Rassegeflügel Kreisschau in Seggerde: Gockel, Gans & Co. auf Erfolgskurs
Der Rassegeflügelzuchtverein Weferlingen feiert sein 75-jähriges Bestehen. Hühner, Enten und Tauben zählen zu den 800 Tieren der Kreisschau und der Vereinsschau in Seggerde. Doch wer gewinnt die Schau der schönsten Federn?

Seggerde. - Trotz Mikrofon sind die Worte von Dietmar Jörend, Vorsitzender des Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV) „Grauer Harm“ von 1948 Weferlingen und Umgebung, bei der Eröffnung der 13. Kreisverbandsschau Ohre und der 63. Vereinsausstellung im historischen Kuhstall auf dem Gutshof in Seggerde kaum zu hören. Wie in einem XXL-Hühnerstall ist das Gegacker, Geschnatter und Gekrähe einfach nicht zu übertönen – auch nicht vom Chef, obwohl der 82-Jährige schon seit 50 Jahren der Boss im Verein ist.
Seit 75 Jahren gibt es die Rassegeflügelzüchter „Grauer Harm“ bereits. Genauso lange ist das kräftige dreifache „Kikeriki“ der Dankesgruß an alle, die den Verein unterstützen. Jörend erzählt Episoden aus der Erfolgsgeschichte des Vereins, wie vom legendären „Gluckenmarsch“. Außerdem seien traditionell fast nur Männer „Hahn im Korbe“. In den vergangenen 75 Jahren wären insgesamt nur vier Frauen kurzfristig im Verein gewesen. Der Vorsitzende gesteht, dass aber ohne Frauen solche großen Veranstaltungen, wie auch diese Kreis- und die Jubiläumsschau nicht funktionieren würden. Und überhaupt hätten die Damen den Vorteil, dass sie den Mitgliedsbeitrag sparen und trotzdem immer Freibier trinken dürfen. Auch zum Jubiläum spendiert der Verein Gerstensaft.

„Es wird immer schwieriger für die Züchter. Manche Nachbarn stören sich sogar am Hähnekrähen“, weiß der Vorsitzende und betont: „Aber wir machen weiter so und steuern auf die 100 Jahre zu.“
Jürgen Böttcher von der Ausstellungsleitung begrüßt alle Gäste und bedankt sich bei der Familie von Davier, die seit Jahren den historischen Kuhstall als würdiges Ambiente zur Verfügung stellt. Das laute Krähen sei ein Zeichen, dass auch die Tiere sich im Stall wohlfühlen. Lobende Worte gehen auch an alle Helfer und im Besonderen an die Frauen, die Kuchen gebacken hatten. Drei Wochenenden hatten Züchter und ihre Freunde gebraucht, um die Schau aufzubauen.
Das Spektrum sei groß – angefangen von Hühnern, Zwerghühnern über Tauben bis zum Wassergeflügel. Forellenfarbige Laufenten, Edeltauben der Rasse Stargarder Zitterhälse, asiatische Kampfhühner Ko Shamo und Afrikanische Höckergänse zählen zu den Stars der Schau der schönsten Federn. „Wir leisten mit unserem Hobby einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung bestimmter genetischer Vielfalt der Rassen. Aufgrund politischer und vor allem veterinärrechtlicher Bestimmungen, die von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich ausgelegt wurden, resultieren die geringen Meldezahlen von Züchtern angrenzender Landkreise“, erklärt Böttcher, der in Eschenrode zu Hause ist.

