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Begleitung bis zum Tod Wie der Hospizdienst einer Magdeburgerin trotz unheilbarer Krankheit Kraft spendet

Mit Hospiz verbinden die meisten Menschen wohl den Tod, Krankenhäuser und tiefe Trauer. Dass die Begleitung aber auch ganz anders aussehen kann, beweist der ambulante Hospizdienst der Malteser.

Von Johanna Flint 21.05.2025, 06:50
Eine Begleitung in schweren, aber auch in schönen Stunden: Kerstin Gleißner (l.), ehrenamtlich beim Hospizdienst der Malteser, trifft sich einmal in der Woche mit der unheilbar Kranken Ingrid Gritzke aus Magdeburg.
Eine Begleitung in schweren, aber auch in schönen Stunden: Kerstin Gleißner (l.), ehrenamtlich beim Hospizdienst der Malteser, trifft sich einmal in der Woche mit der unheilbar Kranken Ingrid Gritzke aus Magdeburg. Foto: Johanna Flint

Magdeburg - Wenn Ingrid Gritzke und Kerstin Gleißner gemeinsam am Tisch sitzen und sich unterhalten, wirken sie wie langjährige Freundinnen, die sich zum Kaffeeklatsch treffen. Dass Ingrid Gritzke unheilbar krank und Kerstin Gleißner ihre Hospiz-Begleiterin ist, erkennt man nicht sofort.

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Die Chemie zwischen den Magdeburgerinnen stimmt einfach. Sie gehen locker miteinander um, erinnern sich gegenseitig daran, positiv zu bleiben und lachen auch mal. „Am Donnerstag ist immer Sonnenschein angesagt“, so Ingrid Gritzke. Jede Woche treffen sie sich bei ihr zu Hause und tauschen sich aus. Über Gott und die Welt, aber auch darüber, wie es ihr mit ihrem Schicksal geht.

Kennenlernen auf der Palliativstation: Ambulanter Hospizdienst spricht Patienten an

Kennengelernt haben sich die Frauen Ende 2024 im Krankenhaus. Zu dem Zeitpunkt war Ingrid Gritzke auf der Palliativstation. Vor knapp zwei Jahren wurde bei ihr Bauchspeicheldrüsenkrebs festgestellt. Nach der Operation sollte sie eine Chemo machen. Die half jedoch nicht, im Gegenteil: Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich, weil ihr Körper die Behandlung nicht vertrug. „Ich hatte nur Durchfall, habe alles erbrochen, ich hatte Kreislaufkollaps und fast Nierenversagen“, erinnert sie sich. Eine zweite Chemo lehnte sie deswegen später ab.

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Kerstin Gleißner arbeitet ehrenamtlich für den ambulanten Hospizdienst der Malteser, der regelmäßig im Krankenhaus ist und Begleitungen anbietet. Meistens, so Kerstin Gleißner, merke sie sofort, ob es zwischen ihr und dem Patienten passt. Sie ist ein sensibler Mensch und kann die Bedürfnisse anderer gut einschätzen, sagt auch Ingrid Gritzke.

Wünsche-Erfüllerin und Kummerkasten für todkranke Menschen

Ein Mal in der Woche besucht sie die Person, die sie begleitet. Die Treffen gestaltet sie spontan und individuell. Ob gemeinsame Gespräche, psychische Unterstützung, Spaziergänge oder einfach nur das „da sein“, alles sei möglich. Sie versucht, den Sterbenden - den Begriff verwenden die Malteser ganz bewusst, um die Thematik zu enttabuisieren - jeden Wunsch zu erfüllen. So zum Beispiel bei einer Person, die früher im Chor gesungen habe, aufgrund ihrer Krankheit aber später nicht mehr sprechen konnte. Mit der habe Kerstin Gleißner dann Lieder gesungen - so gut es ging.

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„Wichtig ist, sich erstmal zurückzunehmen“, sagt Kerstin Gleißner. Die Bedürfnisse der Sterbenden stehen im Vordergrund. Häufig merke sie sofort, was geht und was nicht. Etwa, ob man jemanden umarmen, die Hand halten oder von den eigenen Erfahrungen sprechen darf. Denn auch Kerstin Gleißner ist Krebspatientin und hat auch schon einige Familienmitglieder verloren. Die Frauen tauschen sich darüber aus - das baut auf. „Dann ist man getröstet und merkt: dir geht es nicht alleine so schlecht“, sagt Ingrid Gritzke.

Kraft gibt die ambulante Hospizbegleitung auch den Angehörigen. „Ihnen fällt es oft schwer, damit umzugehen, weil sie Angst davor haben, jemanden zu verlieren, der ihnen wichtig ist“, erklärt Malteser-Sprecherin Mandy Hannemann. Häufig seien es die Angehörigen, die die Pflege übernehmen. Das Wissen, es ist noch jemand anderes da, der sich um den Betroffenen kümmert, sei deswegen eine Entlastung.