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2 Räuber gefasst Warnschuss stoppt 16-jährigen Räuber

Zwei Maskierte haben Donnerstagabend ein Schmuckgeschäft in Magdeburg überfallen. Nach einem Warnschuss der Polizei gibt ein Räuber auf.

14.01.2016, 18:40

Magdeburg I  Eine einmalige Unvorsichtigkeit ist dem Schmuckhändler Michael Schober und seiner Lebensgefährtin am Donnerstagabend zum Verhängnis geworden. Am frühen Abend verlässt er das Ladengeschäft für wenige Minuten. Seine Lebensgefährtin schließt sich für solche Momente normalerweise im Laden ein und öffnet den Kunden nur, wenn sie vertrauenswürdig aussehen. „Eine Sturmhaube können die Täter ja nicht erst im Laden aufsetzen“, erklärt Michael Schober die Vorsichts-maßnahme. Doch Donnerstagabend bleibt die Tür für alle frei zugänglich. Und zwei Räuber nutzen die Gelegenheit, um den Schmuckladen zu überfallen.

„Als ich zurückkam, habe ich gesehen, dass da zwei Männer im Laden sind und es ein Gerangel gibt“, erzählt Michael Schober, der sich wenig später schon halbwegs gefasst hat. Geistesgegenwärtig versucht er, die Tür von außen zuzuhalten, damit die beiden Täter nicht entkommen können. Er ruft laut „Überfall! Überfall!“ und versucht, die beiden Männer festzusetzen. Doch den Schlüssel zum Abschließen hat er nicht schnell genug bei der Hand, und so entkommen die beiden Täter. „Einer hat von innen mit einer Waffe auf mich gezielt“, sagt Michael Schober. Er vermutet, dass es sich dabei um einen Revolver mit Platzpatronen gehandelt haben könnte. Wie ernst die Lage war, wird erst später klar. Eine Polizeisprecherin erklärt am späteren Abend auf Volksstimme-Nachfrage, dass auch im Ladengeschäft geschossen worden sei – in die Decke des Ladens.

Die beiden Räuber trugen Sturmhauben, eine davon in Weiß-Blau, die andere wahrscheinlich in Grau, erinnert sich Michael Schober. Mit einer Spitzhacke hätten die beiden Täter zwei Vitrinen in dem Geschäft eingeschlagen und Schmuck geklaut. „Wie viel, darüber habe ich jetzt noch keinen Überblick“, berichtet der Schmuckhändler später. Den entstandenen Schaden kann er noch nicht beziffern. Seine Lebensgefährtin bestückt die Vitrinen. Sie  ist diejenige, die den Überblick hat. Doch sie wurde zur Befragung zum Kriminaldauerdienst mitgenommen. Während der Besitzer des benachbarten Handyladens, aufgeschreckt durch Michael Schobers Hilferufe, zu Hilfe eilt und die Verfolgung der beiden Täter aufnimmt, rufen Passanten, die eben noch ein Auto beladen hatten, die Polizei. Die kann sofort mit mehreren Fahrzeugen und Blaulicht in Richtung Bahnhofstraße die Verfolgung aufnehmen.

Die beiden Räuber sollen über die Danzstraße und Otto-von-Guericke-Straße geflohen sein. In der Bahnhofstraße gibt einer der Beamten einen Warnschuss in die Luft ab. Einer der beiden Flüchtenden bleibt stehen und kann so dingfest gemacht werden. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei ihm um einen 16-jährigen Magdeburger. Sein Komplize entkommt und wurde bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht gefasst.

Für Michael Schober ist es das erste Mal, dass er mit einem Überfall konfrontiert ist – und das, obwohl der Berliner schon seit Jahren im Schmuckhandel tätig ist, zunächst einen Schmuckladen in den einstigen Weinarkaden an der Ernst-Reuter-Allee betrieb und vor circa sieben Jahren den Schmuckladen am Breiten Weg eröffnete. „Wir haben uns hier eigentlich immer sicher gefühlt“, sagt er, „mit der Bundesbank im Rücken.“ Und bislang habe es zwar schon versuchte Einbrüche gegeben, „aber reingekommen ist noch keiner“. Welche Konsequenzen er aus dem Überfall ziehen wird, ist für ihn noch nicht klar. „Was sollen wir denn machen? Sollen wir etwa schließen?“, fragt er rhetorisch, verweist auf den Lebensunterhalt, der schließlich auch verdient werden müsse. Vergessen wird er diesen Vorfall jedoch sein Lebtag nicht.

Am Freitag hat die Polizei auch den zweiten Räuber gefasst. Bei dem zweiten Tatverdächtigen handelt es sich um einen 14-Jährigen.