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Unterricht Ein experimenteller Neustart

Neustart an der Oebisfelder Grundschule „Drömlingsfüchse“. Der Schulalltag verlief anders als noch vor Wochen.

Von Harald Schulz 08.06.2020, 22:00

Oebisfelde l „Was ich feststellen kann, ist, dass sich aller Aufwand für die Umsetzung der Corona-Schutzmaßnahmen gelohnt hat“, blickte Melanie Lutze Montagmittag (8. Juni) nach Schulschluss auf den ersten Arbeitstag der Vollbeschulung von 149 dort angemeldeten Grundschülern zurück. Am Schultag eins nach der Corona-Pause musste aber noch vor dem ersten Klingelzeichen eine Herkulesaufgabe von dem gesamten Lehrerkollegium einschließlich Schulassistentin Viola Bieri gemeistert werden.

Sie hatte schlussendlich sämtliche Gesundheitsbögen der Grundschüler auf ihrem Schreibtisch, musste die auf Vollständigkeit kontrollieren und am sicheren Platz aufbewahren. Mit diesen Nachweisen attestieren die sorgeberechtigten Personen der Schulkinder, dass sie an keinen erkennbaren Symptomen einer Covid-19-Erkrankung oder an einer Erkältung leiden.

Weiterhin wurde so auch bescheinigt, dass das jeweilige Schulkind in den vergangenen 14 Tagen keinen Kontakt zu einer mit dem Covid-19-Erreger infizierten Person hatte. Und auch eine Rückkehr aus dem Ausland im Verlauf der vergangenen zwei Wochen musste angegeben werden.

Während diese Nachweise in der Grundschule wöchentlich mit dem Gesundheitsbogen neu vorgelegt werden müssen, so Lutze, ist es für den Besuch des Hortes notwendig, diese Erklärung täglich einzureichen. Das ist eine ganz schön aufwendige Prozedur, meint die Schulleiterin mit Blick auf jede Menge Gesundheitsbögen.

Bis eine Unterrichtsstunde dann fast wie noch vor Wochen gewohnt beginnen kann, bedarf es einiger Informationen über die Notwendigkeit der Corona-Schutzregeln an der Schule. „Wir als Kollegium dürfen nicht müde werden, immer und immer wieder auf diese Regeln hinzuweisen. Schließlich ist nun wieder Unterricht in komplett besetzten Klassen zu erteilen“, stellt Lutze die Prioritäten für den nach ihrer Ansicht durchaus experimentellen Schulstart heraus. „Klar ist das anstrengend und stresst, aber diese Regeln schützen die Schulgemeinschaft insgesamt. Und das muss das Ziel sein“, erklärt die Schulleiterin.

 „Die Mädchen und Jungen scheinen jedoch die Notwendigkeiten von Hygiene und diszipliniertem Verhalten in den Klassenräumen durchaus eingesehen zu haben“, wie Lutze nach diesem ersten Schultag lobte. „Noch ist der Schulbesuch ungewohnt, anstrengend für die meisten Grundschüler“, beobachtet Lutze. „Der Tageszyklus war lange Zeit sicher ein anderer. Das ist auch daran zu erkennen, dass Schüler häufig noch reichlich müde sind,“ so ihre Beobachtung.

Die Vergabe von Zeugniszensuren bereitet dem Lehrerkollegium hingegen keine Probleme, heißt es von Lutze. „Die werden selbstverständlich ohne einen Corona-Nachlass vergeben. Bereits Mitte März standen die ersten Noten fest. Jetzt schauen wir noch einmal in den Kernfächern Deutsch, Mathe, Sachkunde und Englisch genau hin. Letztendlich bildet das jeweilige Zeugnis den aktuellen Wissensstand eines jeden Schülers ab“, sieht die Schulleiterin eine objektive Bewertung gewährleistet.

Was die ganze Sache mit dem Schulalltag seit dem gestrigen Montag aber nicht erleichtert, sind die Erholungsphasen der Kinder auf dem Pausenhof. Zwar erholen sich die Mädchen und Jungen in jeweiligen kleineren Lerngruppen, aber wenn das Pausenzeichen ertönt, wollen die Grundschüler in der Masse ihrem Spieltrieb mit Gleichgesinnten freien Lauf lassen.

Dass die Grundschule „Drömlingsfüchse“ als eine der ersten Grundschulen im Börde-Landkreis den Schulbetrieb wieder aufnimmt, liegt nach Aussage von Schulleiterin Lutze an dem Elterndruck. „Die Arbeit wieder aufnehmen zu können, ist in vielen Familien und erst recht für Alleinerziehende existenziell. Auch Kurzarbeit oder Homeoffice belasten den Familienalltag. Dabei dann auch noch die Kinder zum Lernen anzuhalten, das alles geht nicht mal eben von alleine“, weiß die Schulleiterin, die sich selbst um schulpflichtige Kinder in Corona-Zeiten kümmern muss.