Vogelschutz Feuerwehr in Oschersleben mit Drehleiter auf Storchen-Mission
In ungewöhnlicher Mission war am 19. Juni 2021 die Oschersleber Feuerwehr unterwegs. Weil ein Hubwagen nicht rechtzeitig verfügbar war, rückten die Kameraden mit ihrer Drehleiter aus, um beim Beringen von Jungstörchen zu helfen.

Oschersleben l Es muss nicht immer ein Brand oder ein Unfall sein: Am Wochenende haben Kameraden der Oschersleber Feuerwehr bewiesen, dass sie noch ganz andere Qualitäten haben. Anlass war ein Hilfsersuchen des ehrenamtlichen Storchenexperten Wolfgang Nicolai aus Gröningen.
Dieser arbeitet in Kooperation mit dem Storchenhof Loburg. Vor 16 Jahren hat Wolfgang Nicolai damit begonnen, Störche zu beringen und zu erfassen. Heute ist er für mehr als ein Dutzend Nester auf dem Gebiet des ehemaligen Bördekreises zuständig. Üblicherweise nutzt er für das Beringen einen Hubwagen. „Doch der war in diesem Jahr nicht rechtzeitig zu bekommen“, so der Experte.
Viel Zeit zum Warten gab es allerdings auch nicht. Schließlich müssen die Jungtiere beringt sein, bevor sie flügge werden. Also fragte Wolfgang Nicolai die Oschersleber Feuerwehr, ob sie ihn mit der Drehleiter unterstützen könnte. „Ortswehrleiter Carsten Loof und Bürgermeister Benjamin Kanngießer sagten sofort Unterstützung zu“, berichtet Andreas Ehrhardt als Pressesprecher der Oschersleber Feuerwehren.
Nach einer kurzen Besprechung sei die Drehleiter am Sonnabend auf dem ehemaligen Eltma-Gelände in der Hornhäuser Straße in Position gebracht worden. „Ganz langsam, um die Tiere nicht aufzuschrecken, steuerte Maschinist Dietmar Schäfer den Korb an das in mehr als 20 Metern Höhe befindliche Storchennest heran“, informiert der Pressesprecher. „Mit schnellen und geübten Griffen konnte der Fachmann Thomas Suckow, begleitet von Feuerwehrmann Ulrich Brandt die drei Jungstörche in den Korb der Drehleiter befördern.“ Laut Wolfgang Nicolai war Thomas Suckow der Beringer. Ebenfalls mit dabei war Tochter Pia Nicolai.
Wie Andreas Ehrhardt erklärt, bleiben Jungstörche reglos, wenn sich jemand ihrem Nest nähert. Sie stellen sich gewissermaßen tot. Laut Wolfgang Nicolai versuchen sie so, den Beutereflex von Greifvögeln auszutricksen. Auch die Eltern hätten sich friedlich verhalten und das Nest lediglich umkreist.
Behutsam seien die Jungstörche hinunter zur Erde gebracht worden. Dort wurden sie beringt und registriert. „Durch die Beringung ist es möglich, die Störche in ihren Brutgebieten und auf den Zugwegen zu identifizieren und so ihren Lebenslauf zu erforschen und zu verbessern“, führt Andreas Erhardt aus.
Im Anschluss seien die Tiere wieder sicher in ihr Nest gebracht worden. Der Einsatz dauerte etwa eine Stunde. Wie der Pressesprecher der Feuerwehren berichtet, wurde leider auch ein „faules“ Ei im Nest entdeckt. „Den drei nun beringten Jungstörchen geht es aber gut und sie werden bald selbst die ersten Flugversuche unternehmen“, erklärt Andreas Ehrhardt.
Übrigens ist die Oschersleber Feuerwehr mit dem Storchennest an der Hornhäuser Straße bereits gut vertraut. Sie war dort schon häufiger im Einsatz. Wie Andreas Ehrhardt erinnert, befand sich das Nest ursprünglich auf einem anderen Schornstein. Der steht heute nicht mehr. Am 1. November 2014 halfen Kameraden dem Nest beim Umzug, weil es sich an seinem alten Standort bedenklich geneigt hatte.
Der Schornstein, auf dem die Störche heute leben, hatte es einige Monate vorher schon einmal in die Schlagzeilen geschafft. Zwei erwachsene Störche waren bei einem Revierkampf hineingefallen. Sie konnten später unverletzt, aber stark verrußt gerettet werden. Damit sich ein solcher Vorfall nicht wiederholen konnte, deckte die Feuerwehr den Schornstein mit einem Gitter ab.
Wolfgang Nicolai möchte sich bei der Feuerwehr herzlich für die schnelle und unkomplizierte Hilfe bedanken.

