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Camping Wohnmobile erobern dank niedriger Corona-Inzidenz die Magdeburger Plätze

Dank niedriger Inzidenzzahl ist das Camping in Magdeburg erlaubt. Das zieht viele Wohnmobilkapitäne auf die Plätze an Barleber See, Winterhafen und Petriförder.

Von Ivar Lüthe 17.05.2021, 03:00
Steffi und Andreas Wolsky aus Berlin (vorn) sowie Charlotte und Frank Umhauer aus Pforzheim hatten sich spontan auf den Weg nach Magdeburg gemacht, als sie davon erfahren hatten, dass in der Landeshauptstadt dank niedriger Inzidenzzahlen  das Campen erlaubt ist. Am Winterhafen hatten sie Glück und ergatterten einen der begehrten Stellplätze.
Steffi und Andreas Wolsky aus Berlin (vorn) sowie Charlotte und Frank Umhauer aus Pforzheim hatten sich spontan auf den Weg nach Magdeburg gemacht, als sie davon erfahren hatten, dass in der Landeshauptstadt dank niedriger Inzidenzzahlen das Campen erlaubt ist. Am Winterhafen hatten sie Glück und ergatterten einen der begehrten Stellplätze. Foto: Ivar Lüthe

Magdeburg - Seit Wochen schon steht bei Helmut Bresch das Telefon nicht still. Anfragen von Campern aus ganz Deutschland trudeln beim Chef des Campingvereins Barleber See ein. Das ist mit Beginn der vergangenen Woche noch „schlimmer“ geworden. Denn dank der niedrigen Corona-Inzidenzzahlen der Landeshauptstadt ist die Bundes-Notbremse gelockert, Magdeburg ein Mekka für Wohnmobilkapitäne geworden. Hier hat die Campingsaison beginnen dürfen, in vielen anderen Landkreisen und Bundesländern noch nicht.

Gleich am Montag vergangener Woche, 10. Mai 2021, standen die ersten Camper mit ihren Wohnmobilen vor der Schranke des Campingplatzes. Ehepaare und Familien aus Frankfurt/Oder, Hamburg, Essen, Zwickau, Leipzig und auch treue Camper aus Magdeburg zog es in das grüne Idyll am See. „Der Platz ist voll. Wir sind ausgebucht bis Pfingsten“, sagt Helmut Bresch. Selbst freie Dauercampingplätze sind belegt mit Wohnmobilen oder Wohnwagen von Kurzzeitcampern. Genommen wird jeder freie Fleck.

Da werden auch die strengen Auflagen nur zu gern hingenommen. Das bedeutet beispielsweise, dass die Duschen auf dem Campingplatz geschlossen sind. Zur Toilette oder zum Händewaschen können die Sanitäranlagen, die vier Mal am Tag gereinigt werden, genutzt werden. Überall stehen zudem Spender zum Desinfizieren, Abstand muss gehalten werden. Ansonsten gilt: Camper müssen autark sein.

Stimmung unter Campern „ist prächtig“

Das sind sie auch – und hart im Nehmen. Denn das wechselhafte Wetter mit viel Regen war nicht gerade das Paradebeispiel für Urlaub. Selbst der Kiosk auf dem Campingplatz wird erst Pfingsten öffnen. Dennoch: „Die Stimmung ist prächtig. Selbst irgendwelche Kleinigkeiten, über die sich in den vergangenen Jahren hier und da aufgeregt wurde – heute sind sie nicht mal der Rede wert“, sagt Helmut Bresch.

„Die Leute sind so ausgehungert und froh, rauszukommen“, sagt Eike Haberlandt. Gemeinsam mit seiner Frau Marita war er einer der ersten Kurzzeitcamper am Öffnungstag. Die beiden Magdeburger zieht es immer wieder auch an den Barleber See. „Mancher versteht nicht, warum wir als Magdeburger hier sind. Aber das Schöne liegt doch so nah! Und es ist ein wunderbarer Ausgleich zum Alltag“, sagt Marita Haberlandt.

Mit ihrem Wohnmobil sind die beiden aber auch viel unterwegs. Sie saßen quasi auch schon auf gepackten Koffern. Zunächst hatten sie vor, nach Neustadt in Holstein zu fahren. Dort wäre innerhalb eines Modellprojektes das Camping möglich gewesen. „Aber einen Tag vor unserer Abreise kam die Bundes-Notbremse“, sagt Marita Haberlandt. Umso glücklicher waren sie, jetzt an „ihrem“ Barleber See entspannen zu können.

Mit Mitte 80 noch zum Dauercamper

Genau so ging es auch einer eingeschworenen Campinggruppe wenige Stellplätze weiter. Michael und Corinna Kersten aus Raguhn, Simone und Detlef Kuhr aus Dessau und Ronny Becker aus Magdeburg haben sich vor längerer Zeit schon über das Camping kennengelernt und verreisen und treffen sich so oft es möglich ist.

