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Traum verwirklicht Vom VW-Schlosser zum Eisenbahnchef

Es existieren wohl nur wenige Menschen, die sich ihren Kindheitstraum erfüllt haben. Der Buchhorster Michael Frick ist einer davon.

Von Harald Schulz 28.03.2020, 01:00

Oebisfelde l Dieser Wunsch nahm vor zehn Jahren konkrete Formen an. Seit diesem Jahr ist er Chef eines Unternehmens mit Sitz in Oebisfelde, das Güter auf der Schiene transportiert. Schon seit Michael Frick in jungen Jahren als Maschinenschlosser im VW-Werk Wolfsburg arbeitete, beschäftigen ihn Eisenbahnen. Aus dem Gedanken entstanden Überlegungen und im Jahr 2010 konkrete Planungen, wie es hinzubekommen sei, eine eigene Firma „auf die Schiene“ zu bekommen. Sechs Jahre später und mit seinem dänischen Geschäftspartner Christian Fegebrecht unterschrieb Frick den Infrastrukturvertrag für ein 7500 Quadratmeter großes Areal auf dem Gelände des Oebisfelder Güterbahnhofs.

Binnen vier Jahren, in denen Frick auch ab und an mit eisernem Willen am Projekt „Altmark-Rail“ festhalten musste, immer wieder Ämter und Behörden für sein Vorhaben aufsuchen und überzeugen sowie das Bahngebäude grundsanieren musste, entstanden ein neues Betriebsgebäude, eine Werkhalle und neuwertige Gleisanlagen. Auch die nach seiner Aussage unendliche Geschichte der Stromversorgung konnte Frick lösen. Den liefert jetzt direkt die Deutsche Bahn AG. Was Frick in all den Jahren stets an seiner Seite hatte, war eine verlässliche Hausbank, was Frick als absoluten Pluspunkt ansieht.

Für Reparaturen und Wartungen arbeiten mittlerweile bei „Altmark-Rail“ Lokführer, Elektriker, Mechaniker, Schlosser in Festanstellung. Für seine Lokführer wurden im Betriebsgebäude eigens Zimmer, Sanitärbereich und eine Küche eingerichtet.

Mittlerweile sind es neun Mitarbeiter, plus einer Sekretärin, die bei „Altmark-Rail“ ein festes Einkommen erhalten. Die Bürokraft koordiniert gleichzeitig auch den Betriebsablauf, „wenn der Chef auf Achse ist“. Und das passiert regelmäßig. Am Freitagvormittag, unmittelbar nach dem Gespräch mit der Volksstimme, setzte sich der Firmenchef hinters Lenkrad und sauste nach Frankenthal in der Pfalz. Dort löst er einen seiner Lokführer ab und erledigt als Firmenauftrag Rangierarbeiten. Dann ging es mit der Lok weiter nach Worms in Rheinland-Pfalz. Auch dort wurden Dienstleistungen auf der Schiene erledigt, um dann auf dem Duisburger Bahnhof mehrere Waggons zu koppeln und damit dann zum Haldensleber Bahnhof abzufahren, hieß es Freitag von Frick.

Weitere vier Lokomotiven warten aktuell auf ihren Einsatz. Auch die Corona-Krise hat bei „Altmark-Rail“ zu einigem Stillstand, sprich Auftragsverlusten geführt, wie Frick berichtete. Allein wegen zwei größeren Aufträgen fehlen 140 000 Euro an Einnahmen. „Das musst du erst einmal verdauen. Zum Glück sind die Aufträge nur verschoben. Und ich kann diese finanzielle Delle durch andere Aufträge minimieren. Jedenfalls bleibt es für meine Leute bei der Vollbeschäftigung“, erläuterte Frick zuversichtlich.

Derzeit nehmen die beiden Geschäftspartner von „Altmark-Rail“ den Bau einer Reparaturhalle in Angriff. „Die Planungen sind bereits weit vorangekommen. Damit wäre das Gebäudemanagement erst einmal komplett“, sagte Frick. Bereits sichtbar ist ein neues Gleisbett. Das an gleicher Stelle gelegene alte Gleis war noch auf Holzbalken gebettet. Nach dem Abriss folgen Gleissegmente, die auf Betonhaltern gelagert sind. Auch die automatische Überwachung des Areals wird weiter vorangebracht, was Michael Frick als ebenso wichtige Investition ansieht.