Stolz sei der Verein, dass bei der Schau an die Züchter für ihre Tiere 15 Mal das Prädikat „v“ für vorzüglich und 31 Mal „hv“ für hervorragend vergeben wurde. „Das ist ein sehr gutes Zeichen“, verkündet der Eschenröder und gratuliert den Vereins- und den Kreismeistern.
- Meister der Ohrekreisschau sind Wassergeflügel: 1. Platz Zuchtgemeinschaft (ZG) Schenk, Smaragdenten schwarz (380 Punkte); 2. Thomas Kleiner Streicherenten silber-wildfarbig (378); 3. Thomas Kleiner, Smaragdenten schwarz (377); Hühner: 1. Dietmar Jörend, Asil wildfarbig (381); 2. Frank von Ameln (Wyandotten blau (380); 3. Bernd Weber, Vorwerkhühner (380); Zwerghühner: 1. Kevin Ehlers, Zwerg Cochin goldhalsig (382); 2. ZG Georgius, Zwerg La Fleche schwarz (382); 3. Steffen Koch, Zwerg Welsumer rost rebhuhnfarbig (380); Tauben: 1. Marcel Nix, Wiener Tümmler schwarz (382); 2. H. G. Brandenburger, Altholländischer Kapuziner weiß (381); 3. Hans H. Bammel, Texaner dunkel schwarz (378)
- Jugend-Kreismeisterschaft: Hühner: Hanna Koch, Italiener rebhuhnhalsig (379); Zwerghühner: Finnja Rogge; Deutsche Zwerghühner weiß (381);Tauben: Frieda Stadler, Deutsche Modeneser Schietti rot (378);
- Pokal des Landrates: Kevin Ehlers, Zwerg Cochin goldhalsig (570)
- Wanderpokal des Landrates: ZG Georgius, Zwerg La Fleche schwarz (477)
- Meistertafel „Grauer Harm“
- Vereinsmeister: Kevin Ehlers, Zwerg-Cochin goldhalsig (382);
- Jugendmeister: Zoe Dairain, Arabische Trommeltaube weiß (378); Hermann-Schröder Wanderpokal: Ralf Jörend, Thüringer Schnippen (380);
- Rolf Walther Wanderpokal: Sören Peters, Zwerg Wyandotten lachsfarbig (381)
- Pokal des Bürgermeisters: Dietmar Jörend (568)
- Wanderpokal Tauben beste Kollektion: Bammel Matthias, Texaner kennfarbig schwarz (475)
- Bestes Tier beim Wassergeflügel: Ines Walther, Laufenten forellenfarbig (1,0 jung); Hühner: Dietmar Jörend, Asil wildfarbig (1,0 jung); Zwerghühner: Kevin Ehlers, Zwerg-Cochin goldhalsig (1,0 jung); Tauben: Hermann Bammel, Texaner schwarz (0,1 jung); Jugend: Zoe Dairain, Arabische Trommeltaube weiß (1,0 jung)
„Was ihr hier für Weferlingen und Umgebung macht, ist eine ganz tolle Sache. Weiter so!“, motiviert Weferlingens Bürgermeister Dirk Kuthe. „75 Jahre – das ist schon eine Hausnummer und vielleicht einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde wert, denn der Verein hatte durch den Zusammenhalt der Züchter vier Währungen überstanden“, sagt Einheitsgemeinde-Bürgermeister Hans-Werner Kraul.
„Wer sich in seiner Freizeit intensiv mit Tieren beschäftigt, findet darin Freude. Vielen Menschen fällt es so leichter, mit den alltäglichen Belastungen fertig zu werden“, heißt es in den Grußworten von Landrat Martin Stichnoth. „Wir sind froh, dass wir wieder eine Kreismeisterschaft durchführen können. Das hatten wir in den letzten drei Jahren leider nicht“, sagt Kai Lange vom Vorstand des Kreisverbandes Ohre. Zur Jugendabteilung zählt der 15-jährige Len Weber. „Früher habe ich meinem Vater – Bernd Weber - beim Beringen der Hühner geholfen. Damals entstand mein Interesse für die Geflügelzucht“, erklärt der junge Weferlinger und verrät, dass er seinen Favoriten – einen Vorwerk-Hahn – für die Ausstellung herausgeputzt hat. Mit dreimaligem „Kikeriki“ stoßen die Züchter auf den Erfolg ihrer Ausstellung an.