Schulneubau Zukunft der Winterhafen-Schule in Magdeburg steht zur Debatte
Im Stadtrat wird am 15. April über die Planung der Gemeinschaftsschule debattiert.
Magdeburg. Der Kompromiss für einen Ersatzneubau der Gemeinschaftsschule „Thomas Mann“ auf dem Bauhof-Gelände am Winterhafen im Stadtpark wackelt. Ob ein B-Plan aufgestellt wird, soll sich am Donnerstag (15. April) im Stadtrat entscheiden.
Der Neubau einer Gemeinschaftsschule samt Sporthalle auf dem bisherigen Bauhof-Gelände am Winterhafen ist auf einer „Altlastverdachtsfläche“ geplant. So wird es im Aufstellungsbeschluss für den B-Plan Nr. 250-7 „Bauhof Am Winterhafen“, der heute im Stadtrat zur Debatte steht, dargestellt. Ob der Beschluss durchgeht, scheint fraglich.
Kostenschätzung bei 68,5 Millionen Euro
Im Bauausschuss hatte zuletzt eine denkbar knappe Mehrheit der Abgeordneten (Fünf Ja bei vier Nein Stimmen) für die Einleitung des B-Plan-Verfahrens und damit eine Weiterführung des Schulprojektes am Winterhafen votiert.
Fakt ist: Der Bau einer Schule am Eingang zum Stadtpark kann teuer werden. Deutlich teurer als an einem Standort, der nicht hochwassergefährdet und mit Altlasten verseucht wäre. Eine erste Grobkostenschätzung für den fünfzügigen Neubau der Schule samt Dreifeld-Sporthalle rechnet mit Gesamtkosten in Höhe von 68,5 Millionen Euro (Volksstimme berichtete).
Laut Rechnung der Stadt sind 12,5 Millionen Euro „standortbezogene Mehrkosten“, die spezifisch für die Bebauung am Winterhafen fällig werden könnten. Kostentreiber sind neben dem Hochwasserschutz, die Beseitigung der erwarteten Altlasten auf dem Gelände. Das diese vorhanden sind, scheint sicher, wiewohl der genaue Umfang noch einer genauen Prüfung unterliegen müsste.
Kampfmittel und alte Bunkeranlagen
Für die Entsorgung der Kontaminierung kalkuliert die Stadt insgesamt drei Millionen Euro. Darüber hinaus müsse mit hoher Wahrscheinlichkeit mit alten Kampfmitteln auf dem Grundstück gerechnet werden. Für Bodengutachten und Beseitigung wären wohl eine Million Euro notwendig. Beides geht hervor aus einer Stellungnahme der Verwaltung auf eine Anfrage von CDU-Stadtrat Manuel Rupsch.
Damit nicht genug. Es gibt noch mehr Altlasten auf dem Plangebiet. Rupsch wollte wissen, ob sich in dem Bereich noch alte Bunkeranlagen befinden und wie teuer deren Rückbau wird. „Es befinden sich circa 35 Stück kleine und große Bestandsobjekte auf dem Gelände, für Abbruchmaßnahmen wurden eine Million Euro ermittelt“, so die Antwort der Stadt. Der andere Kostentreiber für das Schulprojekt am Winterhafen ist der Hochwasserschutz.
Bezogen auf einen fünfzügigen Schulneubau plus Sporthalle schätzt die Stadt die zusätzlichen Kosten für Schutzmaßnahmen (Opfergeschoss, Anrampung) auf sechs Millionen sowie einer Bohrpfahlgründung auf 2,5 Millionen Euro. Zwar könnten Schule und Halle so vor Hochwasser geschützt werden, nicht aber die Außenanlagen. Diese müssten im Schadensfall immer wieder neu erstellt werden, heißt es aus dem Rathaus.
Forderung nach Grundschule „Am Brellin“
„Es wird ein Fass ohne Boden“, kritisiert Stadtrat Manuel Rupsch den geplanten Standort für einen Schulneubau am Winterhafen. Er selbst sowie die gesamte CDU-Fraktion würden deshalb nicht für die Aufstellung eines B-Plans Nr. 250-7 „Bauhof Am Winterhafen“ im Stadtrat stimmen. Stattdessen plädiert Rupsch im Einklang mit seiner Fraktion erneut für einen Grundschulneubau „Am Brellin“ in Cracau, wie er schon einmal im Rat abgelehnt worden ist.
Dieser würde Raum schaffen, dass sich die Thomas-Mann-Schule in ihrem eigenen Gebäudekomplex als Gemeinschaftsschule erweitern könnte. „Es wäre der schnellste Weg, um die Schulproblematik zu lösen“, meint Rupsch.
„Ein 60 bis 70 Millionen Euro schwerer Schulbau, der aus Steuergeldern zu bezahlen ist, ist nicht vertretbar“, sagte SPD-Stadtrat Christian Hausmann zuletzt im Bildungsausschuss. Alleine für die Mehrkosten könnte eine neue Grundschule in Ostelbien gebaut werden. Er selbst favorisiert den Neubau einer weiterführenden Schule am Universitätsplatz, wie er unlängst von der Stadt ins Spiel gebracht worden ist.
Zweifel an Kostenschätzung
Es gibt aber auch jene, die den Kompromiss für einen Schulneubau am Winterhafen verteidigen. Grünen-Stadtrat Jürgen Canehl äußerte zuletzt erhebliche Zweifel an den Mehrkosten, die die Stadt für den Bau kalkulierte. „Es ist sinnvoll, den B-Plan zu beschließen“, unterstreicht er. Grüne-future! wollen geschlossen dafür stimmen.
Die Abstimmung über die Aufstellung eines B-Planverfahrens für eine Winterhafen-Schule dürfte knapp ausfallen. „Abhängig von den Gutachten, die am Standort erforderlich sind, dauert ein B-Plan-Verfahren circa zwei Jahre“, so die Information der Stadt für den weiteren Zeitplan bei einem positiven Votum. Der Stadtrat hatte im Dezember mehrheitlich für einen Schulneubau am Winterhafen gestimmt, gegen den Willen von Oberbürgermeister Lutz Trümer. Seither mehren sich kritische Stimmen.