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Oebisfelde Gewerkschaftswahl und Archäologie

Der Oebisfelder Thomas Heinrichs findet beim Aufräumen eine Volksstimme vom 5. November 1986.

Von Jens Pickert 08.01.2021, 00:01

Oebisfelde l „Es war schon eine Überraschung, als ich auf die Zeitung stieß. Die Ausgabe ist zwar ziemlich lädiert, doch lesbar ist noch alles. Vor allem hat mich natürlich interessiert, worüber auf der letzten Seite, der Kreisseite, berichtet wurde“, erzählte Thomas Heinrichs.

Zu damaligen Zeiten war die Volksstimme noch völlig anders aufgebaut. So stand für Berichte aus den Kreisen des Bezirkes Magdeburg nur eine Seite pro Kreis, es war meist die letzte, zur Verfügung. Eingeschlossen darin waren die kreissportlichen Ereignisse und Ergebnisse. Denn eigenständige Seiten für den lokalen Sport gab es zu diesen Zeiten noch nicht. Geschrieben wurden diese Berichte, ob Lokales oder Sportliches, oft von sogenannten Volkskorrespondenten (Vk). Doch was stand am 5. November 1986 auf der Seite des Kreises Klötze? Auch etwas über Oebisfelde? Natürlich.

Beispielsweise vom Vk Paul Kresse. Er berichtete über die Gewerkschaftswahl der Gewerkschaftsgruppe II der Bahnmeisterei Oebisfelde. Während Produktionsmeister Genosse Klaus Ruttke viel Positives zu berichten hatten - unter anderem die Verbesserung der politisch-ideologischen Arbeit sowie die ständige Erfüllung des Betriebsplanes im Rahmen des sozialistischen Wettbewerbs - gab es von Streckenmeister Reinhold Sandner auch Kritisches zu hören.

Er bemängelte laut Vk Kresse beispielsweise, dass die gemeinsamen Kegelnachmittage nicht mehr stattfinden. „Diese sollten wir wieder neu beleben. Denn unser Kultur- und Bildungsplan darf nicht nur ein Stück Papier bleiben. Das betrifft auch die Schulen der sozialistischen Arbeit. Hier müsste von der BGL mehr getan werden“, sagte der Streckenmeister.

Gewählt wurde dann auch noch. Genosse Erich Rickmann wurde von seinen Kollegen zum neuen Vertrauensmann gewählt. Selbstverständlich einstimmig.

Zu Wort gemeldet aus Oebisfelde hatte sich in dieser Ausgabe auch Vk Ulrich Pettke. Der heutige Vorsitzende des Heimatvereins Oebisfeldes war schon damals ein begeisterter Heimatforscher.

Er informierte die Leser über archäologische Funde bei den fortschreitenden Kanalisationsarbeiten in der Oebisfelder Altstadt. Gebuddelt wurde im November 1986 auf der heutigen Lindenstraße, die damals Straße des Friedens hieß. Dort, am alten Töpfertor, in Nachbarschaft der Sparkasse, stießen Kollegen der Brigade Bax des STKM, BT Oebisfelde, auf Teile einer Befestigungsanlage, welche aus dem Mittelalter stammten.

Außerdem zählte Vk Pettke auf, was während der Bauarbeiten im Laufe der Zeit an altem Material sonst noch gefunden wurde.

Zum Schluss hatte Vk Pettke noch einen Wunsch: „Gewiss würde es großen Zuspruch in der Bevölkerung finden, wenn ein Teil der Funde und Fotodokumente für eine ständige Ausstellung Verwendung fänden. Die Einrichtung einer Heimatstube beziehungsweise eines kleinen Museums in einem Teil des Burgebäudes würde eine schöne Zielsetzung zur 975-Jahr-Feier sein. Zumal wir das in den 1960er Jahren schon einmal hatten.“

Ulrich Pettkes Wunsch sollte wahr werden. 1992 wurde auf Initiative von Brigitte Langhof, Waltraut Sierau und Marlis Hoffmann der Heimatverein Oebisfelde gegründet. Erster Vorsitzender war Max Reisner. Mit dabei war natürlich Vk Pettke, der wie erwähnt inzwischen an der Spitze steht.

1997 wurde dann im früheren Gesindehaus auf dem großen Burghof zunächst eine Heimatstube eröffnet. Nach und nach wurde die Stube dann vergrößert und zum Burg- und Heimatmuseum und zu einem kulturellen Mittelpunkt der Stadt entwickelt.

Zurück zur Ausgabe vom 5. November 1986: Vermeldet wurde auch Sportliches. So informierte Vk Hans Pickert über vier Auftritte der Nachwuchs-Handballer von Dynamo/Lok Oebisfelde vom vorherigen Wochenende bei Motor Mitte Magdeburg. Vk Paul Eidmüller aus Klötze gab hingegen die Ergebnisse der Handball-Kreisunion Klötze/Gardelegen/Salzwedel der Männer bekannt und kündete den nächsten Spieltag an.