Corona-Krise Wenn Tiere nach dem Lockdown ins Heim müssen
Tierschützer befürchten, dass mit weiteren Corona-Lockerungen in der Krise angeschaffte Haustiere wieder abgegeben werden. Ein Blick ins Tierheim Magdeburg.

Während der Corona-Krise haben sich etliche Menschen ein Haustier angeschafft. Vor allem Hunde waren gefragt, aber auch Katzen oder Kleintiere. Tierschützen befürchten nun, dass mit weiteren Lockerungen sowie den bevorstehenden Sommerferien ein Ansturm auf die Tierheime stattfinden könnte, da die Leute nicht mehr die Zeit wie im Lockdown hätten oder verreisen wollen. Erste Meldungen über „Corona-Rückgaben“ gibt es bereits von Tierheimen der Republik.
Andreas Reichardt, Leiter des Magdeburger Tierheimes an der Rothenseer Straße, schüttelt bei dem Thema den Kopf. „Nein, bisher haben wir noch keinen Fall von ,Corona-Abgabe’ gehabt“, sagt er. Wie es in der Zukunft aussehen wird, könne er natürlich nicht sagen. Corona sei noch nicht vorbei, Homeoffice gebe es ebenso weiterhin. Auch stelle sich die Frage, „ob die große Urlaubsreisewelle kommt“, meint er. „Mittlerweile gibt es auch viele Angebote für einen Urlaub mit Haustier. Und in Magdeburg haben wir zudem sieben oder acht Tierpensionen, wo man sein Haustier unterbringen kann“, so der Tierheimleiter.
Vermittlungen gehen in der Regel schnell
Platzprobleme wegen zu vieler Tiere gibt es in der städtischen Einrichtung nicht. Im Gegenteil, die Nachfrage nach Tieren sei weiterhin hoch. „Das war aber auch schon vor Corona so“, sagt Reichardt. Mittlerweile gebe es kaum noch Tiere, die vermittelt werden können. Gerade die Nachfrage nach wohnungstauglichen Hunden beispielsweise sei hoch. Während vor einigen Jahren hauptsächlich nach Welpen oder Junghunden gefragt wurde, sei das Alter mittlerweile nicht mehr so entscheidend. Aktuell beherbergt die Magdeburger Einrichtung 20 Hunde, etwas mehr als 30 Katzen sowie eine Reihe von Kleintieren wie Vögel oder Nagetiere. „So wie vor 10 bis 15 Jahren, als die Tierheime voll waren, ist es jetzt nicht mehr“, sagt Andreas Reichardt.
Die Hauptursache, warum Tiere in der Magdeburger Einrichtung landen, ist, wenn Menschen krank werden, ins Pflegeheim müssen oder verstorben sind und die Angehörigen sich nicht um das Tier kümmern können, so der Tierheimleiter. Lange bleiben sie dann im Tierheim allerdings auch in den meisten Fällen nicht. Innerhalb weniger Tage könnten meist die Tiere wieder vermittelt werden, wenn sie gesundheitlich durchgecheckt sind und auch sonst alles geklärt ist.
Etwas anders ist es, wenn dem Heim Tiere gebracht werden, die vom Ordnungsamt sichergestellt worden sind – etwa nach einer Beißattacke. Dann müssen beispielsweise Wesenstests sowie ein Sachkundenachweis des Halters, der sogenannte Hundeführerschein, gemacht werden. Erst danach werde entschieden, ob der Halter das Tier zurückbekommen kann, oder es im Tierheim bleibt und später vermittelt werden kann, sagt Andreas Reichardt. Dann dauern Vermittlungen länger.
Spendenbereitschaft ist nicht zurückgegangen
„Und wenn wir Tiere vermitteln, dann machen wir das verantwortungsvoll und schauen, ob das Tier in gute Hände kommt“, so der Tierheimleiter. Dabei werde geprüft, ob Tier und Halter auch zusammenpassen.
In der Corona-Krise berichteten einige Tierheime von finanziellen Problemen. Denn Veranstaltungen wie ein Tag der offenen Tür oder anderes, wo auch Spenden gesammelt wurden, fanden nicht statt. Das Problem hat die städtische Einrichtung nicht. „Unsere Tiere sind und werden stets gut versorgt. Das war natürlich auch in der Zeit so, als wir von Dezember bis Mai 2021 für den Besucherverkehr geschlossen waren“, so Reichardt. Und auch was die Spendenbereitschaft anbelangt, könne sich die Einrichtung ebenso nicht beklagen. Eingegangene Geldspenden seien nicht viel weniger gewesen, als vor der Corona-Krise. „Und Futterspenden haben wir viel mehr als vor Corona bekommen“, so der Tierheimleiter.