Mit dem gestrigen Tag endete vorzeitig und offiziell die Amtszeit des Sülzetal-Bürgermeisters Erich Wasserthal ist nun ein Ruheständler
Mit dem heutigen Tage ist Erich Wasserthal nicht mehr Bürgermeister der Gemeinde Sülzetal. Heute beginnt sein vorzeitiger Ruhestand. Volksstimme-Redakteurin Yvonne Heyer sprach mit ihm über seinen "Ausstand".
Volksstimme: Der erste Tag als Nicht-Bürgermeister, der erste Tag im Ruhestand - was ist das für ein Gefühl?
Erich Wasserthal: Es war schon ein bedrückendes Gefühl für mich, als mir am 3. Juli mit der Post der Gemeinderatsbeschluss und die dazu gehörende Urkunde zugestellt wurde. Als ich den Brief geöffnet hatte, musste ich also lesen, dass ich zum 1. August aus gesundheitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhestand geschickt werde. Wenn man, so wie ich, 24 Stunden täglich über 19 Jahre mit Leib und Seele Bürgermeister war, bricht schon erst einmal eine Welt zusammen. Ich habe mich lange mit meinem Anwalt beraten, ob ich Rechtsmittel gegen diesen Beschluss einlegen soll. Das allerdings hätte wiederum bedeutet, dass wir uns in den nächsten zwei Jahren vor Gericht rumgeschlagen hätten - weitere zwei Jahre Stillstand für die Gemeinde. Kurz gesagt, ich werde mich wohl kaum an den Ruhestand gewöhnen. Aber wenn die Entwicklung der Gemeinde mit einem neuen Kopf weiter geht und auch besser in der Öffentlichkeit repräsentiert wird, werde ich den Ruhestand akzeptieren.
Volksstimme: Wenn Sie an Ihre Amtszeit denken, voran erinnern Sie sich gern?
Erich Wasserthal: Trotz der Gegenwehr der oberen Behörden haben wir in einer Satzung geregelt, dass auch die Kinder erwerbsloser Eltern ganztägig in unseren Einrichtungen betreut werden konnten. Damit waren wir die einzige Gemeinde in Sachsen-Anhalt. Auch die gute Zusammenarbeit mit der CDU-Fraktion, die mir immer zur Seite stand und die zielgerichtete Arbeit in den ersten Jahren der Einheitsgemeinde, das hat uns stark gemacht und daran denke ich gern zurück. Dazu gehört auch die Unterstützung der ortsansässigen Unternehmen für Kinder, Rentner und Feuerwehren oder das Erfüllen vieler Bürgerwünsche.
Volksstimme: Der schwärzeste Tag in diesen 19 Jahren?
Erich Wasserthal: Der Tag, an dem die Anzeige wegen Untreue gegen mich erstattet wurde. Seit April dieses Jahres liegt dem Gemeinderatsvorsitzenden das Ergebnis der Ermittlungsführerin zu dem Disziplinarverfahren gegen mich vor. Ich hoffe, dass in der nächsten Gemeinderatssitzung Zeit gefunden wird, darüber zu beschließen, damit das Verfahren endlich abgeschlossen wird. Auch die Bürger haben ein Recht darauf, das Ergebnis zu erfahren.
Volksstimme: Zurückblickend, was würden Sie heute anders machen?
Erich Wasserthal: Heute wird die Erschließung des Gewerbegebietes, so wie es gelaufen ist, oftmals in Frage gestellt. Auch die Arbeit der Verwaltung wird kritisiert. Doch ich sage ganz klar: Nichts würde ich anders machen, denn unser erklärtes Ziel war fraktionsübergreifend die Schaffung von Arbeitsplätzen. Als Chef der Verwaltung habe ich mich immer vor meine Kollegen gestellt und das würde ich auch immer wieder tun.
Volksstimme: Welche Fehler gestehen Sie sich heute ein?
Erich Wasserthal: Wenn ich heute behaupten würde, ich hätte keine Fehler gemacht, wäre das falsch. Ich bereue keinen dieser Fehler, aber ich bereue die guten Taten, die ich für die falschen Leute gemacht habe.
Volksstimme: Welche Wegbegleiter der vergangenen Jahre möchten Sie hervorheben?
Erich Wasserthal: Ich hatte in diesen 19 Jahren viele, die mich bei meiner Arbeit unterstützten und mir immer mit Rat und Tat zur Seite standen. Dazu gehören Männer wie Willi Klemm, der mir als Bürgermeister das Laufen beigebracht hat, oder Dr. Karl-Heinz Daehre, ohne dessen Planung der A 14 die wirtschaftliche Entwicklung hier im Sülzetal so nie stattgefunden hätte. Nennen möchte ich auch Prof. Wolfgang Böhmer, der mir immer ein Vorbild war und bleiben wird. Manfred Maas, als Ansprechpartner für die Investoren, Wolfgang Borchert, stellvertretend für die Presse, Dr. Clemens Monir und Jürgen Nicolai, die den Unternehmern die Vorteile des Standortes Sülzetal darlegten.
Viele andere mehr könnten hier genannt werden und so möchte ich Manfred Püschel nicht vergessen. Ohne seine Hilfe wären wir heute ein Teil der Landeshauptstadt.
Volksstimme: Auch wenn Sie gesundheitlich angeschlagen sind, ist es nur schwer vorstellbar, dass Sie zu Hause nur die Füße hochlegen. Wie stellen Sie sich Ihre Zukunft vor?
Erich Wasserthal: Ich muss weiter an meiner Gesundheit arbeiten, um sprichwörtlich wieder auf die Füße zu kommen. Ich werde mich zu Hause nicht verstecken, sondern möchte 2014 für den Kreistag und den Ortschaftsrat Osterweddingen kandidieren. Zudem möchte ich gern im Feuerwehrverband mitarbeiten.
Volksstimme: Was möchten Sie gern noch loswerden, den Menschen im Sülzetal sagen?
Erich Wasserthal: An dieser Stelle möchte ich mich bei allen Einwohnern der Gemeinde Sülzetal für das mir entgegen gebrachte Vertrauen bedanken. Mit ihren Diskussionen und Hinweisen haben sie zu unseren Erfolgen beigetragen.
Die letzten vier Jahre waren aufgrund der Anzeigen und des Disziplinarverfahrens eine sehr harte Zeit für mich und meine Familie. Viele Leute haben sich abgewendet. Es gibt aber auch Freunde, die mich wieder auf die Beine stellten, wie Raphael Deipenbrock, Detlef Beymann, Ronald Westphal und Bernd Uwe Hildebrandt. Nicht zu vergessen, die Freunde, die mir in den letzten Jahren zu Hause zu jeder Zeit geholfen haben. Danke, Ulli, Frank, Jörg und Micha. Ein großes Dankschön geht auch an meine Kameraden von der Feuerwehr und an die medizinische Betreuung.