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Weihnachtsmarkt Nonnentrunk ist die Magdeburger Krönung

Welcher ist der beste Glühwein auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt? Eine Jury hat's getestet.

Von Karolin Aertel 16.12.2018, 04:00

Magdeburg l Die Nonnen aus der „Kaiser-Otto-Pfalz“ haben sich zum zweiten Mal den Titel „Glühweinkönig des Magdeburger Weihnachtsmarktes“ gesichert. Elf Jahre mussten sie auf diesen Augenblick warten, denn zuletzt waren die Nonnen 2007 ganz vorn. Das Ergebnis kam denkbar knapp zustande, denn nach über einer Stunde gab es einen Gleichstand mit einem zweiten Glühwein-Anbieter, dem „Kaminstübchen“. So mussten die Juroren erstmals in der 16-jährigen Geschichte des Wettbewerbes in ein Stechen.

Am Ende nahm Sabrina Brückner stellvertretend für das Team des „Mauritiusklosters“ (früher Schwarzer Abt) die Sieger-Plakette von Weihnachtsmarkt-Geschäftsführer Paul-Gerhard Stieger entgegen.

Die 27-jährige Studentin für Betriebliche Berufsbildung und Berufsbildungsmanagement jobbt schon seit Jahren beim „Abt“ und hat bei der Herstellung des diesjährigen „Klosterpunsches“ ein bisschen mitgemischt: „Wir standen in engem Kontakt zum Hersteller, haben uns u. a. mehr Mandeln und Orangen, dafür aber weniger Nelken gewünscht.“ Sommelier David Zibold vom Weinfachgeschäft „Wein-Stein“ hat das als Profi-Weintester auch sicher herausgeschmeckt: „Hier riecht man Weihnachten schon in der Tasse. Und man schmeckt, dass sich da jemand sehr intensiv mit seinem Produkt beschäftigt hat.“

Mehr als eine Stunde nippte sich David Zibold durch die Standard-Glühweine der 15  Wirte auf dem Weihnachtsmarkt. An seiner Seite Zoodirektor Kai Perret sowie die Beigeordneten Rainer Nitsche (Wirtschaft) und Prof. Dr. Matthias Puhle (Kultur, Schule, Sport).

Ebenfalls mit auf der Bühne: die Magdeburger Jungfrau Christina Nalesny, die nach elf Jahren Warten endlich ihren Traumberuf Polizistin ergreifen durfte: „Mit meiner ersten Bewerbung fiel ich durch, weil die Mindestgröße bei 1,63 Meter lag. Da fehlten mir läppische zwei Zentimeter. Nachdem die Größe reduziert wurde, habe ich mich sofort wieder beworben.“

Zwischen den kleinen Schlucken verrieten die Juroren so manch interessantes Detail ihrer ganz privaten Weihnachtstraditionen.

Der Zoodirektor z.B. offenbarte, dass er sich seinen Weihnachtsbraten in diesem Jahr selbst schießt: „Ich habe ein kleines Jagdrevier bei Burg und will der Familie in diesem Jahr ein Reh servieren.“ Allerdings eines, wie es die Welt noch nicht gesehen hat – mit afrikanischen Gewürzen. „Das ist zwar ein Wagnis, aber ich bin sicher, dass es mir trotzdem gelingt.“

Als prägendste Weihnachtserinnerung seiner Kindheit offenbarte Prof. Puhle die Malträtierung der Eisenbahn seines Bruders: „Der hatte sie geschenkt bekommen und ich fand es als Sechsjähriger ziemlich langweilig, dass die Bahn immer nur im Kreis fuhr. Also habe ich mit Vaters Hammer ein paar Kurven eingeschlagen – fand keiner so lustig. Er ist inzwischen über 70; aber die Sache wirft er mir bis heute vor.“

Kai Perrets Lieblingsgeschenk war ein „Tarzan“-Hörspiel auf Schallplatte: „Ich habe es geliebt und wohl tausendfach gehört.“

Rainer Nitsche kann sich noch an die Eisenbahn erinnern, die seine Eltern ihm als Kind schenkten; und jedes Jahr um weitere Teile ergänzten: „Diese Tradition habe ich dann bei meinem Sohn fortgesetzt. Die Platte habe ich heute noch.“

Ein bisschen überraschend die Beichte von Prof. Puhle, nur wenige Veranstaltungen in der Vorweihnachtszeit zu besuchen: „Ich bin mit meiner Frau das ganze Jahr viel in Konzert- oder Theatersälen unterwegs. Die Sucht vieler Menschen, im Advent möglichst viel Kultur zu konsumieren, kann ich nicht teilen. Ich finde das einerseits gut, andererseits wünschte ich mir, dass es mehr über das Jahr verteilt würde.“

Er persönlich habe z.B. „Peterchens Mondfahrt“ - das Weihnachtsmärchen des Theaters – noch nicht gesehen. „Dafür haben wir das Weihnachtskonzert des Hegel-Gymnasiums besucht. Das war schon sehr eindrucksvoll.“