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Seniorin wieder zurück in Groß Rodensleben - Hilfe kommt aus vielen Richtungen Brandopfer Charlotte Köhler verdankt dem mutigen Einsatz zweier Männer ihr Leben

Von Constanze Arendt-Nowak 18.05.2013, 03:14

Zwei Wochen ist es her, dass Charlotte Köhler bei einem Brand in Groß Rodensleben fast alles verloren hat, was sie besaß. Ihr Mann kam bei dem Feuer ums Leben. Der schnellen Reaktion von vier jungen Helfern ist es zu verdanken, dass nicht auch sie selbst ihr Leben lassen musste.

GroßRodensleben l Nach einem einwöchigen Krankenhaus- aufenthalt ist die fast 82-jährige Charlotte Köhler nach Groß Rodensleben zurückgekehrt. Obwohl sie reichlich zu tun hat, lassen sie die Erinnerungen an die Nacht zum Sonntag, 5. Mai, nicht los. Es war die Nacht, in der sie durch einen verheerenden Brand Ehemann, Obdach und fast ihr gesamtes Hab und Gut verlor.

Was wäre passiert, wenn Thomas Gerloff und Stefan Duttke nicht zufällig zu Fuß aus Richtung Klein Rodensleben gekommen wären, den Brand entdeckt und Alarm geschlagen hätten? "Sie waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort", fasst Sabine Warnecke zusammen, die als nächste Verwandte Charlotte Köhler jetzt ein neues Zuhause gegeben hat.

Als die Passanten den Brand bemerkten und sich dem Haus näherten, stand Charlotte Köhler bereits am Schlafstubenfenster im Obergeschoss und rief um Hilfe. Der Weg über die Treppe im Inneren des Hauses war ihr durch Flammen und Rauch bereits versperrt.

Während Stefan Duttke die Feuerwehr alarmierte, war Nachbarin Helga Krüger (79) von zwei weiteren Helfern, Jessica und Sebastian Grope sowie Thomas Gerloff, aus dem Haus geklingelt worden. Helga Krüger hörte auch als erstes die Hilferufe von Charlotte Köhler auf der Rückseite des brennenden Hauses und schickte Stefan Duttke und Thomas Gerloff mit der Leiter in den Garten. Schritt für Schritt lotste Stefan Duttke die Seniorin die Leiter herunter. Charlotte Köhler kann heute ihren Rettern nur ein großes Dankeschön aussprechen, denn als die Feuerwehr kam, wäre es höchstwahrscheinlich für eine Rettung schon zu spät gewesen.

Dass nicht noch Schlimmeres passiert ist und möglichst viele Nachbarn auf das tragische Ereignis aufmerksam wurden, daran haben auch Jessica und Sebastian Grope aus Hemsdorf einen großen Anteil. Besonders Charlotte Köhlers Nachbarn erinnern sich an das laute Hupkonzert ihres Autos und die Klingelei, mit denen sie die Anwohner weckten.

Charlotte Köhler war wie ihre Nachbarin Ellen Krüger durch einen lauten Knall wach geworden - so als sei ein Blitz eingeschlagen. Dass es kein Blitz war, erfuhr die Hausbewohnerin erst später. Die Polizei und die Feuerwehren gehen von Brandstiftung aus. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern nach Aussage von Polizeisprecher Joachim Albrecht immer noch an. Fest steht inzwischen, dass der nach dem Brand gefundene Tote Charlotte Krügers Ehemann (80) war. Auszuschließen ist nicht, dass er den Brand gelegt hat.

Auch Krügers - Mutter Helga, Vater Gerd und Tochter Ellen - schnappten das Nötigste und verließen das Haus. Der Gang, der das eigene Haus vom Brandhaus trennt, ist nicht einmal einen Meter breit. "Die Jungs waren Gold wert, so schnell wären wir nicht wach geworden", resümiert Ellen Krüger. Wie alle anderen Betroffenen, so berichtet sie noch heute, hatte sie das Gefühl, die ganze Rettungs- und Lösch- aktion hat Stunden gedauert.

Für Charlotte Köhler hat mit dem rabenschwarzen Tag ein neues Leben begonnen. Sie ist dankbar, dass sich Ärzte und Schwestern im Krankenhaus in Magdeburg-Olvenstedt sehr gut um sie gekümmert haben.

Nun wohnt sie in unmittelbarer Nähe ihres Hauses bei ihrer Cousine Sabine Warnecke und ist auch froh, dass nach der Freigabe der Hausruine noch einige persönliche Erinnerungsstücke aus ihrem ehemaligen Wohnzimmer gerettet werden konnten. Das meiste ist nicht mehr brauchbar - was das Feuer nicht zerstört hat, ist von Rauch, Ruß und Wasser unbrauchbar worden. Einige Geschirrteile konnten gerettet werden. Dankbar ist Charlotte Köhler für die Hilfe aus der Nachbarschaft. Die Nachbarn haben nicht nur viele Dinge gespendet, sondern sie auch mit lieben Worten und Gesten wieder etwas aufgebaut.

Umso größer ist die Enttäuschung, dass von der Stadtverwaltung oder vom Ortsbürgermeister kein einziges Signal kam. "Keiner von denen hat gefragt, wie es mir geht oder wie er helfen kann", sagt Charlotte Köhler, der noch einige Wege zu Behörden und Institutionen bevorstehen. Bei allem Verdruss aber überwiegt die Freude, fast unversehrt aus dem Haus herausgekommen zu sein. Deshalb gilt der Dank der Betroffenen auch vielen ungenannten Helfern vor Ort, unter anderen denen von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk.