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raupen Eichenprozessionsspinner-Plage soll im Drömling experimentell bekämpft werden

Ein Forschungsprojekt der Hochschule Anhalt gegen die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners (EPS) steht in Teilen des Drömlings vor dem praktischen Start.

Von Harald Schulz Aktualisiert: 14:31

Oebisfelde/Bernburg. Das Forschungsprojekt „Der Eichenprozessionsspinner im Drömling: Effizienz von Bekämpfungsmethoden und ihre Auswirkungen auf die Biodiversität“ wird durch die Hochschule Anhalt aus Bernburg unter der Leitung von Professorin Annett Baasch und Professor Erik Arndt in enger Zusammenarbeit mit dem Landesministerium für Umwelt, Landwirtschaft und Energie, der Biosphärenreservatsverwaltung Drömling Sachsen-Anhalt und mehreren politischen Drömlings-Gemeinden durchgeführt.

Maßnahmen auf dem Prüfstand

Mit dem Projekt, das im zurückliegenden Februar gestartet wurde und bis Ende 2022 andauern wird, sollen unterschiedliche Bekämpfungsmaßnahmen untersucht werden. Schwerpunkte sind dabei die Wirkung der jeweiligen Maßnahmen auf den Bestand von EPS-Vorkommen, als auch auf die Auswirkungen auf die Biodiversität, also auf die biologische Vielfalt. Dabei werden sowohl verbreitete Bekämpfungsmethoden wie auch die Anwendung eines Biozids, das Absaugen von EPS-Gespinsten als auch innovative Alternativen zum Einsatz kommen.

Darunter befinden sich beispielsweise ein Heißwasserinfiltrationsverfahren auf Schaumbasis, der Einsatz von Fadenwürmern, sogenannten Nematoden, sowie nachhaltige Präventivmaßnahmen. Eine davon sind Nistkastenangebote für Kohlmeisen in den Versuchsgebieten. All diese Maßnahmen werden im Rahmen eines umfassenden Freilandversuchs verglichen, erläutert Henrike Wild von der Hochschule Anhalt.

Darüber hinaus sollen zusätzliche konzeptionelle Ansätze geprüft und weiterentwickelt werden, die dazu beitragen sollen, die Möglichkeiten auszuloten, wie eine Förderung der natürlichen Feinde der EPS-Brut und die Biodiversität erhöht werden können. Da es sich um einen wissenschaftlichen, systematischen Versuch handelt, braucht es zwingend auch unbehandelte Kontrollflächen. Nur so kann die Wirkung der Bekämpfungsmaßnahmen objektiv bewertet werden.

Drömlingsgemeinden im Projekt einbezogen

Die Umsetzung der Bekämpfungsmaßnahmen im Rahmen des Projekts findet in enger Zusammenarbeit mit den Drömlings-Gemeinden Stadt Oebisfelde-Weferlingen, Klötze, Hansestadt Gardelegen und Flechtingen statt. Ein fachlichen Austausch besteht zudem mit Professor Wolfgang Rohe von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen und zwei Praxispartnern.

Durch die Erfolgskontrollen soll die Wirkung der Bekämpfungsmaßnahmen zum einen auf den Bestand der EPS-Population, zum anderen auf die Vitalität der Eichen sowie auf bestimmte faunistische Indikatorgruppen, also ausgewählte, für die Fragestellung geeignete Tiergruppen erfasst werden.

Im Mittelpunkt des Projektes stehen dabei vor allem die biologischen Bekämpfungsmaßnahmen, wie die Förderung von natürlichen Feinden des Eichenprozessionsspinners oder die Verwendung von Nematoden. Eine Rolle könnte dabei auch das Vorkommen von Kohlmeisen spielen, die nach bisherigen Erkenntnissen aus anderen Projekten auch die EPS-Raupen als Nahrungsquelle nutzt.

Fressfeinden mehr Nistkästen anbieten

Durch das Aufhängen der Nistkästen soll die Population der Kohlmeise lokal zunehmen. Durch die Förderung der natürlichen EPS-Feinde soll „das Räuber-Beute-Gleichgewicht zuungunsten des Raupenplage verschoben werden“, so die Erwartungshaltung von Felix Froch und Henrike Wild, die das Projekt in Entwicklung und Umsetzung federführend betreuen.

Der Projektzeitraum ist bis zum 31. Dezember 2022 vorgesehen. Gefördert wird das experimentelle Vorhaben vom Umweltministerium Sachsen-Anhalt. Der Startschuss für praktische Versuche erfolgt erst im Verlauf des Mai-Monats. Bisher wurden nur die Nistkästen als eine Bekämpfungsmaßnahme durch Mitarbeiter der Biosphärenreservatsverwaltung Drömling aufgehängt, heißt es von Wild.

Wesentlich hat die Corona-Pandemie in Hinblick auf die Abstimmung und den Austausch mit Akteuren wie betroffenen Einwohnern vor Ort einen hemmenden Einfluss. Zusammenkünfte mit allen Beteiligten und Betroffenen sind nicht möglich. Bisher haben Video-Konferenzen den Erfahrungsaustausch ermöglicht. Dennoch funktionieren die erforderlichen Absprachen für das Projekt, insbesondere mit den Gemeindevertretern und der Biosphären-Verwaltung Drömling sehr gut, erkennt Henrike Wild einen positiven Verlauf des Projekts.