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Wetter Magdeburg Klimaschutz soll Bauen begrenzen

Kühlende Luft ist im Sommer in Magdeburg gefragt. Für die Zukunft soll deren Zustrom durch den Erhalt freier Flächen gesichert werden.

Von Martin Rieß 19.02.2018, 19:00

Magdeburg l Ihre Bahnen durch die Gremien des Stadtrats Magdeburg zieht derzeit eine Vorlage der Stadtverwaltung zu den „Stadtklimatischen Baubeschränkungsbereichen“. Salopp gesagt geht es darum, fürs gute Klima nicht jede freie Fläche mit Gebäuden zuzupflastern.

Anlass für den Plan ist die mit einem Klimagutachten prognostizierte Veränderung der Temperaturen in Magdeburg in den kommenden Jahren: Insbesondere in den eng bebauten Bereichen wird es mehr Tage mit Temperaturen jenseits der 30 Grad geben.

Und auch die Zahl der Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 25 Grad sinkt, wird steigen. Was für junge und gesunde Menschen keine Schwierigkeit ist, wird für ältere und kranke Menschen zu einem ernsthaften Problem.

Daher möchte die Stadt Magdeburg die Zufuhr von Frischluft durch Schneisen wie zum Beispiel die Schrote absichern. Und auch weitere fürs Klima relevante Flächen, auf denen zum Beispiel die Luft abkühlen kann, sollen gesichert werden. Zu Letzteren gehören beispielsweise Parks, Grünanlagen und Kleingärten in ansonsten eng umbauten Vierteln der Landeshauptstadt.

Befürwortet wurde das Vorhaben mehrheitlich vom Umweltausschuss und – nach einer umfangreichen Diskussion – auch vom Bauausschuss. Das letzte Wort hat der Stadtrat.

Im Bauausschuss hatte der für Umweltfragen zuständige Dezernent Holger Platz nach eigenen Worten nicht noch einmal die Grundsatzdiskussion eröffnen wollen, ließ sich aber dennoch auf einen intensiven Austausch mit den Ausschussmitgliedern aus der CDU ein. Deren Argument: Mit einer entsprechenden Satzung werde ein zusätzliches Hemmnis und ein zusätzlicher Kostentreiber für Bauherren geschaffen.

Das Gegenargument von Holger Platz: Es werden keine Gebiete eingeschränkt, auf denen bereits Häuser stehen oder für die Baurecht gilt. Und im Gegensatz zum gültigen Flächennutzungsplan wird das Bauen nicht auf acht Prozent der Fläche Magdeburgs, sondern nur auf sechs Prozent eingeschränkt. Mit einer eigens entwickelten Klimamatrix könne ja sogar in Gebieten, in denen das Bauen bislang ausgeschlossen war, investiert werden.

Mit dem Modell könne nämlich durchgerechnet werden, inwiefern die Anordnung von Gebäuden und zum Beispiel die Begrünung von Fassaden und Dächern die störende Wirkung in einem sensiblen Bereich minimieren könnten, so dass eben doch eine Umsetzung des entsprechenden Vorhabens möglich wird.

Bei aller mehrheitlichen Begeisterung für das Vorhaben in den beiden Ausschüssen, die das Thema in der vergangenen Woche auf dem Tisch hatten: Der Bauausschuss möchte dennoch einzelne Punkte eingearbeitet wissen.

Zum einen ging es um klimarelevante Flächen in der Innenstadt von Magdeburg, die zwar nicht in den Bahnen kühlender Luft aus der Börde liegen, die als Grünflächen dennoch für Linderung sommerlicher Hitze sorgen können. Der Bauausschuss möchte aus der Liste demnach die Flächen östlich des Universitätsplatzes und am Johannisberg gestrichen wissen, und zwar aus städtebaulichen Gründen im Sinne der Stadtentwicklung.

Bestätigt haben derweil die Mitglieder des Bauausschusses den Schutzstatus für andere Bereiche: für den Ulrichplatz, für Bereiche zwischen Albert-Vater-Straße und Steinkuhle sowie für das Gelände zwischen Buckau und St.-Gertraud-Kirche in Salbke.

Während letztere Gelände CDU-Stadtrat Reinhard Stern als bedeutsam für die Entwicklung der Stadtteile entlang der Elbe sah: „Wenn, dann möchte man ja dort bauen und nicht an der Eisenbahnstrecke“, so Stern – ließ sich die Mehrheit der anderen Ausschussmitglieder auf die Argumentation der Stadt Magdeburg ein: Dabei handele es sich ja ohnehin um Überflutungsflächen, die nur schwer zu bebauen sein dürften.