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Zoo NeuwiedTiger aus Magdeburg totgebissen

Die ehemalige Magdeburger Tigerdame „Kimberly" ist an ihrem neuen Heimatort im Zoo Neuwied von einem anderen Tiger totgebissen worden.

Von Rainer Schweingel 27.01.2021, 18:05

Magdeburg/Neuwied l Bei der Zusammenführung der beiden Tiger im Neuwieder Zoo kam es zu einem Angriff des Männchens  „Ivo" auf Weibchen Kimberly, teilte der Zoo in Rheinland-Pfalz auf seiner Webseite mit. Trotz der vorbereiteten Sicherungsmaßnahmen habe es einigen Sekunden gedauert, ehe der aggressive Tiger von seiner potenziellen Partnerin abließ und sich umsperren ließ, wurde weiter informiert.

Opfer der Auseinandersetzung ist die Tigerdame „Kimberly“. Sie war vor ihrem Umzug im Zoo Magdeburg zu Hause und ist die Mutter von „Stormi“. Der kleine Tiger war in einer Sturmnacht 2017 im Zoo geboren worden und zählt mittlerweile zu den Publikumslieblingen. Mutter „Kimberly“ allerdings war mit der Aufzucht von Stormi überfordert und schließlich 2020 nach Rheinland-Pfalz abgegeben worden.

Bei dem Vorfall in der neuen Heimat habe „Kimberly“ mehrere Bisswunden davongetragen, hieß es weiter. Bei der sofort unternommenen Untersuchung durch den Veterinär hätten diese Bisswunden zunächst kaum lebensbedrohlich gewirkt. Dennoch sei die Tigerin zwei Tage nach dem Angriff an seinen Folgen gestorben, teilte der Zoo in Neuwied mit.

„Wir sind alle zutiefst geschockt“, sagt Zoodirektor Mirko Thiel. „Dass so etwas passieren kann, weiß zwar jeder, der mit Wildtieren arbeitet. Aber nach den Zeichen der letzten Wochen haben wir mit einem solchen Ablauf wirklich nicht gerechnet."

In den ersten Wochen nach dem Umzug habe die Katze noch sehr nervös auf ihre neue Umgebung reagiert, mit der Zeit jedoch hätte sie sich zusehends entspannt. Sie habe gut mit den Pflegern gearbeitet und habe alle Gehegeteile kennengelernt, schätzte die Zooleitung in Neuwied weiter ein.

Auch ihr Verhalten gegenüber dem acht Jahre alten Kater Ivo, dem sie anfangs durchs Gitter noch sehr aggressiv und abwehrend gegenübergetreten sei, habe sich bereits vor Weihnachten komplett gewandelt. Ivo habe von Anfang an mit Nachdruck ihre Nähe gesucht und mehrfach mit dem Gitter gekämpft.

Diese lautstarken Begegnungen jedoch seien seit Anfang Dezember immer weniger geworden. Beide Tiere hätten sich an die Anwesenheit des anderen gewöhnt und hätten deutliche Anzeichen von Zuneigung erkennen lassen. „Statt eines Fauchens prustete Kimberly nun freundlich, sobald sie Ivo sah, und rieb ihren Kopf am Zaun, wenn er sich ihr näherte.“

„Nachdem diese positiven Zeichen über mehrere Wochen beobachtet worden waren, wurde jetzt die Vergesellschaftung geplant“, teilte der Zoo weiter mit, der für eine persönliche Stellungnahme am Abend nicht zu erreichen war.

Ein großes Team aus Tierpflegern, Zooleitung und einem auf Großkatzen spezialisierten Tierarzt habe bereitgestanden und alle Aufgaben seien für den Moment der Zusammenführung klar verteilt gewesen, hieß es weiter. So sollten die Tiger auch mit Lärm oder einer Wasserspritze abgelenkt werden, falls die beiden Tiger zu heftig miteinander kämpfen würden.

Unmittelbar nachdem der Schieber geöffnet war, sei aber Ivo auf Kimberly zugestürmt. Bereits nach wenigen Sekunden sei klar gewesen, dass die Begegnung von seiner Seite aus ein aggressiver Angriff sei. Es sei alles unternommen worden, um die kämpfenden Tiger zu trennen.

Doch trotz sämtlicher ergriffener Maßnahmen habe es einige Sekunden gedauert, bis Ivo sich umsperren ließ, beschrieb der Zoo die entscheidende Situation der ersten direkten Begegnung. Die Tigerin sei sofort in Narkose gelegt und untersucht worden. Sie habe Bisswunden am Unterschenkel und in der Achsel aufgewiesen, die genäht wurden.

Es habe jedoch keine Hinweise auf eine Verletzung lebenswichtiger Organe gegeben. Umso größer sei der Schock gewesen, als sie zwei Tage später trotzdem an den Folgen des Angriffs gestorben ist.

Tierarzt Jörg Schwenke, der nach eigenen Angaben über 15 Jahre Erfahrung mit Löwen und Tigern und bereits mehrere Vergesellschaftungen begleitet habe: „So schlimm der Ausgang dieser Geschichte ist, man kann hier niemandem einen Vorwurf machen. Bevor die Entscheidung zur Vergesellschaftung getroffen wurde, wurde die Situation über einen längeren Zeitraum mit Fachkenntnis und Erfahrung bewertet. Die Vorbereitungen auf diesen Moment waren sehr gründlich und die Trennungsversuche erfolgten schnellstmöglich. Mehr kann man nicht tun, der Rest liegt in der Natur der Tiere, und die ist leider nicht immer vorhersagbar.“

Der Magdeburger Zoo zeigte sich tief betroffen. „Wir sind sehr traurig über den Vorfall und fühlen mit unseren Kollegen in Neuwied mit“, sagte Zoosprecherin Regina Jembere. „Kimberly“ sei fünf Jahre in Magdeburg gewesen und habe für den Tigernachwuchs „Stormi“ gesorgt. Trotzdem habe sie kein harmonisches Verhältnis mit ihrem Partner „Amur“ gepflegt. Das sei auch ein Grund gewesen, sie im Rahmen eines Zuchtprogramms in einen anderen Zoo abzugeben, so Regina Jembere weiter. Derzeit suche man eine neue Partnerin für „Amur“. Außerdem sei „Stormi“ ebenfalls für die Zucht vorgesehen. „Stormi“ und „Amur“ sind aktuell im Zoo zu sehen.