Museum Ago-Werke ziehen noch immer an
Großer Andrang im Oschersleber Museum: Vor rund 50 Gästen eröffnete die Schau über die einstigen Ago-Flugzeugwerke.
Oschersleben l „Das Interesse an der Geschichte der Ago-Werke ist weiterhin sehr groß. Sie haben die Stadt geprägt wie kein anderes Unternehmen“, sagte Christiane Klare in ihrer Begrüßungsrede. Als zweite Sonderausstellung zu diesem Thema – die erste war 1994 und eine zweite vor zehn Jahren zur Eröffnung des Stadtmuseums gezeigt worden – sollen die Erinnerungen aufgefrischt und hinterfragt werden.
„Die Vorbereitungsarbeiten für diese Ausstellung waren sehr langwierig. Kein Wunder, denn viel ist nach Feierabend ehrenamtlich geschaffen worden“, sagte Uwe Schmidt. Er wies daraufhin, dass die Ago-Werke die Entwicklung der Bodestadt sowohl positiv als auch in negativer Hinsicht beeinflusst hätten. Die Betriebe seien in kürzester Zeit aufgebaut, der Wohnungsbau sowie das Kulturleben in hohem Maße gefördert worden. Als beeindruckenste Konstruktion aus eigenem Hause bezeichnete Schmidt die Reise- und Kuriermaschine „Ao 192 Kurier“, der ein ganzer Themenbereich in der Ausstellung gewidmet ist. „Sie war hochmodern. Unsere ‚Kurier‘ war das erste Flugzeug, das eine herausziehbare Steuerung hatte, so wie die Flugzeuge sie heutzutage noch haben“, berichtete Schmidt dem interessierten Publikum.
Er hob aber auch die Kriegsproduktion hervor, den Hauptgrund für die Errichtung der Ago-Flugzeugwerke überhaupt. „So gerät Oschersleben in den Fokus für anglo-amerikanische Luftschläge“, berichtete Uwe Schmidt weiter. Er sehe die Ausstellung als Versuch, die Ago objektiv darzustellen und betonte aber auch, das Dritte Reich nicht glorifizieren zu wollen.
In zwei Räumen wird unter anderem die Vorgeschichte der Ago thematisiert. Außerdem gewährt Schmidt Einblicke in den Betriebsalltag. So sind beispielsweise Werkszeitungen, Kantinengeschirr, Selterflaschen und Zeugnisse der betriebseigenen Schweinemast ausgestellt. Aber auch Motoren, Kleinststeile, eine Instrumententafel und Modelle sind zu sehen. Auch findet der Besucher detaillierte Informationen beispielsweise zu Bauprojekten der Ago-Flugzeugwerke oder Konstruktionszeichnungen. Ein Luftbild zeigt Oschersleben als Ziel für alliierte Luftbomber und weitere Fotos berichten über die Arbeit in den Fertigungshallen.
Schnell kommen Besucher der Eröffnungsveranstaltung mit Uwe Schmidt ins Gespräch. Einer übergibt dem Ausstellungsmacher Fotos seiner Familienangehörigen, die seinerzeit im brandenburgischen Kirchmöser und dem benachbarten Wusterwitz in Außenbetrieben der Ago-Werke arbeiteten. Ein anderer, selbst einst für den Flugzeugbauer in Oschersleben tätig, erkennt auf einem ausgestellten Foto seinen Bruder wieder.
Die Geschichte der Ago beginnt im Jahr 1934 und endet mit dem Untergang des Dritten Reiches im Jahr 1945. Das Unternehmen lebt von Auftragsarbeiten, überwiegend dem Bau von Kriegsflugzeugen. Eigene Konstruktionen sind eher die Ausnahme. Das am meisten in Oschersleben gebaute Flugzeug ist die Focke-Wulf Fw 190, ein Jagdflugzeug des Zweiten Weltkrieges. So ist es Schmidt auch wichtig, auf die Ago als Rüstungsbetrieb hinzuweisen, in dem Zwangsarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften mussten.
Das Stadtmuseum ist dienstags von 13 bis 17 sowie donnerstags von 9 bis 12 Uhr geöffnet sowie jeden ersten und dritten Sonntag von 14 bis 17 Uhr.