Neue Ausstellung Dem Ago-Geheimnis auf der Spur
Uwe Schmidt bereitet derzeit eine Ausstellung über die Ago-Flugzeugwerke vor. Voraussichtlich ab Herbst soll die Schau zu sehen sein.
Oschersleben l Uwe Schmidt hält nicht so viel von neumodischem Schnickschnack. Viel lieber sind dem 53-Jährigen Zeugnisse aus vergangenen Zeiten. Der gelernte Elektromechaniker interessiert sich für Technik, Geschichte und Fortbewegungsmittel - und das am besten alles auf einmal, so wie bei Oldtimern, Nutzfahrzeugen aus DDR-Zeiten oder die Ago-Flugzeugwerke.
"Den Ago-Flugzeugwerken haftet einfach etwas mystisches an", sagt Schmidt über den Reiz des einstigen Unternehmens, das längst vergangenen Zeiten angehört. "Mehr Sagen als Tatsachen" habe es über das Oschersleber Werk schon gegeben.
Im Jahr 1934 beginnt die Geschichte der Ago und mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 endet sie auch schon wieder. Das Unternehmen lebt von Auftragsarbeiten, überwiegend dem Bau von Kriegsflugzeugen. Eigene Konstruktionen sind eher die Ausnahme. Das am meisten gebaute Flugzeug der Ago-Flugzeugwerke ist die Focke-Wulf Fw 190.
Uwe Schmidts Leidenschaft für das Unternehmen entfacht im Jahr 1994, als er als Mitarbeiter des Kreismuseums Oschersleben eine Ausstellung über die Ago anlässlich der 1000-Jahr-Feier der Bodestadt organisieren soll. Er beginnt, zu recherchieren und Netzwerke aufzubauen. Als die Ausstellung vorbei ist, forscht Schmidt in seiner Freizeit über das Flugzeugbauunternehmen weiter. Er lernt ehemalige Mitarbeiter kennen, die ihm Fotos und Unterlagen überlassen. Auch eine Ausgrabung nimmt der 53-Jährige vor: Ein ehemaliger Angestellter erinnert sich, einen Öltank zusammen mit Bauschutt und Hausmüll bei sich im Garten vergraben zu haben. Mit einem Suchdetektor zieht Schmidt los, um das Flugzeugteil zu finden. "Der Detektor hat oft gepiept, da viele Kochtöpfe vergraben waren", sagt Schmidt und lacht dabei.
Auch ein Amerikaner meldet sich bei Schmidt. Der Vater war Soldat und hat Bilder von sich in einem Flugzeugwerk hinterlassen. Schmidt erhält die Fotos und soll herausfinden, ob sie in Oschersleben aufgenommen wurden. Ein Belgier, dessen Vater Zwangsarbeiter bei den Ago Flugzeugwerken war, sucht ebenfalls den Kontakt zu Schmidt. Wie die Leute im Einzelnen auf ihn aufmerksam geworden sind, kann sich Schmidt nicht erklären.
Zweite Ausstellung nach zehn Jahren
Mit den Jahren häufen sich die Erkenntnisse und Funde. Nach der Schließung des Kreismuseums im Jahr 2003 sollen die Leihgaben eigentlich zurück an die Besitzer überführt werden. "Viele Leute waren aber der Meinung, dass die Exponate bei mir in guten Händen sind. Daher konnte ich viel Material behalten", erinnert sich Schmidt. So kann er heute auf einen umfangreichen Ago-Fundus zurückgreifen. Uwe Schmidt wechselt nach der Schließung in das Bördemuseum in Ummendorf, wo er bis heute arbeitet.
Im Jahr 2005 zeigt Schmidt eine Ago-Ausstellung anlässlich der Eröffnung des städtischen Museums in den Räumen der Bibliothek. Nun, zehn Jahre später, folgt die nächste Schau. So arbeitet Uwe Schmidt gerade an einer Ausstellung über den ehemaligen Oschersleber Betrieb, die demnächst wieder in der Stadtbibliothek startet. Eröffnet wird sie voraussichtlich Ende September oder Anfang Oktober. In zwei Räumen wird unter anderem die Vorgeschichte der Ago thematisiert. Außerdem gewährt Schmidt Einblicke in den Betriebsalltag. So sind beispielsweise Werkszeitungen, Kantinengeschirr, Selterflaschen und Zeugnisse der betriebseigenen Schweinemast ausgestellt.
Ein weiteres Thema der Ausstellung werde die Reise- und Kuriermaschine "Ao 192 Kurier" sein. "Sie war hochmodern. Unsere \'Kurier` war das erste Flugzeug, das eine herausziehbare Steuerung hatte, so wie die Flugzeuge sie heutzutage noch haben", sagt Schmidt.
Weiterhin zeige die Ausstellung Werkzeuge, Bauteile und Flugzeugmodelle. Auch Bodenfunde aus Werksnähe werden ausgestellt. Auch ist es Schmidt wichtig, auf die Ago als Rüstungsbetrieb hinzuweisen, in dem Zwangsarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen schuften mussten.
Seit Februar arbeitet Schmidt nach Feierabend an ein bis zwei Tagen pro Woche an der Ausstellung. Er hofft, sowohl die Oschersleber als auch ein Fachpublikum für seine Exponate begeistern zu können.