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Erfolg Meisterlich im Steine schleudern

Erfolgreich hat der Klein Oschersleber Uwe Pelzer am 6. Internationalen Schleuderturnier teilgenommen. Er wurde dreimal Zweiter.

Von Yvonne Heyer 12.03.2019, 00:01

Klein Oschersleben l Er ist und bleibt mit dem Steineschleudern ein Exot. Diese Feststellung gilt für ganz Deutschland und erst Recht für Sachsen-Anhalt. Als Uwe Pelzer Anfang März nach Mallorca fliegt, tritt dort bei den Internationalen Meisterschaften nur ein zweiter Deutscher mit ihm dort an. Am Turnier nahmen insgesamt 86 Personern aus 10 Ländern teil. „In Deutschland selbst gibt es nur wenige Wettkämpfe. Das hängt damit zusammen, dass es nur wenige Steineschleuderer gibt, die Anreisen zu den Wettkämpfen wären immer sehr weit“, erklärt Uwe Pelzer. Doch künftig wolle auch er für eine bessere Öffentlichkeitsarbeit sorgen und das Steineschleudern als Sport bekannter machen.

Uwe Pelzer selbst hat vor mehr als zehn Jahren mit dem Steineschleudern begonnen. Wobei er in Vorbereitung des jüngsten Turniers auf Mallorca gar nicht so viel das gezielte Schleudern trainiert hat, sondern die körperliche Fitness in Schwung gebracht hat.

Seit einiger Zeit ist Uwe Pelzer Mitglied im TSV Hadmersleben. Sein aktuelles Ziel ist es, bis Ende des Monats eine Zielscheibe fertig zu stellen. Die findet ihren Platz auf dem Hadmersleber Sportplatz, damit dort trainiert werden kann. „Es gibt erste Interessenten, die sich für das Steineschleudern interessieren“, erzählt er. Doch er sagt auch: Für das Steineschleudern braucht es viel Geduld und muss lange geübt werden, ehe das Ziel tatsächlich getroffen wird. Kraft und vor allem Geschicklichkeit wollen für eine gute Schleudertechnik gekonnt kombiniert sein. Wer mit dem Schleudern beginnt, lernt zunächst, den Stein, für Jüngere kommen auch Tennisbälle in Frage, grob nach vorn zu schleudern. „Es kann schon zwei, drei Jahre dauern, ehe die Zielscheibe, Diane genannt und 1,20 mal 1,20 Meter groß, getroffen wird“, erklärt Uwe Pelzer. Das sei bei ihm nicht anders gewesen.

Der Mann mit dem seltenen Hobby, der vor allem aus gesundheitlichen Gründen immer Barfuß läuft, könnte sich ebenso vorstellen, in Schule zu gehen, um dort auf sein Hobby aufmerksam zu machen. Schließlich habe das Steineschleudern auch einen historischen Hintergrund. Auf den Balearen beispielsweise hat es eine lange Tradition. Einst waren die Schleuderer Söldner, später ist es ein sportlicher Wettkampf geworden. Der aber lange Zeit in Vergessenheit geraten war. Erst in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde damit wieder begonnen. Heute gibt es auf den Balearen drei verschiedene Ligen.

Uwe Pelzer hingegen nutzt Museumsfeste oder Mittelaltermärkte, um sein besonderes Hobby anderen Menschen näher zu bringen. Dann tritt er in der typischen Kleidung eines Römers oder eines Balearen auf.

Das Schleuderseil, oder auch die Schleuderschlinge, trägt den Namen Huaraca. Idealerweise wird die Schlinge aus Wolle, am besten ist die von Alpakas oder Lamas geeignet, geflochten. Auch darin hat Uwe Pelzer inzwischen eine Meisterschaft erlangt. Seine Schleuderseile, idealerweise aus Hanf, sind eher rund geflochten. Damit kann er am besten umgehen. Von Mallorca hat er sich Esparto-Gras mitgebracht, um auch daraus Schleuderseile zu fertigen.

In das Seil kommt ein möglichst runder Stein. Weil diese in Deutschland eher schwer zu finden sind, lässt sich Uwe Pelzer seine Projektile aus Ton in der Matthias-Claudius-Stiftung Oschersleben brennen.

Wenn Uwe Pelzer von den Turnieren auf Mallorca berichtet, dann nehmen die Teilnehmer aus Guam stets eine besondere Rolle darin ein. Die Insel Guam liegt tausende Kilometer von Mallorca entfernt, doch die Inselbewohner haben eine gemeinsame Vergangenheit: Wie auf den Balearen gingen auch die Vorfahren auf Guam mit Steinschleudern auf die Jagd. Diese alte Tradition hat Guam sogar auf der Nationalfahne verewigt: Im Zentrum ist ein Schleuderstein zu sehen. Auf Guam ist die Tradition des Steineschleuderns neu aufgelebt. Deshalb ist die internationale Schleudergemeinschaft für 2021 nach Guam eingeladen. Im genannten Jahr begeht die Insel den 500 Jahrestag der Entdeckung durch Spanier. „Auch ich möchte 2021 gern nach Guam reisen und suche bereits Sponsoren, die mich unterstützen“, erzählt Uwe Pelzer.