Galerie in Oebisfelde Wo Kunst Ländergrenzen überwindet
„Entgrenzen“ heißt die neue Ausstellung in der Oebisfelder Kunstgalerie „Atelier 1“, in der die Wahl-Bösdorferin Angelika Flaig drei sehr unterschiedliche Künstler zusammenbringt.
Oebisfelde - Zum 12. Mal hat das Kunstfestival „Wagen & Winnen – Kunstperlen in Altmark, Wendland + darüber hinaus“ stattgefunden. Dabei hat die Ateliergalerie „Atelier 1“ aus Oebisfelde als Teil des Events drei ganz besondere Künstler vorgestellt, die bewusst wegen ihrer Herkunft aus Sachsen-Anhalt und Niedersachsen ausgewählt wurden. „Entgrenzen“ ist der Titel der von Galerie-Inhaberin Angelika Flaig kuratierten Ausstellung, die noch bis zum 15. September Fotografie, Skulpturen und Collagen der drei sehr unterschiedlichen Künstlern zu einer thematischen Einheit zusammenbringt.
„Ich nehme von den Künstlern kein Geld und auch die Gäste müssen keinen Eintritt zahlen“, betont die Künstlerin Angelika Flaig, die aus Stuttgart stammt und in Oebisfelde neben dem Hotel „Am Markt“ ihre kleine Kunstgalerie betreibt. Für sie ist es wichtig, Kunst allen zugänglich zu machen, unabhängig von der Größe der Geldbörse.
Leichtes Papier und schwere Skulpturen
„Die Rosi Marx hatte mich vorgewarnt, dass sie Nägel in die Wand schlagen müsste“, lacht Flaig, „Ich habe ihr dann gesagt, dass sie machen kann, was sie wolle, wir würden eh alles Ende des Jahres neu streichen.“ Und so hat die Galeristin der Wolfsburger Künstlerin von der Ateliergemeinschaft Burg Niehaus prompt ihren Schlüssel in die Hand gedrückt und ihr das Atelier für zwei Tage überlassen. „So hatte sie den Kopf frei und konnte ihre Wand so gestalten, wie sie es wollte“, berichtet die 74-Jährige mit etwas stolz in der Stimme.
Die Komplexität der Arbeiten der Wolfsburger Collage-Künstlerin wird erst für die deutlich, die sich tatsächlich auf die Werke an der Wand einlassen. Davon sind einige auch zum Anfassen. „Es ist alles aufeinander abgestimmt, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so klar wird“, erklärt Flaig, die die zarten papierbasierten Werke von Rosi Marx als passenden Ausgleich für die schwereren Skulpturen der Haldensleber Bildhauerin Barbara Hoeft betrachtet. „Wir haben auf der einen Seite das Harte und dann auf der anderen Seite das Weiche des Papiers“, erklärt sie und fügt hinzu, dass gerade Hoefts Vasen etwas ganz Besonderes seien. „Wer runde Vasen an der Drehscheibe herstellt, der hat Hilfe von der Drehscheibe“, so Flaig. „Doch diese Vasen hier sind mathematisch kalkuliert und die Künstlerin muss schnell sein, weil der Ton ja schnell wieder schrumpft. Das ist schon eine Herausforderung.“
Zwei der Vasen hat die Galeristin für die Künstlerin bereits verkauft und betont, dass die Werke im Allgemeinen sehr gute Preise haben, die sich auch Kunstliebhaber mit kleinem Geldbeutel leisten können. Sie selbst hat sich auch schon eine Vase gesichert, weil sie die Besonderheiten dieser Unikate unheimlich schätze.
Architektonische Fotografie
Abgerundet wird die grenzüberschreitende Ausstellung mit den architektonischen Fotografien von Joachim Hoeft, der sich mit Gewölben von Schlössern und Sakralbauten beschäftigt. „Diese Aufnahmen zeigen eine Perspektive, die Besucher solcher Gebäude selten sehen“, erklärt die Galeristin, „Dafür muss er die Kamera speziell positionieren und dann mit einem Selbstauslöser bedienen.“
Eines der Gebäude erkennt die Besucherin Birka Brandt auch wieder, die mit ihrem Leistungskurs Kunst auf Kursfahrt in Paris war. „Das Gebäude kenne ich tatsächlich“, lacht sie, „aber aus der Perspektive habe ich es noch nie betrachtet. Der goldene Schnitt ist so ganz klar erkennbar.“ Angelika Flaig stimmt ihr zu: „Das ist eine Perspektive, die wir Menschen selten einnehmen.“
Dass Bürgermeister Marc Blanck (CDU) mit Ortsbürgermeisterin Bogumila Jacksch (UWG) zur Eröffnung vor Ort war, freut die Künstlerin sehr. „Er wirkt sehr interessiert und Frau Jacksch hat ein paar nette Begrüßungsworte gehalten“, so Flaig. In ihrer kleinen Galerie hat die Wahl-Bösdorferin noch viel vor. Von Lesungen bis zu weiteren Performance-Projekten: So schnell wird die motivierte Kreative nicht zur Ruhe kommen.
Wer sie einmal persönlich kennenlernen möchte, hat am Samstag und Sonntag, 14. und 15. September, noch einmal die Gelegenheit. Da öffnet sie noch einmal jeweils von 11 bis 18 Uhr die Türen für die aktuelle Ausstellung. Der Eintritt ist selbstverständlich frei.