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Tierseuche Kein Herankommen an Wildschweine

Noch ist nichts passiert im Drömling - zum Glück. Doch Behörden und Jägerschaft sind wegen der Afrikanischen Schweinepest alarmiert.

Von Harald Schulz 27.01.2018, 02:00

Haldensleben/Oebisfelde l Die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest grassiert nicht erst seit wenigen Tagen, sie ist bereits ein bundesrepublikanischer Problemfall. Doch gerade in dem Naturschutzgebiet Drömling mit seinen waldreichen Regionen, den Naturschutzzonen und mit einem großen Anteil von Maisflächen in der Landwirtschaft stellt dieser Landstrich Oebisfelde-Weferlingen wohl einen besonderen Status für die Vorbeugung dar. Wichtig zu wissen: Der Virus ist für Menschen absolut ungefährlich. Für Mastbetriebe kann ein Befall aber den wirtschaftlichen Ruin bedeuten.

Einer, der mit Land und Leute, insbesondere mit Landwirten und Jägern täglich ins Gespräch kommt, ist Friedrich Borrosch. Der Unternehmer für Metall- und Landmaschinen aus Wassensdorf ist selbst passionierter Jäger. Er und seine Jagdkollegen im Drömling stehen gleich vor mehreren Problemen, um die noch nicht eingeschleppte Tierseuche dann möglichst früh beim Schwarzwild zu isolieren. Nach seiner Auffassung ist es ohnehin schwer genug, den Wildschweinbestand im Drömling zu reduzieren. Die Angebote an Nahrung dank des Maisanbaus, damit verbunden, eine hohe Wurfrate an Frischlingen und Schutz vor Entdeckung, stärken die Population über das normale Maß hinaus. Aber auch die Rückzugsmöglichkeiten in der für Menschen geltenden Tabu-Zone im Naturschutzgebiet, grenzen die Möglichkeiten der Bejagung deutlich ein.

Was das Bejagen von Wildschweinen so gut wie zum Erliegen gebracht hat, sind aber die niederschlagsreichen Wintermonate. „Vermutlich fallen dieses Jahr komplett alle Drückjagden aus. Es ist zu nass, es gibt kein Vorankommen“, beklagt Borrosch. Zu diesem Ergebnis kamen Experten der Naturparkverwaltung Drömling, vom Landesforstbetrieb Altmark und Borrosch bei einer Begehung von Kernzonen Anfang dieser Woche.

Mit dabei war der Leiter des Landesforstbetriebs Altmark in Mahlpfuhl, Andreas Kriebel. Er ist oberster Wächter über die staatlichen Waldgebiete im Altmarkkreis Salzwedel, Landkreis Stendal, Bördekreis, Landkreis Jerichower Land, Salzlandkreis und in der Landeshauptstadt Magdeburg. Kriebel bestätigte auf Anfrage der Volksstimme, dass eine Jagd in den sogenannten Null-Zonen im Drömling derzeit nicht möglich ist. Nichtsdestotrotz sieht er eine Bejagung des Schwarzwildbestandes als dringend erforderlich an.

Einer der zur erhöhten Wachsamkeit bei der vorbeugenden Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest auffordert, ist Amtstierarzt Dr. Hans-Joachim Krohm. Er ist Leiter des Fachdienstes Veterinär- und Lebensmittelüberwachung. Krohm weiß nur zu gut um das Gefahrenpotenzial. „Seit 2014 breitet sich die Seuche in den Wildschweinbeständen im Baltischen Raum und in Polen entlang der Grenze zu Weißrussland aus. Die Tierseuche ist dabei dort wiederholt auch in Hausschweinebestände eingebrochen“, erläutert Krohm Hintergründe. „Die gewerbsmäßigen Schweinehalter sind angehalten, über die gesetzlich vorgegebenen Schutzmaßnahmen hinaus, zusätzlich geeignete Biosicherheitsmaßnahmen für die Betriebe zu prüfen“, weiß Krohm. Die Schweinehaltungen unterliegen der Aufsicht mit dem Schwerpunkt belastbarer Seuchenschutzmaßnahmen. Die Jäger werden jährlich über die Seuchen-Problematik und die Notwendigkeit erhöhter Aufmerksamkeit zum Gesundheitszustand des Schwarzwildes informiert. Deshalb stellen sie von erlegten Tieren Blutproben zur Untersuchung bereit.

Die jüngsten Ausbrüche Ende 2017 in Tschechien und nördlich von Warschau geben Anlass, dass die Verschleppung des Erregers durch achtlos entsorgte Speiseabfälle von nicht stark erhitztem/durchgegartem Fleisch infizierter Schweine, wie zum Beispiel Salami oder Schinken, herrührt, so der Amtstierarzt. Dieser Infektionsweg über weggeworfene Wurstbrote im heimischen Schwarzwildbestand gilt im Fall der Fälle als am wahrscheinlichsten.

Es existiert jedoch noch ein anderer Virusüberträger: Sowohl die in Afrika lebenden Warzenschweine als auch Wildschweine im Drömling sind Wirte für Zecken. Die leben von Blut der Schweine. Durch Aufsaugen von infizierten Blut werden die Zecken zum Virus-Transporteur.

„Eine erfolgreiche Bekämpfung ist zwingend abhängig von der frühestmöglichen Erkennung eines Infektionsgeschehens im Schwarzwildbestand“, so der Appell von Amtstierarzt Krohm.