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Schülerprotest 270 Schüler wollen ihre Käthe behalten

Wie eine Wand stehen die 270 Schüler der Sekundar- und Gemeinschaftsschule Oebisfelde zu ihrer Schulsozialarbeiterin Käthe Beileke.

Von Harald Schulz 11.03.2019, 20:00

Oebisfelde l Eine nachweislich starke Stütze für Schulen sind deren pädagogische Kräfte für die Schulsoziarbeit. Die Finanzierung solcher Stellen, in Oebisfelde für die Drömlingschule und die Grundschule an der Aller mit jeweils einer Stelle, wird über das Land Sachsen-Anhalt gesichert. Allerdings nur bis Ende Juli 2020. Die gewerkschaftliche Interessenvertretung GEW, der Landeselternrat und Landesschülerrat sowie die Liga der Freien Wohlfahrtspflege im Land fordern im Vorfeld der auslaufenden Vereinbarungen die Manifestierung der Schulsozialarbeit und der Netzwerkstellen als langfristige, nachhaltige und flächendeckende Maßnahme. Bislang wurden diese Stellen über EU-Mittel, nämlich aus dem ESF-Programm zur Förderung der Schulsozialarbeit und Netzwerkstellen in Sachsen-Anhalt finanziert.

Zunehmend wurden Stimmen laut, dass das Land sich aus dieser Verantwortung möglicherweise „herausstehlen“ wolle. Diese Annahme erreichte auch Lehrerschaft und die Schüler der Sekundar- und Gemeinschaftsschule Oebisfelde. Dort ist seit zehn Jahren Käthe Beileke als Schulsozialarbeiterin in Vollzeit beschäftigt. Und diese Stelle ist wahrlich in einer Bandbreite mit Aufgaben ausgefüllt, die als anspruchsvoll bezeichnet werden kann, urteilt die stellvertretende Schulleiterin Sabine Ende im Gespräch mit der Volksstimme. Dieser Rahmen umfasst das gesamt Spektrum von der schulischen Betreuung der Schüler, übers Aufrechterhalten der inneren Beziehungen zwischen den Schülern, als auch die Arbeit als Verbindungsglied zwischen Schülern, Eltern und Lehrerschaft. Hinzu kommt häufig notwendiges Engagement mit Hilfestellungen im sozialen Umgang von Eltern mit ihren schulpflichtigen Kindern, aber auch durchaus umgekehrt, so Ende.

„Die sozial-psychologische Komponente im Schulalltag hat in den vergangenen Jahren einen nicht mehr wegzudenkenden Stellenwert eingenommen, der die Schulsozialarbeit, bei Bedarf auch in Kooperation mit Schulpsycholgen und dem Jugendamt, zu einem Stützpfeiler im Schulalltag hat werden lassen. Das entlastet nachhaltig den Lehrauftrag der Lehrerschaft“, verdeutlicht Ende.

Wie sehr dieses Engagement von Käthe Beileke bei den 270 Schüler ankommt, verdeutlicht die Unterschriftenaktion. Weit über 1000 Personen unterstützen die Forderung nach dauerhaft gesicherten Stellen für die Schulsozialarbeit. Schülersprecher Mohamed Melek sieht diese Aktion als wichtig an, weil „mit unserer Schulsozialarbeiterin ein Anlaufpunkt für jeden Schüler gegeben ist, der es frei von schulischen Zwängen ermöglicht, Probleme, so vielschichtig wie sie auch sind, zu besprechen und meistens auch zu lösen“. „Das reicht oft auch hin bis zu privaten Dingen. Auch und gerade deshalb wollen wir unsere Käthe behalten“, bekräftigt Melek die Unterschriftenaktion. Diese Meinung vertreten auch Joline Sandke, Thalia Sachs, Kristina Huth und Timm Vesper, die am Montag die Meinung der Schülerschaft öffentlich betonen wollten. Vesper wird das Thema als Mitglied des Börde-Kreisschülerrates in der nächsten Sitzung vorbringen.

Ortswechsel: Keine 500 Meter weiter entfernt, beschäftigt sich Elisabeth Mews als Schulsozialarbeiterin der Grundschule an der Aller mit demselben Problem. Die Inklusionspädagogin und Kunsttherapeutin hat zu Jahresbeginn die Stelle übernommen. Auch sie ist in den Schulalltag der Grundschüler und des Lehrerkollegiums fest eingebunden. „Die Aufgabenvielfalt ist ähnlich der meiner Kollegin Käthe Beileke, nur sind es bei mir Grundschüler. Und das macht die Lösungswege bei Problemen und Problemchen der Kinder gerade nicht einfacher“, weiß Mewes aus ihrem Berufsalltag. Auch Schulleiterin Ulrike Eggers sieht in der Stelle der Schulsozialarbeiterin eine Bereicherung und Entlastung gleichermaßen. Ohne solch ein auf hohem Niveau kompetentes Mitwirken bliebe die Schule den Kindern zwangsläufig etwas schuldig, meint Eggers.

Wie die Volksstimme zudem erfuhr, werde für den kommenden November ein Aktionstag auf dem Magdeburger Domplatz vorbereitet, um auf diese Vakanz der Finanzierung solcher Stellen öffentlich hinzuweisen.