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Freizeit Was macht eine Reiseautorin, die in Magdeburg bleiben muss?

Von Karolin Aertel 08.04.2021, 21:13

Magdeburg

Als Pilgerin auf dem Jakobsweg oder Backpackerin in Portugal; mit dem Fahrrad durch Finnland oder per Zug durch Europa – Magdeburgs Reiseautorin Mady Host ist immer in Bewegung. Land und Leuten gehört ihre Aufmerksamkeit, Lebensart und Kultur ihr Interesse. Fernab vom Pauschaltourismus sucht sie die Nähe zu Menschen. Doch was, wenn es genau das zu vermeiden gilt? Wenn eine Pandemie die Globetrotter am Reisen hindert; wenn Corona den Kontakt verbietet?

Dann gilt es die Gedanken auf die Reise zu schicken, sagt sie. Und genau das hat Mady Host getan.

Eine Reise in Worte gefasst und in ein Buch gesteckt

Das vergangene von Kontaktbeschränkungen und Corona-Auflagen gezeichnete Jahr hat die 35-Jährige genutzt, um die Erlebnisse ihrer letzten großen Tour Revue passieren zu lassen. Sie hat ihre Reise in Worte gefasst und in ein Buch gesteckt. Am 30. April wird es im Buchhandel zu finden sein – „Mit dem Fahrrad vom Atlantik bis ans Schwarze Meer. Auf Glückssuche zwischen Frankreich und Rumänien“ ist das vierte Buch aus der Feder der Magdeburgerin.

2019 radelte Mady Host 4947 Kilometer nach Constanta ans Schwarze Meer. Unter dem Motto „Otto verbindet Europa“ trat sie mehr als zwei Monate lang in die Pedale. Durch zehn Länder peitschte sie ihren Drahtesel – von der französischen Hafenstadt St. Nazaire bis zur rumänischen Stadt Constanta – einmal von West nach Ost durch Europa, von der französischen Atlantikküste bis zum Schwarzen Meer.

Auf der „EuroVelo 6“, genannt „Flussroute“, genoss sie die Diversität in Landschaft, Infrastruktur, Architektur und in den Kochtöpfen zwischen West- und Osteuropa. So begegnete sie vielen interessanten Menschen und ihrer individuellen Vorstellung von Glück. Mehr noch: Die Glücksfrage sei oftmals der Türöffner zu den Einwohnern gewesen, erzählt sie. Wo sie der Sprache nicht mächtig war, führten vorbereitete Übersetzungszettel zum Verständnis. „Ich wollte nicht nur eine Reise illustrieren, sondern wissen, was Glück ist.“

Inspiriert von einer Albanienreise zwei Jahre zuvor, auf der sie bereits dem Glück nachspürte, thematisiert sie die Glückssuche nun erstmals in einem Buch. Sie sei quasi der rote Faden, der Glücksfaden, der vergangenen Reisen in Europa, aber auch der Reise nach innen.

Frieden mit dem Hier und Jetzt machen

Denn Letztere musste die Autorin seit Ausbruch der Pandemie unweigerlich antreten. „Normalerweise bin ich ein ziemlich rastloser Mensch. Ich habe Pläne und Termine.“ Corona habe sie jedoch ausgehebelt. Termine, wie die anstehende Buchmesse, auf der sie ihr neuestes Werk vorstellen wollte, mussten abgesagt werden. Auch geplante Lesungen können nicht stattfinden. „Das war emotional ganz schöner Mist“, sagt sie.

Doch dieser „Mist“ führte sie auf eine ganz andere Reise; eine Reise zu sich selbst. „Ich musste lernen loszulassen, lernen, das Hier und Jetzt anzunehmen.“ Und so beschäftigt sich Mady Host mit der buddhistischen Lehre, besucht das buddhistische Meditationszentrum in Buckau. Etwas, das sie bereits vor ihrer Islandreise vor über zehn Jahren eine Zeit lang tat.

Obgleich die Meditation ihr zu Gelassenheit und Achtsamkeit verhilft, kann sie das Fernweh jedoch auch mit einer Reise zu sich selbst nicht gänzlich stillen. Und so hofft die 35-Jährige, dass es bald wieder möglich sein wird, den Rucksack zu packen und die Wanderschuhe zu schnüren, um auf Reisen zu gehen. Denn das ist es, was für Mady Host Glück bedeutet.