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Die direkte Busverbindung zwischen Kroppenstedt und Hadmersleben gibt es nicht mehr Die Fahrt zum Arzt ist seit Januar eine lange Reise

Von Gudrun Billowie 18.04.2012, 05:19

Ronny Vogeler lebt in Kroppenstedt und muss manchmal die Arztpraxis in Hadmersleben besuchen. Per Bus war das bis zum vergangenen Jahr kein Problem. Inzwischen ist es eine lange Reise.

Kroppenstedt l Fünf Kilometer lang ist die Strecke von Ronny Vogelers Haustür bis nach Hadmersleben. Nur fünf. Zu Fuß bewältigt ein Spaziergänger diesen Weg in einer guten Stunde. Mit dem Bus ist Ronny Vogeler jedoch beinahe anderthalb Stunden unterwegs. Fährt er beispielsweise um 13.40 Uhr in Kroppenstedt los, landet er 34 Minuten später in Oschersleben, wartet dort 31 Minuten auf den Anschlussbus und ist 14.48 Uhr in Hadmersleben. Der Trip dauert also eine Stunde und 18 Minuten. Die Strecke über Großalsleben dauert ähnlich lange.

Das war nicht immer so. Bis zum Dezember fuhr der Bus direkt zwischen Kroppenstedt und Hadmersleben hin und her. "Die Fahrt dauerte etwa zehn Minuten", erinnert sich Ronny Vogeler. Doch die staatliche Sekundarschule in Gröningen wurde geschlossen und damit fiel auch die Busverbindung weg. "Wir richten uns in der Regel nach dem Schülerverkehr", sagt Hardy Hotopp, Bereichsleiter Verkehr bei der Kraftverkehrsgesellschaft (KVG) Börde-Bus. Das heißt, sind keine Schüler zu befördern, fahren keine Busse.

Mit dem Schließen der Schule muss Ronny Vogeler nun in den sprichwörtlichen sauren Apfel beißen. Er hat keinen Führerschein und ist auf den Bus angewiesen. Nach Hadmersleben fährt er zum Arzt. Die erste bittere Pille, die die Kroppenstedter schlucken mussten, war das Schließen der Landarztpraxis. "Wir haben in Kroppenstedt zwar eine allgemeinärztliche Versorgung", schildert er das Problem, "aber zu besonderen Behandlungen müssen Patienten seither ins Medizinische Versorgungszentrum nach Hadmersleben fahren. Zum Röntgen oder zum Belastungs-EKG", nennt Ronny Vogeler Beispiele.

Der 34-jährige muss diesen Weg nicht oft auf sich nehmen, aber wenn, dann ärgert er sich. Besonders unangenehm findet er die langen Wartezeiten beim Umsteigen in Oschersleben. Das Warten an der Bushaltestelle ist in der kalten Jahreszeit kein Zuckerschlecken. "Es zieht sehr."

Ronny Vogeler ist nicht der einzige, der diese umständliche Fahrerei in Kauf nehmen muss. "Es sind nicht viele, aber vor allem ältere Menschen nutzen diese Busstrecke."

Manchmal kann sich Ronny Vogeler die umständliche Fahrerei ersparen. Dann fahren ihn Bekannte. "Aber man will ja nicht immer jemanden bitten", sagt er, "zumal derjenige dann ja auch den Arztbesuch abwarten muss, damit der Rückweg gesichert ist."

Mit der neuen Buslinienführung dauert nicht nur die Fahrzeit acht Mal so lange, wie vorher, auch der Fahrpreis hat sich dadurch verändert. "Habe ich vorher für eine Tour 1,60 Euro bezahlt", so Ronny Vogeler, "sind es jetzt 3,60 Euro."

Hardy Hotopp von der KVG sieht erst einmal keine Lösung des Problems. "Bisher hat sich nur ein einziger Buskunde beschwert", sagt er. Damit geht die KVG Börde-Bus davon aus, dass alle anderen Fahrgäste zufrieden sind und kein Änderungsbedarf besteht. "Wir haben eine Pflicht zur Daseinsvorsorge", sagt der Bereichsleiter Verkehr, "aber es muss auch eine gewisse Menge an Fahrgästen an einer Busverbindung interessiert sein." Mit dem Wegfall der Sekundarschüler ist die Menge der Fahrgäste nicht mehr gegeben und damit die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gedeckt.

Einen Hoffnungsschimmer gäbe es, wenn sich viele Fahrgäste die alte Buslinie zurückwünschen und auch nutzen würden. "Dann würden wir die Sache zum nächsten Fahrplanwechsel hin prüfen", so Hotopp, "wir wollen ja all unseren Fahrgästen gerecht werden und müssen trotzdem wirtschaftlich arbeiten." Bis zum Fahrplanwechsel wird Ronny Vogeler aber noch oft den langen Umweg fahren müssen, denn der Fahrplan wechselt turnusgemäß erst am zweiten Sonntag im Dezember.

"Gibt es nicht die Möglichkeit, einen Rufbus einzurichten?", schlägt der Kroppenstedter vor. Doch auch diesen Vorschlag weist Hardy Hotopp zurück. "Auch ein Rufbus kostet Geld", sagt er und empfiehlt Menschen wie Ronny Vogeler das Taxi.