Zirkusvorstellung zum fünften Geburtstag mitten auf dem Oschersleber Marktplatz Awolinos sind ein Aushängeschild
Der Oschersleber Marktplatz hat sich kürzlich in ein großes "Zirkuszelt" verwandelt. Mit einer gekonnten Vorstellung, ganz ohne doppelten Boden, feierten die kleinen und großen Artisten des Kinderzirkus "Awolinos" ihren fünften Geburtstag.
Oschersleben l Fünf Jahre, es war der 20. Mai 2010, ist es her, dass Zirkuspädagoge Jens Klamm zu Awo-Chef Andreas Schmidtgen mit der Idee kam, ein Zirkus-Projekt für Kinder starten zu wollen. Jens Klamm stieß hier offene Türen auf und das Projekt konnte tatsächlich starten "Wir sind mit zwölf Jungen und Mädchen, die von der Awo Oschersleben betreut wurden, gestartet. Unser erstes `Zirkuszelt` schlugen wir im Hinterhof der Breitscheidstraße 21 auf", erinnert sich Jens Klamm. Die Kunde von den Awolinos, wie sich die bunte Truppe noch heute nennt, hat sich schnell verbreitet, die Zirkuskinder brachten andere interessierte Jungen und Mädchen mit.
Wenn die Awolinos heute auftreten, dann sind da inzwischen 65 Artisten am Wirbeln. Schon lange reicht die alte Übungsstätte nicht mehr aus. Jens Klamm konnte mit der Stadt Oschersleben Trainingszeiten in der alten Puschkin-Halle vereinbaren. Doch auch hier werde es inzwischen eng. "Ich habe bei der Stadt nach weiteren Trainingszeiten in den Sporthallen für uns angefragt", berichtet Jens Klamm. Das mache sich erforderlich, weil die Nachwuchsartisten auch nach Altersgruppen getrennt trainieren. So gibt es die "Peppolinos" mit den Kindern zwischen vier und acht Jahren sowie die "Großen", die zum Teil schon 21 Jahre alt sind.
Neben den wöchentlichen Trainingszeiten gibt es regelmäßige Ferienfreizeiten und Workshops, um das Gelernte dann in der gesamten Truppe zu festigen, für Auftritte zu proben.
"Die Kinder testen sich selbst aus, was ihnen am besten liegt. Dabei führe ich sie `vorsichtig`, helfen ihnen, die Elemente, die zu ihnen passen, zu finden: Einrad fahren, Feuer spucken, balancieren, ein Clown sein, am Trapez arbeiten - bei den Awolinos ist das alles möglich", meint der engagierte Zirkusdirektor.
Die reine Zirkusarbeit ist für Jens Klamm nur die eine Seite der Medaille. "Gerade in den Ferienfreizeiten, an der letzten über Pfingsten nahmen 45 Kinder teil, essen und arbeiten wir gemeinsam. Mit Hilfe der Awo, die uns nach wie vor unterstützt, und zahlreichen engagierten Eltern, bieten wir den Jungen und Mädchen einen gesunden Imbiss. Ich sehe in unserer Zirkusarbeit auch eine soziale Komponente. Die Kinder lernen, besser miteinander umzugehen, nehmen Rücksicht aufeinander, helfen einander", erklärt Klamm.
Längst sind es nicht nur Nachwuchsartisten aus Oschersleben, kommen Kinder aus Eilsleben oder Ummendorf. So lernen die Jungen und Mädchen wiederum andere Jungen und Mädchen kennen.
Und gerade weil er auch den sozialen Aspekt der Awolinos sieht, zeigt sich Klamm enttäuscht, dass zur Geburtstags-Zirkusvorstellung auf dem Oschersleber Marktplatz weder das Jugendamt des Landkreises noch ein Vertreter der Stadt Oschersleben gekommen waren. "Wenn wir in anderen Orten wie jetzt in Magdeburg auftreten, dann als Oschersleber Awolinos. Somit sehen wir uns auch als Aushängeschild Stadt", meint Klamm.
Längst könne der Zirkuspädagoge die Arbeit nicht mehr allein schaffen. Eltern und jene Nachwuchsartisten, die von Anfang an dabei sind, wollen einen Juleica-Kurs belegen, um als Übungsleiter arbeiten und ihn unterstützen können.
Natürlich ist Jens Klamm auch ein ehrgeiziger Zirkusdirektor. Er möchte mit den Kindern weiterkommen, möchte, dass die Auftritte eine höhere Qualität bekommen.
Dass die Kinder schon eine Menge können, davon konnten sich die Zuschauer auf dem Oschersleber Marktplatz überzeugen, wo immerhin ein einstündiges Programm geboten wurde.
Für einen weiteren Schritt nach vorn werde eine Trapezanlage gebraucht. Aber die kostet mal eben schlappe 3200 Euro. Dafür müssen die Awolinos sparen und um Unterstützung bitten.
Vor dem Jubiläumsauftritt hatte Jens Klamm angesichts leerer Kassen in Oschersleben, symbolisch Geld an die Zuschauer verteilen lassen. "Wir müssen uns doch heute fragen, wie wird mit dem Kulturgut Mensch umgegangen. Was unternimmt die Stadt Oschersleben um die jungen Leute hier zu halten?", fasst der Zirkusdirektor zusammen.
Zum Jubiläum der Truppe waren T-Shirts für die Awolinos mit Oschersleber Motiven gedruckt worden. An der Gestaltung haben sie selbst mitgewirkt. Zuvor waren sie gefragt worden: "Was macht Oschersleben für euch aus?"