LuckyFitness Corona bremst Oschersleber Sportler aus
Fitness und Freizeitsport liegen wegen Corona am Boden. Ebenso die Fitness-Studios, die um ihre Existenz bangen.
Oschersleben l Im Lucky-Fitness-Studio von Steven Funke in der Oschersleber Barbierstraße herrscht jetzt die meiste Zeit über gähnende Leere. Wo sich sonst viele Frauen und Männer jeden Alters an den Geräten fit halten und etwas für ihre Gesundheit tun, dominiert der Stillstand. Genauso wie beim Freizeitsport allgemein, hat der Wellenbrecher-Lockdown nach dem ersten gesellschaftlichen Stillstand im März die Fitnessbranche voll erwischt. Um die Infektionszahlen einzudämmen, ist der Betrieb vorerst laut Eindämmungsverordnung verboten.
„Der Lockdown hat nichts gebracht außer Frust“, ist sich Steven Funke sicher. Der 27-Jährige ist Inhaber des Lucky-Fitness-Studios und jetzt wie seine Sport treibenden mehr als 1000 Mitglieder nach dem Lockdown im März vom zweiten Stillstand des Betriebes betroffen. Während sich jedoch die Sportler andere Möglichkeiten wie Radfahren oder Laufen in der Natur zum körperlichen Wohlergehen suchen können, hängt bei ihm die wirtschaftliche Existenz davon ab. Seine drei Angestellten im Studio musste Funke in Kurzarbeit schicken. Wobei einer seiner Leute ein Studium zum Fitness-Ökonom absolviert. Da sei es nicht sicher, ob überhaupt Kurzarbeitergeld gezahlt werde. „Das klären wir gerade mit dem Arbeitsamt“, sagt Funke. Als einzige Einnahmequelle bleibe ihm zurzeit der Rehabilitationssport, der von den Krankenkassen bezahlt werde, und auch unter Corona in kleinen Gruppen und unter strengen Auflagen erlaubt sei.
Während im Fitnessstudio von Steven Funke die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge in Größenordnung fehlen würden, laufen die festen Kosten für Energie und Leasingraten für die Geräte weiter. Seit er das Studio 2016 übernommen habe, um sich damit eine wirtschaftliche Existenz aufzubauen, habe er in jedem Jahr danach die Anzahl der Mitglieder um 25 Prozent steigern können, sagt Funke. Dabei würden die Mitglieder für ihn nicht nur Nummern in einer Datei sein. „Ich kenne 90 Prozent meiner Mitglieder mit Namen, der persönliche Kontakt zu ihnen ist mir sehr wichtig“, gibt er zu verstehen.
Diese Verbundenheit kommt nicht von ungefähr. Seit seinem 13. Lebensjahr ist Steven Funke in diesem Studio als Sportler angemeldet, das nunmehr quasi einen Teil seines Lebens darstellt. Jetzt stecke nahezu jeder Cent seines privaten Vermögens im Unternehmen. Während sich die Sport- und Freizeitbranche nach dem ersten Lockdown im März bis in den Sommer auf die neue Pandemiesituation eingestellt und viel Geld in Hygeniepläne und Desinfektionsmittel investiert habe und die Mitglieder an die Geräte zurückgekehrt seien, würden jetzt nach Angaben von Steven Funke Zahlungen fällig werden, die von Banken und Vertragspartnern zunächst gestundet worden seien. „Jeder braucht jetzt Geld, ein Aufschieben der Zahlungen ist nicht mehr möglich“, schätzt er die Lage ein. Und jeden Monat, den das Studio geschlossen habe, verliere er bis zu zehn Prozent an Mitgliedern. Das sei ein schleichender Prozess, der jedoch am Ende seine wirtschaftliche Existenz bedrohe. „Wenn ein Mitglied kündigt, ist das legitim. Jeder bracht jetzt doch sein Geld“, bringt Funke Verständnis auf. Er sei jedoch auch überwältigt von dem Zuspruch, den er von seinen Sportlern während dieser schwierigen Phase erfahren habe. Viele von ihnen würden die geschlossenen Verträge weiter laufen lassen und zahlen, auch wenn sie den Fitness-Tempel nicht besuchen dürften. Dass helfe ihm und gebe Kraft für Kommendes.
Nein, eine weitere staatliche Hilfe zu einem möglichen Überwinden des wirtschaftlichen Engpasses wegen der Corona-Krise werde Steven Funke nicht in Anspruch nehmen. Eine Soforthilfe von 9000 Euro, die er während des ersten Lockdowns bekomme habe, werde er wahrscheinlich zurückzahlen müssen. Die Beiträge, die seine Mitglieder zahlen würden, gelten als Einnahmen und stünden damit den Bestimmungen, die zum Erhalt von weiteren Soforthilfen des Staates berechtigen würden, entgegen. Gerade jetzt im Herbst würden viele Mitglieder seines Fitness-Studios ihre Beiträge zahlen. „Entweder sie zahlen ihre Beiträge oder ich gehe pleite“, stellt Funke unumwunden fest.
Wobei für Funke das Schließen des Studios die letzte, mögliche Option darstelle, die er unter allen Umständen verhindern wolle. Dafür habe er zu viel Geld investiert, das dann verloren sei. Jedoch benötige er dringend frisches Kapital, da unter anderem das marode Dach seines Studios instand gesetzt werden muss. Die Hoffnung, dafür neue Kredite von einer Bank zu bekommen, habe er aber wegen der momentanen Situation in den Wind geschrieben. Hilfe finde er nur bei seinem Wirtschaftsprüfer aus Braunschweig, der ihn auf diesem schwierigen Weg beratend begleite.
Ein Lichtblick ist für Steven Funke in der Corona-Krise seine Physiotherapie, die trotz aller Einschränkungen gut laufe. Geld aus diesem zweiten wirtschaftlichen Standbein mit den fünf Beschäftigten abzuziehen, um damit das Fitness Studio zu stützen, komme für ihn jedoch nicht in Frage. Ganz im Gegenteil. Funke plant, mit seiner Physiotherapie von der Barbierstraße in die Oschersleber Stadtvilla Neues Leben 1 umzuziehen. Dort baue er eine neue Praxis auf, die im kommenden Jahr mit mehr Beschäftigte eröffnen solle. „Die Praxis soll auch Ausbildungszentrum für jungen Physiotherapeuten werden.“
„Ein Fitness-Studio ist nicht nur ein Ort, wo Menschen schwitzen“, ist sich Steven Funke sicher. Es müsse deshalb ein Plan her, der es ermögliche, auch unter Corona-Bedingungen weiter Sport treiben zu dürfen.