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Denkmalschutz Abriss von Schrottimmobilie kostet Hamersleben mehr als eine Million Euro

Mitten in Hamersleben stehen die ehemalige Maschinenfabrik und die sogenannte Holland-Kaufhalle. Sie werden zunehmend zur Gefahr. Der Abriss wird die Gemeinde Am Großen Bruch stark belasten.

Von Yvonne Heyer Aktualisiert: 12.08.2021, 11:01
Die einstige Fabrikantenvilla. Teile des Balkons reichen in den öffentlichen Bereich und drohen abzubrechen.
Die einstige Fabrikantenvilla. Teile des Balkons reichen in den öffentlichen Bereich und drohen abzubrechen. Foto: Yvonne Heyer

Hamersleben - Die Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Maschinenfabrik mit samt der sogenannten Holland-Kaufhalle werden immer mehr zur Gefahr. Sie sind inzwischen so verfallen, dass sie in Teilen einzustürzen drohen. Das Dach der Villa ist beispielsweise bereits eingebrochen . Es bestehe dauerhaft die Gefahr, dass Steine und Teile der Dachkonstruktion auf benachbarte Flächen stürzen. Um die Gefahr zu mindern, bleibt als einzige Lösung nur der Abriss.

Aber so einfach ist das nicht. Die erste Hürde ist die Tatsache, dass das Areal samt der Gebäude unter Denkmalschutz stehen. Die Villa gilt als Einzeldenkmal. Vor einem möglichen Abriss müssten die Gebäude aus der Denkmalschutzliste gestrichen werden. Das wurde bei der oberen Denkmalschutzbehörde beantragt und umfassend begründet. Dafür war das Votum der Gemeinde Am Großen Bruch und der Verbandsgemeinde wichtig. Beide Gremien haben den Beschluss gefasst, dass kein öffentliches Interesse besteht, die Gebäude zu erhalten. Der Wortlaut der Beschlüsse weiterer nebst umfangreicher Begründungen wurde an die obere Denkmalschutzbehörde weitergeleitet. Die Genehmigung zur Zerstörung des Einzeldenkmals unter Auflagen ist am 9. April dieses Jahres in der Verbandsgemeinde eingegangen.

Verbandsgemeindebürgermeister Fabian Stankewitz machte sich auf die Suche nach geeigneten Fördermitteltöpfen. Einer scheint mit der Richtlinie „Bodenschutz“ gefunden zu sein. Doch es stellte sich heraus, dass dieser Topf nicht mehr ausreichend gefüllt ist. Die Fördermittelstelle des Landesverwaltungsamtes hat sich deshalb ein Bild vor Ort gemacht und sich in Hamersleben auf dem Gelände umgeschaut mit Ziel, andere Fördermitteltöpfe zu finden. „Welche EU-Töpfe haben noch Mittel, wie können diese umgeschichtet werden“, diese Fragen galt es beim Vororttermin zu klären“, berichtet Fabian Stankewitz.

Die geschätzten Abriss- und Nebenkosten liegen bei rund 1,3 Millionen Euro, ohne Fördermittel ist das nicht zu stemmen. Selbst mit Fördermitteln bleibt bei der Kommune noch ein riesiger Brocken hängen. 803 000 Euro Fördermittel wurden in Aussicht gestellt. Somit muss die Gemeinde Am Großen Bruch rund 500 000 Euro aufbringen.

Doch es muss noch eine weitere Hürde gemeistert werden: Die Gemeinde ist nur die Eigentümerin einer Teilfläche. Die Holland-Kaufhalle gehört nicht dazu. Gefördert würde jedoch nur der Abriss der gesamten Industriebrache. „Und es gibt keine Fördermittel für den Eigenanteil der Gemeinde“, muss Fabian Stankewitz mitteilen. Auch auf den Kosten für die Dokumentation des Einzeldenkmals vor dem Abriss in Höhe von rund 75 000 Euro bleibt die Kommune sitzen. Der Landkreis habe jegliche Unterstützung abgelehnt, obwohl er durch den Rückbau im Rahmen seiner Gefahrenabwehraufgabe für den privaten Teil der Gebäude zukünftig finanziell entlastet wird.

Der Besitzer der Holland-Kaufhalle ist verstorben, über den Nachlassbetreuer ist bekannt, dass die Immobilie einen Wert von einem Euro hat. Das Gebäude wird auf die Kommune übertragen. Bewilligt ist inzwischen die Löschung der Grundschuld in Höhe von einer Millionen D-Mark. „Das ist alles nicht ganz ohne. Doch wir schieben dieses Problem schon 15 Jahre vor uns her, niemand wollte sich damit beschäftigen. Jetzt wird es Zeit, dass wir etwas unternehmen, ehe die Gebäude noch mehr zur Gefahr werden. Alle Unterlagen für den Fördermittelantrag sind eingereicht. Wir erwarten eine Entscheidung im Oktober“, so Fabian Stankewitz.

Die ehemalige Holland-Kaufhalle gehört ebenso zum Fabrikgelände und muss  abgerissen werden
Die ehemalige Holland-Kaufhalle gehört ebenso zum Fabrikgelände und muss abgerissen werden
Foto: Yvonne Heyer