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Schädlingsbefall Plage bedroht Mensch und Natur

Der Befall durch die Raupe des Eichenprozessionsspinners (EPS) droht im Drömling zur generellen Plage zu werden. Ein Blick nach Oebisfelde.

Von Harald Schulz 21.10.2019, 21:00

Oebisfelde l Das dringend benötigte Geld vom Land Sachsen-Anhalt für die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist vakant, weil der Haushalt noch nicht verabschiedet ist. Der Landkreis Börde hat sich als Koordinator verabschiedet. Doch Massen von Eiern der nächsten Raupen-Population haften schon auf den Blättern. Die Plage des Eichenprozessionsspinners (EPS) bedroht aber weiterhin Mensch und Natur im Drömling. Darüber waren sich die Teilnehmer einer Arbeitstagung bei der Biosphärenreservatsverwaltung in Oebisfelde vor wenigen Tagen einig. Teilgenommen hatten Vertreter vom Landeszentrum Wald Sachsen-Anhalt, der Landkreise Altmark und Börde sowie von der Stadt Oebisfelde-Weferlingen, der Gemeinde Calvörde und weiteren Einrichtungen.

Wie der Leiter der Biosphärenreservatsverwaltung, Fred Braumann, auf Anfrage erläuterte, hat das Gespräch erbracht, dass die Ausbreitung der EPS-Population insbesondere durch Sprühaktionen mit Bioziden auf Eichenbeständen im Bereich Buchhorst eingedämmt werden konnte. Die Reduzierung durch Absaugen der Raupennester und nach dem Schlüpfen das Entfernen von Gespinstresten, bleibt aber weiterhin äußerst arbeits- und zeitintensiv und ist nur unter Vollschutz zu leisten. Das Entgelt dafür ist deshalb auch ein bedeutender Kostenfaktor für die Auftraggeber, wie beispielsweise für die Stadtverwaltung Oebisfelde-Weferlingen.

Wie Braumann beschreibt, hat sich der EPS-Befall zu einem ernsten Problem in der Fläche entwickelt, das zu einer Gefährdung für Mensch und Tier in der freien Landschaft mutiert ist. Soll heißen, dass es im vergangenen Jahr Rückmeldungen von Touristen gab, die durch Kontakt mit in der Luft umherwirbelnden Nesselhärchen der Raupen gesundheitliche Beschwerden bekommen hätten. Nachweislich hätten Bauarbeiter am Mittellandkanal nur in Vollschutzanzügen arbeiten können. Auch die Landwirtschaft mit Tierhaltung klagt über Folgen durch nesselnde EPS-Härchen. Sägewerke verzichten auf Aufträge, wenn Eichenbestände aus dem Drömling angeboten werden, weiß Braumann. Für ihn ist die Spinnerbrut in allen Bereichen des Lebens angekommen.

Nun aber die Hände in den Schoß zu legen und die Ausbreitung zu ertragen, das wäre fatal und den Menschen in den betroffenen Gebieten nicht zuzumuten. Er plädiert für maximal mögliche Bekämpfungsmaßnahmen, um eine weitere EPS-Ausbreitung zu stoppen.

Es existieren neben dem Besprühen mit Bioziden, Einsatz von Nematoden und Absaugen weitere Methoden, die umweltschonend vielversprechend sein können. Braumann zielt auf den Sprüheinsatz mit 95 Grad heißem Wasser ab. Eine Methode, die von einem Gifhorner Unternehmen favorisiert wird. Durch das heiße und aufgeschäumte Wasser verfestigen sich die Eiweißbestandteile der Raupen, zudem klumpen die Nesselhärchen. Ein Verfahren, dass interessant, aber ähnlich kostenintensiv wie das Absaugen sein soll.

Die Ausgangslage für die Stadtverwaltung Oebisfelde-Weferlingen kann mit Sicht auf 2020 nicht schlechter sein: Bislang wurden im laufenden Jahr um die 234.000 Euro für die EPS-Bekämpfung eingesetzt, weiß Ordnungsamtsleiter Detlef Meyer. Dass der nicht verabschiedete Haushalt der Landesregierung den Handlungsspielraum der Stadtverwaltung auf ein Minimum reduziert, ist eine Tatsache. „Wir werden im Rahmen der uns als Stadtverwaltung einzuhaltenden Gefahrenabwehr aber alle Maßnahmen vornehmen, damit zumindest der Schutz in bewohnten Gebieten sichergestellt werden kann.

Die Koordination der EPS-Bekämpfung muss die Stadt nunmehr allein und lokal begrenzt vornehmen, bedauert Meyer. Doch er hofft auf weitere Gespräche, die die Kräfte doch noch bündeln.