte auch für die jährlichen bundesweiten Vogel-Zählungen des Nabu im Winter sowie im Mai, wenn die „Stunde der Gartenvögel“ schlägt. Je mehr Naturfreunde sich daran beteiligen, desto aussagekräftiger sei das Ergebnis. „Nur Mut beim Mitmachen und keine Angst vor Fehlern.

Am Ende ist es nicht so wichtig, ob es nun im Detail eine Grau- oder Saatgans war, die man da gesehen hat“, betont Bilang. So viele Ornithologen gebe es nun mal nicht in Deutschland, die man zum Zählen bräuchte. Durch die Masse der Teilnehmer (allein diesmal waren es bundesweit knapp 138.000 Vogelfreunde) ließen sich dennoch wichtige Trends zum Bestand der Vogelarten ablesen.

Der Nabu-Vogelexperte Herbert Bilang ist erreichbar unter Telefon 0152/23328837.