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Ottopia in Magdeburg Warum Stadtschreiberin Katja Hensel nicht gehen will

Die Chance, in einer fremden Stadt zu leben, sei für die Magdeburger Stadtschreiberin Katja Hensel zur richtigen Zeit gekommen. Nun möchte sie nicht mehr weg.

Von Madita Muhs 30.08.2022, 03:00
Stadtschreiberin Katja Hensel, hier mit Helfern und Teilnehmern der Kinderstadt Ottopia, die bis zum 19. August in Magdeburg stattfand. Auch die Spielstadt will Katja Hensel noch zum Thema machen.
Stadtschreiberin Katja Hensel, hier mit Helfern und Teilnehmern der Kinderstadt Ottopia, die bis zum 19. August in Magdeburg stattfand. Auch die Spielstadt will Katja Hensel noch zum Thema machen. Foto: Madita Muhs

Magdeburg - Als Stadtschreiberin kam Katja Hensel nach Magdeburg. Doch verlassen will sie die Elbstadt nach Ablauf der Zeit noch nicht, verrät sie im Volksstimme-Gespräch.

Im vergangenen Jahr sah sie die Ausschreibung. Warum nicht, dachte sich Katja Hensel, die 1967 in Hamburg geboren wurde und dort aufwuchs. Inzwischen pendelt die Schriftstellerin regelmäßig zwischen der Hansestadt und ihrer Wahlheimat Berlin. Die Chance, für sieben Monate in einer für sie fremden deutschen Stadt zu leben, sei genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen, berichtet die Autorin. Die Stadt Magdeburg biete mit ihrer Größe für sie optimale Bedingungen, den Alltag mitzubekommen und sich selbst einzubringen. Doch die Zeit rast. „Man saugt alles auf wie ein Schwamm. Es ist wahnsinnig kurz.“

Sie brauchte ein bis zwei Monate, um sich einzuleben, erzählt sie weiter. Ihr Fokus lag auf den Kindern der Elbestadt. Sie klapperte Schulen ab, kontaktierte Programme und stellte sich vor. Mittlerweile hat sie ihren Platz gefunden. Sie gibt Lesungen oder nimmt als Betreuerin an Angeboten, wie bei der Kinderstadt Ottopia im August, teil.

Freude und Kreativität

Katja Hensel ist die zehnte Stadtschreiberin in Magdeburg. Und sie findet nicht, dass die Elbestadt einen großen Kontrast zu Berlin bietet. Außer vielleicht die Überschaubarkeit. Deswegen eigne sich Magdeburg ausgezeichnet für Stadtschreiber, findet sie. Schließlich gehe es darum, von außen zu kommen, sich einzubringen und mit einem externen Blick andere Impulse für die Stadt zu setzen. „Ich wollte von Beginn an viel mit Kindern und Jugendlichen machen. Es hat mich wahnsinnig belastet, zu sehen, wie Kinder alles auf Leistung, Ergebnis und Abgabe tun.“

Laut Hensel gehe dabei der Wunsch am kreativen Prozess und etwas „einfach zu tun“, ohne dass es sofort bewertet werde, verloren. Ihr Ziel: Die Freude am Schreiben und der Kreativität weiterzugeben und dabei einen lokalen Bezug zur Stadt und deren Wandel einzubringen.

Beenden wird Katja Hensel ihre Zeit als Stadtschreiberin mit einer Abschlusslesung im Literaturhaus am 29. September. In dieser soll auch ein Artikel über die Kinderstadt vorgetragen werden. Doch das reiche ihr nicht: „Mir ist wichtig, dass die Öffentlichkeit mehr von dem Projekt erfährt.“

Vorurteile stimmen nicht

Sie war von Anfang an dabei und konnte sehen, wie eine Kinderstadt entsteht, was für Konflikte auftreten und wie die Mädchen und Jungen diese lösen. Über diesen Prozess will sie schreiben. „Ich finde es erstaunlich, weil es auf einer kindlichen Ebene reflektiert, was wir an Konflikten und Problemen auch auf der Erwachsenenebene haben.“ Umso trauriger ist sie, dass Ende September die Zeit als Stadtschreiberin schon vorbei ist.

Aber direkt den nächsten Zug nach Berlin zu nehmen, das kommt für sie nicht in Frage. „Ich werde auf eigene Kosten noch ein paar Monate bleiben. Ich habe Projekte angefangen und die fühlen sich für mich noch nicht abgeschlossen an“, sagt sie. Und das, obwohl sie ganz ohne Pläne und Vorbereitungen in die Elbestadt kam. „Ich wollte keinen gefilterten Blick haben, sondern erst mal herausfinden, was kommen kann.“

Jetzt will sie die Prozesse weiter begleiten, denn Magdeburg sei im Wandel. Anders als die vielen Narrative, die der Stadt aufgesetzt werden, habe sie die Bevölkerung offen und veränderungsfreudig erlebt. „Die Magdeburger sind sehr zugänglich, interessiert und extrem angenehm. Sie machen einem das Ankommen einfach.“