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Störche 20 Horstpaare – so viele wie nie zuvor bei Oschersleben

So viele Storchenpaare wie noch nie haben die Horste in der Region besetzt. 20 Paare haben sich niedergelassen. Die Aufzucht der Storchenkinder erweist sich jedoch in diesem Jahr als besonders schwierig.

Von Yvonne Heyer 17.07.2023, 06:15
Der Fotograf ist dem Storch nicht geheuer und so schaut er nur kurz in den Eimer und zieht wieder von dannen.
Der Fotograf ist dem Storch nicht geheuer und so schaut er nur kurz in den Eimer und zieht wieder von dannen. Foto: Yvonne Heyer

Gemeinde Westliche Börde/Oschersleben - Im Mai hat sich Storchenexperte Wolfgang Nicolai über 17 Storchenpaare in der Region gefreut. Es sind noch einmal drei hinzugekommen. „Bis 2020 waren es immer nur 11 bis 13 Horstpaare“, weiß Wolfgang Nicolai. 2023 sind es also 20 Horstpaare. Als Neulinge sind Krottorf, Wanzleben, Hakenstedt und Eilsleben hinzu gekommen.

Anfang bis Mitte Juni wurde den Paaren in den Horst geschaut. Wie sieht es mit dem Nachwuchs aus? Das ist alljährlich die spannende Frage.

„Totalausfall“ rings um das Große Bruch

Früh waren wieder Helga und Günther, das bekannte Wulferstedter Storchenpaar, aus dem Süden zurückgekehrt. Ihr neues Nest auf dem Strommast war gerade fertig geworden. Das Storchenpaar hat das Nest problemlos angenommen. Und schon bald waren drei Eier ausgebrütet, schlüpften drei Junge. Doch schon am 14. Juni teilte der Nachbar des Storchennestes, Wolfgang Blachovec, mit: „Alle drei Jungtiere sind tot.“

„Rund um das große Bruch müssen wir von einem Totalausfall sprechen. Sowohl in Neuwegersleben als auch in Gunsleben konnte kein Storchenjunges aufgezogen werden. Beim zweiten Nest in Wulferstedt auf dem Grundstück von Familie Walte war ein Junges sehr schwach, es wurde nach Hordorf umgesetzt“, berichtet Wolfgang Nicolai.

Mithilfe der Oschersleber Feuerwehr, die die Drehleiter zur Verfügung stellte, konnte die Jungtiere beringt werden.
Mithilfe der Oschersleber Feuerwehr, die die Drehleiter zur Verfügung stellte, konnte die Jungtiere beringt werden.
Fotos: Andreas Ehrhardt

Er macht sich Gedanken, wie dieser „Totalausfall“ zu erklären sei. Einiges laufe hier schief. Liegt es an der Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden im Großen Bruch? Wird zu spät gemäht? Sind die Wiesen zu hoch bewachsen? Finden die Tiere deshalb hier kein Futter? Liegt es an der anhaltenden Trockenheit. „Es gibt keine schlüssige Erklärung für den Totalausfall der Population am Großen Bruch“, sagt Wolfgang Nicolai.

Andererseits zeige sich auf der niedersächsischen Seite des Großen Bruchs ein anderes Bild. Hier würden die Störche ihr Jungtiere besser aufziehen können, finden ausreichend Nahrung. Und das schon seit zehn Jahren. Hier würden „Junge ohne Ende“ aufwachsen.

Fünf Junge konnten in Peseckendorf, auch dank des Fütterns, aufgezogen werden.
Fünf Junge konnten in Peseckendorf, auch dank des Fütterns, aufgezogen werden.
Yvonne Heyer

Auch in Peseckendorf hat sich Nachwuchs eingestellt. Hier stehen gleich fünf Jungtiere auf dem Nest und schlagen kräftig mit den Flügeln, bereiten sich auf ihre ersten Flugversuche vor. „Das dauert nicht mehr lange“, sind Siegmar Bartsch und seine Schwerster Irmi Konrad überzeugt.

Schon im vergangenen Jahr haben sie das Storchenpaar bei der Aufzucht unterstützt und gefüttert – mit Hähnchenherzen. Das sei nicht ganz unumstritten, weiß die Peseckendorfer Familie, weiß auch Wolfgang Nicolai. Aber der Erfolg bei der Aufzucht der Jungtiere sei eben nicht von der Hand zu weisen. „Wer will den hungernden Tieren schon zusehen?“, meinen Irmi Konrad und Siegmar Bartsch.

Beringer Thomas Suckow und Feuerwehrmann Frank Haumrich bringen das beringte Storchenjunge zurück ins Nest.
Beringer Thomas Suckow und Feuerwehrmann Frank Haumrich bringen das beringte Storchenjunge zurück ins Nest.
Andreas Ehrhardt

In Peseckendorf hat sich Siegmar Bartschs Storchenhilfe längst herumgesprochen. Der eine oder andere Peseckendorfer kauft mal eine Packung Hähnchenherzen, aber es gibt auch Geldspenden, von den Bürgern, selbst vom Heimatverein.