Oebisfelde Anonymer Brief eines Jugendlichen
Der Oebisfelder Bürgermeister bekam Post von einem Unbekannten. Der junge Mann aus dem Ort schildert die Sorgen seiner Generation im Ort.
Oebisfelde l Die Folgen von Vandalismus sind in Oebisfelde vielfältig, haben ältere wie jüngere Bürger gleichermaßen berührt. Die Zerstörungen eines Grabes, von Denkmalen und Plastiken, das Besprühen mit Graffiti-Spray haben zum Teil bereits verdächtige Personen verübt, andererseits aber auch unbekannte Täter. Doch stehen immer wieder junge Menschen unter Generalverdacht. Nun hat ein offenbar Jugendlicher aus Oebisfelde, der mit einer Gruppe „durch die Allerstedt zieht“, alles das, was ihm auf der Seele brennt in einem Schreiben an Bürgermeister Hans-Werner Kraul als offenen Brief gesandt. Hier nun der zweite Teil des Briefes (Teil eins erschien am Mittwoch, Seite 15):
Der junge Mann stellt fest, „dass wir nirgends angekommen sind“. „Am Dämmchen gibt es oft Beschwerden, wenn wir uns dort aufhalten. Ich befürworte natürlich weder Lärmbelästigung noch Verschmutzung. Dennoch haben wir ein Recht, uns dort aufzuhalten, wie jeder andere Bürger auch.“ Er fragt nach einer Alternative, die er nicht sieht. „Nicht alle Kinder sind mit einem behüteten Zuhause gesegnet. Ein Treffpunkt wie der Park ,Am Dämmchen‘ ist ein Ausweg daraus. Die Jugendbegegnungsstätte reicht nicht aus“, stellt er fest. „Viele Kinder und Jugendliche sind dort nicht gern gesehen, weil sie möglicherweise Differenzen mit anderen dort anwesenden Besuchern haben. Es ist eben dort zu eng, um sich aus dem Weg gehen zu können. Deshalb meiden sie es komplett und bleiben lieber auch bei kaltem Wetter draußen.“
Der Absender des Briefes fordert mehr Treffpunkte. Es wäre nach seiner Ansicht gut, mit den Jugendlichen direkt ins Gespräch zu kommen. Auch wenn die Stadt kein Geld habe, müsse in die Zukunft investiert werden, müsste die Jugend ein Wörtchen mitreden dürfen, wünscht er sich. „Der Stadt ist unsere Zukunft nicht egal, das wissen wir“, heißt es von dem Jugendlichen.
„Die Idee, bezüglich Streetworker, ist sehr gut. Viele von uns kommen aus schlechten Verhältnissen und das treibt sie in Straftaten. Am Ende ist die gesamte Zukunft verbaut. Das müssen wir verhindern. Wir brauchen jemanden, der uns zuhört, auffängt, hilft und versteht. Aus Angst und Hilflosigkeit wird zu schnell Wut. Die führt unter anderem auch zum stadtbekannten Problem Vandalismus. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen.“Die Jugendlichen benötigen nach seinen Worten bessere Zugänge zu Informationen über Vereine und Organisationen, um sich zu engagieren.