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Zoo Magdeburg Neue Schimpansen suchen Anschluss

Im Affenhaus im Zoo Magdeburg gab’s eine Schlägerei. Schimpansenweibchen Sambala hat Neuankömmling Bangolo ordentlich vermöbelt.

Von Anja Guse 21.04.2018, 01:01

Magdeburg l Oh je, drei Tage lang musste Bangolo mit einem geschwollenen Auge umherlaufen. Mindestens drei Tage spürte er die Schmerzen, die ihm Sambala verpasst hatte. Jetzt sind die Streithähne – ähm, Streitaffen erst einmal getrennt. Wie konnte es nur so weit kommen?

Am 23. Januar 2018 kamen Kofi und Bangolo aus dem Zoo Leipzig nach Magdeburg. Anfangs blieben die zwei Halbbrüder von ihren Artgenossen im Zoo Magdeburg getrennt, doch nur wenige Tage nach ihrer Ankunft durften sie zumindest mit den vier Weibchen Nana, Sambala, Minga und Mumin in eine Anlage. Plötzlich war es aus mit der Harmonie im Schimpansenhaus.

Zoochef Dr. Kai Perret erzählt: „Die vier Weibchen haben sich zusammengeschlossen und den zwei neuen Männchen ordentlich Zunder gegeben. Vor allem Bangolo haben sie nach Schimpansenart in die Mangel genommen.“ Ergebnis: das geschwollene Auge, aufgedrückt von Sambala.

Zur Erklärung: Sambala ist die Tochter von Karlchen, dem ehemaligen Rädelsführer im Zoo Magdeburg, der 2016 plötzlich verstorben war. Ihre Mutter ist Yola, die im Zoo Münster lebte. Von ihr übernahm Sambala den Status und damit später auch das Kommando im Magdeburger Affenhaus.

Kein Wunder also, dass Sambala auf die neuen Bewohner Kofi und Bangolo nicht gut zu sprechen war. „Sie nahm die anderen drei Weibchen ins Schlepptau und dann ging die Jagd durchs Gehege los“, so Perret.

Dem Zoochef und seinem Team blieb keine Wahl, sie mussten wieder zwei Schritte zurück. Heißt: Sambala und Nana wurden von der Gruppe getrennt, kamen wieder bei ihren alten männlichen Bekannten Sokoto, Mufasa, Ubangi und Kananga unter.

Stattdessen blieben nur die Weibchen Mumin und Minga bei den Neuankömmlingen Kofi und Bangolo.

Und siehe da: Zwischen Minga und Bangolo entwickelte sich plötzlich eine zarte Freundschaft. „Manchmal umarmen sie sich sogar“, so Perret. Die zwei Weibchen kümmerten sich von nun an um die zwei Neuen, nahmen sich ihrer an und lockten sie auch mal nach draußen.

Vor etwa drei Wochen durfte dann auch Nana wieder zu der Gruppe dazustoßen. Doch sie blieb nicht ganz so friedlich wie erhofft, begann wieder Bangolo durchs Gehege zu jagen. Das wiederum wurde dann Kofi zu bunt. Erstmals plusterte er sich kräftig auf, sprach sozusagen ein Machtwort. „Plötzlich wurden die Weibchen ganz kleinlaut“, erzählt Perret. „Von nun an gab es keine Diskussionen mehr.“

Wird Kofi also der neue Chef? „Ich denke schon“, so Perret, „allein schon durch seine Statur.“ Kofi ist deutlich kräftiger als Bangolo, dabei wesentlicher ruhiger. „Vielleicht ein bisschen zu ruhig, er könnte gern noch etwas mehr aus sich herauskommen“, meint Perret.

Doch was bedeutet es eigentlich, dieses Chefsein? Perret erklärt: „Der Schimpansenchef wird bei Streit regulierend einwirken. Er sollte ausgeglichen sein, aber auch mal dazwischengehen. Schließlich hat er noch den Paarungsvorrang, was jedoch nicht automatisch bedeutet, dass er auch tatsächlich der Vater ist. Das bestimmen immer noch die Weibchen.“

An Nachwuchs ist aber vorerst nicht zu denken. Grund: Die Weibchen verhüten. Oder besser gesagt, sie tragen ein Hormonimplantat. Dieses hält etwa zwei Jahre, in diesem Sommer lässt die Wirkung nach.

Alle vier Weibchen sind im besten Mama-Alter, könnten also Nachwuchs bekommen.

Als Väter kämen nur die neuen Schimpansen Bangolo und Kofi infrage. Die anderen vier Männchen sind kastriert, zum Teil bestehen zwischen ihnen und den Weibchen auch Verwandtschaftsverhältnisse.

Doch bis tatsächlich mit Schimpansennachwuchs im Zoo Magdeburg gerechnet werden kann, muss sich die Rangordnung erst einmal festigen. Nächster Plan ist, Sambala zurück in die Gruppe zu holen. Perret hofft, sie wird bis dahin friedlicher und ordnet sich dann ebenfalls Kofi unter.

Ist das geschafft, sollen auch die anderen vier Männchen, die schon seit mehreren Jahren im Zoo Magdeburg leben, in die Gruppe integriert werden. Dabei könnte es durchaus noch einmal richtig Zoff geben. Es sei denn, die Weibchen sind sich einig, stänkern nicht mehr herum. „Dann werden auch die Männchen, die deutlich kleiner sind, nicht mehr aufbegehren“, so Perret. Es bleibt also spannend.