Eigentlich hatte die Truppe einen Campingplatz im Salzlandkreis im Blick. Doch da erlaubten die Inzidenzzahlen das Camping nicht. Also ab an den Barleber See. „Wir sind vorher noch zum Testzentrum“, sagt Corinna Kersten. Andere aus der Gruppe sind bereits geimpft. „Hier werden die drei G’s eingehalten: getestet, geimpft, genesen“, so die Camperin.

Neben den vielen Kurzzeit- sind auch die Dauercamper am Barleber See froh, in die Saison zu starten. Ganz neu zur Gruppe zählen Helmut und Rita Lange aus Magdeburg. Das Reisen mit Boot und später Wohnwagen und Wohnmobil haben die beiden aufgegeben – und richten sich mit Mitte 80 ihre Dauercamper-Parzelle ein.

Rita und Helmut Lange richten sich gerade ihren Dauercampingplatz am Barleber See ein. Campingvereinsvorsitzender Helmut Bresch schaute nach dem Rechten. Wenn sich Langes eingerichtet haben, dann wollen die beiden „Helmuts“ gemeinsam einen Baum pflanzen. Als Dankeschön für die freundliche Aufnahme, sagt Helmut Lange.
Rita und Helmut Lange richten sich gerade ihren Dauercampingplatz am Barleber See ein. Campingvereinsvorsitzender Helmut Bresch schaute nach dem Rechten. Wenn sich Langes eingerichtet haben, dann wollen die beiden „Helmuts“ gemeinsam einen Baum pflanzen. Als Dankeschön für die freundliche Aufnahme, sagt Helmut Lange.
Foto: Ivar Lüthe

Berliner reisen spontan an

Der neu gekaufte Wohnwagen hat mittlerweile eine Terrasse, das Überdach haben die beiden agilen Senioren selbst aufgebaut. Allmählich geht es an die Gestaltung des Umfeldes. Beide wirbeln trotz ihres Alters herum, dass so mancher Jüngere das Staunen bekommt. „Wir waren viel unterwegs in unserem Leben, haben viel erlebt. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn es hier so schön ist“, sagt Helmut Lange.

Als im ersten Corona-Lockdown im vergangenen Jahr Bekannte zumindest auf ihre Dauercamper-Parzelle hinaus durften, das Wohnmobil der Langes aber an der „Corona-Kette“ hing, reifte bereits der Entschluss. „Außerdem muss man ja auch bedenken: Wer weiß, wie lange wir noch fahren können“, sagt Helmut Lange. Reiflich überlegt haben sie sich den Entschluss. Und jetzt geht es ans Einrichten der Campingparzelle. Wenn die Auflagen es zulassen, dass auch die Duschen auf dem Platz geöffnet werden können, dann wollen sie gänzlich auf ihr Sommerdomizil ziehen. Jetzt wird noch gependelt.

Um etliche Lenze jünger sind Steffi und Andreas Wolsky aus Pforzheim und Charlotte und Frank Umhauer aus Berlin. Die beiden Pärchen kennen sich schon länger und haben einen der begehrten Wohnmobilplätze in Magdeburg ergattern können. Im Sonne-Wolken-Mix sitzen sie vor der Silhouette der Magdeburger Altstadt am Winterhafen vor ihren Wohnmobilen. „Ganz spontan“ sind sie losgefahren, als sie erfahren haben, dass in Magdeburg der Campingurlaub möglich ist.

Nächster Ansturm zu Pfingsten erwartet

Und sie sind schwer begeistert. „Wir sind das erste Mal seit sechs Monaten wieder essen gegangen“, schwärmt Steffi Wolsky. Dass sie dafür einen Schnelltest machen mussten – egal, sagen sie. Solche Aussagen hört Marvin Hollenbach, der Betreiber des Stellplatzes am Winterhafen, mittlerweile andauernd. Der „Hunger“ der Camper nach einem Stück Normalität ist groß. Mindestens genauso groß wie die Freude des Unternehmers, wieder Gäste empfangen zu dürfen. „Ich bin froh, dass wir wieder starten können. Es gab so viele Anfragen im Vorfeld“, sagt er. Alle seine 30 Stellplätze sind belegt. Schweren Herzens musste er schon einige Wohnmobilkapitäne wieder wegschicken. Etliche parkten am Wochenende am Straßenrand, weil nirgends ein Plätzchen mehr zu bekommen war.

So nah kommt man nirgends mit dem Wohnmobil an die Elbe: Der Magdeburger Petriförder war ausgebucht.
So nah kommt man nirgends mit dem Wohnmobil an die Elbe: Der Magdeburger Petriförder war ausgebucht.
Foto: Ivar Lüthe

So auch am Petriförder. Auch hier war mit Saisonstart der Andrang groß. „Seit die Plätze wieder freigegeben wurden, waren die Anfragen zahlreich“, sagt Ralf Kurth, bei der Weißen Flotte zuständig für die Wohnmobilstellplätze am Petriförder. Zu Pfingsten rechnet er mit dem nächsten Ansturm. Und der wird sicher kommen. Bereits am Wochenende drehten etliche Wohnmobile in Magdeburg ihre Runden – in der Hoffnung auf einen Stellplatz.