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Baumerleuchten Symbolkraft der Grenztanne ungebrochen

Bewegend, mahnend, ermutigend, das vermittelte das Baumerleuchten der Stadt Oebisfelde und der Gemeinde Velpke aus Anlass des Mauerfalls.

Von Harald Schulz 02.12.2019, 05:00

Oebisfelde/Büstedt l  Bundesministerin Franziska Giffey wird vom Besuch der Schwiegereltern in Oebisfelde in die Regierungshauptstadt mitnehmen, dass hier die Wiedervereinigung auch nach drei Jahrzehnten aktiv gelebt wird. Vorweg: Dieses Baumerleuchten am Sonnabend gelang durch das Zusammenwirken vieler Akteure und dank der Koordination durch die neue Oebisfelder Initiative „Vereinsstammtisch“ zu einer dem Anlass mehr als gerecht werdenden Veranstaltung.

In der Wendezeit war die Oebisfelder Katharinenkirche, wie viele andere Gotteshäuser in der damaligen DDR auch, Treffpunkt für mutige Bürger, die offen für Veränderungen eintraten. Der ökumenische Festgottesdienst zum Auftakt des Baumerleuchtens am Sonnabend erinnerte nicht nur an jene Tage. Oebisfeldes Pfarrer Wolfgang Schwarzer sowie die Pastorinnen Tanja Klettke aus Velpke und Sabine Kesting aus Bahrdorf ermutigten weiterhin, Zivilcourage und Zuversicht nach dem Vorbild der friedlichen Revolution aufzubringen. Das sei angesichts der 30 000 Flüchtlinge, die seit dem Jahr 2000 im Mittelmeer ertrunkenen seien, und auch im Hinblick auf Völkermorde oder Unterdrückung Andersdenkender ein wichtiges gesellschaftliches und christliches Anliegen. Und gerade für viele ehemalige DDR-Bürger müsse das, nach geplatzten Träumen nach der Wende, weiterhin als humanitäre Wertemesslatte seine Gültigkeit behalten, so der Tenor aller drei Ansprachen der Geistlichen.

Als Botschaft sprachen sich die Kirchenvertreter dafür aus, „dass jeder Mensch ein Stück Verantwortung für das gesellschaftliche Miteinander zu tragen hat“. Es gelte zu verhindern, dass aktuell Kräfte wirken, um Grenzen und Mauern wieder zu errichten.

Für einen fulminat musikalischen Auftakt des Dankgottesdienstes sorgte Kirchenmusikerin Anke Walocha-Krack mit dem Stück „Rock-Pop-Einzug“ . Der All’Cantara-Chor eröffnete seinen Liedereigen mit dem im Jahre 1780 mittels Flugblättern veröffentlichten Text und späterem Volkslied „Die Gedanken sind frei“.

Wie solche persönlichen Beiträge für mehr Miteinander aussehen können, verdeutlichte die Schülerin Natascha Albrecht in einem Kurz-Interview mit Birte Groneberg. Sie schilderte ihre Eindrücke von der christlichen Pilgertour entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, an der sie vor wenigen Tagen teilgenommen hatte (Volksstimme berichtete).

Mit dem Entzünden von Kerzen und Verteilen an die Kirchenbesucher klang der Gottesdienst mit Fürbitten aus. Darunter die Bitte, dass diese historische Wendezeit für die nachfolgenden Generationen bewahrt werden möge. In Anbetracht des doch gut besuchten Gottesdienstes, jedoch fehlender jugendlicher und mittlerer Altersgruppen, durchaus ein berechtigter Wunsch.

Wohl weit über 100 Menschen aus der Gemeinde Velpke und dem Stadtbereich Oebisfelde verfolgten nach einem Sternmarsch dann die Festreden von Oebisfeldes Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch und Gemeindebürgermeister Mark Kreutzberg an der Büstedter Brücke, unweit der seit 1983 dort gepflanzten Tanne. Bläserklang, hoch oben vom Oebisfelder Burgturm, begleitete dann viele Teilnehmer, die sich zum gemeinsamen Festausklang zum Burghof aufmachten.