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Im Kinderdorfhaus des Albert-Schweitzer-Familienwerks ist das Fest mit neun Kindern ein wirkliches Großereignis Weihnachten XXL - bunter Trubel statt stille Nacht

Von Lea Drasdo 24.12.2012, 01:28

Im Kinderdorfhaus des Albert-Schweitzer-Familienwerks sieht Weihnachten ein bisschen anders aus als in anderen Familien. Hier freuen sich ganze neun Kinder und zwei Erwachsene auf das Fest: Inklusive Plätzchenbacken, Geschenke besorgen und Baum jagen.

Magdeburg l Es ist glatt auf den Straßen Mitte Dezember. Der erste Schnee hat seine weiße Pracht schon auf den Straßen, Bäumen und Häuserdächern hinterlassen. So auch auf dem Grundstück der Familie Meininger. Das Trampolin, auf dem die Kinder im Sommer sicherlich viel getobt haben, ist eingeschneit und auch das große Auto im Vorgarten versteckt sich unter weißem Puder. "Immer rein in die warme Stube," wird man von Enni Meininger begrüßt. Der Familienpapa mit den verwuschelten Haaren bäckt gerade mit seinen neun Zöglingen und seiner Frau Plätzchen. Überall wuseln Kinder zwischen vier und 13 Jahren herum und freuen sich über die Frau von der Presse.

Die Meiningers sind eine von zwei Kinderdorffamilien in Magdeburg. Daggi und Enni Meininger bieten Kindern ein neues Zuhause, die auf Zeit oder auf Dauer nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können. Die beiden sympathischen Enddreißiger sind mittlerweile seit sieben Jahren eine Kinderdorffamilie und kümmern sich neben zwei eigenen Sprösslingen um sieben weitere Kinder.

Wie die trubelige Vorweihnachtszeit mit so vielen vorfreudigen Kindern wohl aussehen mag? "Alles andere als ruhig und besinnlich," gibt Enni Meininger zu und lacht. Der Mann ist ein riesiger Weihnachtsfan und gibt das gerne an die Kleinsten weiter. "Bei uns beginnt die Vorweihnachtszeit immer am ersten Advent," erzählt Daggie Meininger. "Das ganze Haus wird mit bunten Lichtern, Tanne und Kerzen geschmückt, der Stollen der neuen Weihnachtssaison wird angeschnitten und die ersten Weihnachts-CDs finden ihren Platz im CD-Spieler."

Ein Theaterstück für die Uniklinik

Dass alle Kinder das ganz klasse finden, zeigt vor allem das Geträller der gesamten Schaar. "Kling, Glöckchen klingelingeling" und "Stille Nacht, heilige Nacht" tönen durch das ganze Haus. Doch nicht nur zu Hause können die Lieben ihre Kreativität zum Ausdruck bringen. "Da die Uniklinik unsere Kinderdorffamilie mit einer Patenschaft unterstützt, bedanken wir uns kurz vor Weihnachten mit einem selbst ausgedachten Theaterstück," erzählt Daggie Meininger.

Aber auch im Haus der Meiningers spielt sich in der Vorweihnachtszeit eine Menge ab. "Für Weihnachten müssen natürlich auch die Wunschzettel eifrig gemalt werden", erzählt Enni Meininger. "Woher soll der Weihnachtsmann sonst wissen, was wer will? Und so hängen dann bei uns im Esszimmer 9 Wunschzettel neben 9 Kalendern." Bei den Meininger muss der große dicke Mann im roten Mantel und weißem Rauschebart eben immer einen größeren Sack mit Geschenken mitbringen. Und was in den alles rein soll. Daggie Meininger erzählt: "Natürlich wünschen sich die Kinder vor allem Puppen und Lego, aber auch Star-Wars-Figuren sind ganz groß im Kurs. Wie lange das alles dauert zu besorgen, kann man sich bei neun Kindern wohl schwer vorstellen." Und immer noch ist Gewusel in den vielen Räumen der Familie Meininger. Die Große muss zum Karate, die zwei Kleinen hat ein Infekt mitgenommen und die anderen wollen immer noch mehr Plätzchen backen." Bei neun Kindern organisatorisch alles unter einen Hut zu bekommen ist ein Meisterakt, den Enni und Daggie gerne auf sich nehmen, wenn sie am Ende des Tages in zufriedene Kinderaugen blicken können.

Vor allem abends, wenn die Kinder zu Bett gehen, wird es dann irgendwann doch etwas stiller: "Dann sitzen 9 Kinder im romantischen Schein der flackernden LED-Kerzen im Wohnzimmer und hören dem Erwachsenen gebannt zu beim Märchen vorlesen zu. Und freuen sich auf Weihnachten.

Der Heilige Abend wird traditionell mit allen Kinderdorfkindern zusammen im Kinderdorfhaus gefeiert. Hinzu kommen noch die "Pflege-Großeltern" der Familie Meininger. "Es ist uns wichtig, dass wir der Lebensmittelpunkt der Kinder sind, deshalb feiern wir am 24. immer bei uns mit Kartoffelsalat und Würstchen." Am ersten Weinachtsfeiertag besuchen die Sprösslinge dann ihre leiblichen Eltern.

Die Zufriedenheit ist das größte Gefühl

Enni Meininger erklärt: "Nach den ganzen Anstrengungen und der Aufregung kommt die Zufriedenheit und Erschöpftheit. Die Erschöpftheit, weil ein zweitägiges Fest mit so vielen Höhepunkten sehr kräftezehrend ist. Meine Frau verrät mir dann heimlich, dass sie sich auf die Zeit ohne Weihnachtslieder ein bisschen freut. Die Zufriedenheit ist aber das größere Gefühl. Die Zufriedenheit, wieder ein tolles Fest für alle ausgerichtet zu haben. Die Freude, im Kreise einer sehr großen Familie das Glück zu besitzen, in so viele freudestrahlende Augen blicken zu dürfen. Es ist eben alles ein bisschen mehr im Kinderdorf, man hat 9 zufriedene Augenpaare vor sich."

Für das kommende Jahr wünscht sich die Familie Meininger, dass innerhalb der Kinderdorffamilie alles stabil bleibt und die Kleinen sich auch weiterhin wohlfühlen. Und das sei ihnen gegönnt, bei so viel Liebe und Kraft wie diese Familie versprüht.