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Winterhafen Quartier für Generationen in Magdeburg

Im Magdeburger Stadtpark soll ein neues „Wohnquartier Winterhafen“ entstehen, das als generationsübergreifendes Projekt geplant ist.

Von Peter Ließmann 07.09.2018, 01:01

Magdeburg l Noch sieht das Gelände des ehemaligen Rundfunkgebäudes zwischen Kanonenbahn-Trasse und dem Sportkomplex am Seilerweg im Stadtpark ziemlich heruntergekommen und verdreckt aus. Das soll sich mit einem ambitionierten Projekt ändern. Christel Dost von der Amaravia-GmbH erklärt, was geplant ist. „Wir wollen dort ein generationsübergreifendes Wohnquartier entstehen lassen.“

Das Ziel sei es, Senioren, Kinder, Studierende und junge Familien zusammenzubringen. Der Mittelpunkt des Quartierts werden ein Seniorenzentrum und eine Kindertagesstätte sein. Insgesamt sollen 120 Wohnungen entstehen, geplant sind eine Cafeteria, ein Therapie- und Sportzentrum, Treffpunktbereiche und umfangreiche Grünanlagen, in denen auch Gartenbau betrieben werden kann, und ein Kleintierzoo. Die Kita soll 160 Kinder aufnehmen können. Und im Bereich der Seniorenbetreuung werden rund 100 Arbeitsplätze geschaffen, so Christel Dost.

Die Wohnbereiche folgen einem speziellen Gedanken. „Es soll Wohnungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Seniorenzentrum geben. Wie überall in der Seniorenbetreuung werden bei uns zum größten Teil Frauen arbeiten. Die können dann problemlos ihre Kinder in unserer Kita anmelden. Alles auf einem Gelände“, sagt Christel Dost. Ein Kita-Träger sei bereits gefunden. „Es wird eine trilinguale Einrichtung.“ Und es werde Wohnungen für Studierende geben.

Das Konzept sieht auch vor, dass Senioren der verschiedenen Betreuungsstufen in das neue Quartier im Stadtpark einziehen. „Unser Ziel ist es, die verschiedenen Altersgruppe miteinander in Kontakt zu bringen“, sagt Christel Dost. So solle ein regelmäßiger Kontakt zwischen der Kita und der Senioreneinrichtung aufgebaut werden.

Daneben will man durch Freizeitaktivitäten alle Altersgruppen im Quartier füreinander interessieren. „Das kann beispielsweise durch gemeinsame Gartenarbeit passieren oder durch Vorträge und Seminare, auch kulturelle Veranstaltungen wird es geben“, sagt Christel Dost. Und es sollen verschiedene Magdeburger Vereine für das Projekt interessiert werden.

Bei der ärztlichen Versorgung der Bewohner des Seniorenzentrums will man neue Wege ausprobieren. „Geplant ist, die sogenannte Telemedizin einzuführen. Das heißt, das Pflegepersonal und die Bewohner können via Internet mit Ärzten kommunizieren. Der Arzt braucht nicht immer vor Ort zu sein, sondern kann per Internetschaltung beratend helfen“, erklärt Christel Dost das Pilotprojekt, das auch wissenschaftlich begleitet werde.

Rund 15.000 Quadratmeter sollen mit dem neuen Winterhafen-Quartier bebaut werden. Investor und gleichzeitig auch Bauherr ist das Unternehmen „Freytag & v. d. Linde“. „Wir wollen dort eine deutliche zweistellige Millionensumme investieren“, so Detlef Dörries, kaufmännischer Leiter des Unternehmens. „Und die Bauarbeiten werden an Magdeburger und regionale Unternehmen vergeben.“ Das Gelände gehöre Freytag & v. d. Linde bereits, und für ein Teilstück, auf dem geplant war, eine Kita zu bauen, habe man auch bereits Baurecht.

Die Baubehörde der Stadt will allerdings dem Winterhafen-Quartier ihre Genehmigung versagen. Wie die Volksstimme kürzlich berichtete, soll ein sogenanntes Satzungverfahren für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan nicht eingeleitet werden, empfiehlt die Baubehörde dem Stadtrat, der darüber beschließen muss. Als wichtigster Grund wird eine nicht hochwassersichere Zufahrt zum Gelände angeführt. Die sei im Ernstfall aber unbedingt notwendig, um das Quartier bei Hochwasser evakuieren zu können.

Für Detlef Dörries eine nicht nachzuvollziehende Begründung. „Wer werden das Gelände insgesamt um 50 Zentimeter erhöhen und die Erschließung über die Trasse der Kanonenbahn, die nördlich des Geländes verläuft, vornehmen. Das ist mit dem Besitzer der Trasse bereits vereinbart. Dafür wird auf der Trasse eine hochwassersichere Straße gebaut. Damit erreichen wir spielend die von der Stadt geforderte 7,80-Meter-Hochwasser-Sicherheitshöhe. Die Evakuierung des Geländes ist darum auch schnell und sicher zu erreichen“, sagt Dörries.

Diese Planungen habe man den Baubehörden, den Fraktionen und den Fachausschüssen des Stadtrats auch erläutert. „Wenn es noch weitere Probleme gegeben hätte, hätte man immer auch mit uns sprechen können“, wundert sich Dörries über die seiner Meinung nach schwierige Kommunikation mit dem Baudezernat der Stadt.

Die entsprechende Beschlussvorlage soll am 20. September während der nächsten Sitzung des Stadtrats behandelt werden. Bis dahin wollen Christel Dost, Detlef Dörries und das mit der Planung beauftragte Magdeburger Architekturbüro Kossel & Partner noch einmal Aufklärungsarbeit im Rathaus und im Stadtrat leisten.