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Gerätehaus Ende eines steinigen Weges

Mit einem ersten Spatenstich ist der Bau eines neuen Feuerwehrgerätehauses in Altbrandsleben eingeleitet worden.

Von Sebastian Pötzsch 05.04.2019, 01:01

Altbrandsleben l „Gott sei Dank!“ Dieser Satz ging dem Altbrandsleber Steffen Reinsch am Mittwoch mehrmals über die Lippen. So recht glauben mochte es der Ortswehrleiter wohl noch nicht, dass es nun endlich tatsächlich losgehen soll. Nach jahrelangem Hin und Her ist mit einem ersten Spatenstich der Bau des künftigen Feuerwehrgerätehauses eingeleitet worden.

Auch Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer (parteilos) schien ein großer Stein vom Herzen gefallen zu sein, als er in einer kurzen Ansprache noch einmal an den steinigen Weg erinnerte. Vor allem die Herauslösung des Grundstücks aus dem Landschaftsschutzgebiet sei eine große Herausforderung gewesen – längst war es nicht die einzige.

Bereits im Jahr 2014 hatte der damalige Bürgermeister Dieter Klenke versprochen, dass der Bau höchste Priorität genieße. Doch konnte dieses Versprechen nicht eingehalten werden. Bis heute haben die Altbrandsleber Kameraden ihr Domizil in einem Feuerwehrgerätehaus, das den Namen eigentlich nicht verdient. In dem Gebäude - ganz ähnlich einer kleinen Scheune – bröckelt der Putz von den Wänden. Die Kameraden, darunter auch Frauen, müssen sich neben den Einsatzfahrzeugen umziehen. Zudem befinden sich die Toiletten über dem Hof, das Gebäude musste von dem Kameraden selbst beheizt werden.

Doch während der Vorberatungen zum Haushalt 2015 war in den Ausschüssen beschlossen worden, den Bau des Feuerwehrgerätehauses wiederum mit einem Sperrvermerk zu versehen. Erst eine Brandrede des Ortswehrleiters Steffen Reinsch vor den Mitgliedern des Stadtrates in der Maisitzung des Jahres 2015 brachte die Wende. „Die Kameraden sind nicht gewillt, freiwillig ihren Dienst zu leisten. Wenn das so bleibt, wird die Ortswehr geschlossen zurücktreten“, drohte er. Nach weiteren eindringlichen Worten von Stadtwehrleiter Sven Könnecke, Ordnungsamtschef Gerd Ludwig sowie Bürgermeister Dieter Klenke stimmten die Räte mehrheitlich für die Streichung des Sperrvermerks. Im städtischen Haushalt 2016 wurden dann 160.000 Euro für die Umsetzung des Projektes eingestellt und weitere 200.000 Euro in den Etat von 2017. Damals sollte das Feuerwehrgerätehaus bereits stehen.

Ein Grundstück hatte sich die Stadt für das Vorhaben schon Jahre zuvor gesichert. Doch im März 2017 riss dem Ortswehrleiter wieder der Geduldsfaden und drohte einmal mehr während einer Stadtratssitzung mit dem Rücktritt aller Altbrandsleber Kameraden. Es hatte sich nämlich herausgestellt, dass das vorgesehene Grundstück in der Schmiedebreite in Altbrandsleben in das Landschaftsschutzgebiet „Hohes Holz, Saures Holz mit östlichem Vorland“ hinein ragt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Kosten für den Bau des Feuerwehrgerätehauses bereits auf eine halbe Million Euro gestiegen. Nach Vor-Ort-Terminen und ewigem Hickhak mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises wurde nach Lösungsmöglichkeiten gesucht – und diese schließlich gefunden. Der Bau kann nun endlich starten.

Für nunmehr eine Million Euro entsteht für die Altbrandsleber Kameraden auf einer Grundfläche von rund 320 Quadratmetern ein eingeschossiges Feuerwehrgerätehaus mit zwei Stellplätzen für die Einsatzfahrzeuge. Inbegriffen sind moderne Sanitäranlagen und Umkleidebereiche – für Frauen und Männer getrennt.

Zum bisherigen Ausschreibungsergebnis erklärte Benjamin Kanngießer, dass für die meisten Baulose bereits Anbieter verpflichtet worden seien. „Das ist heutzutage nicht selbstverständlich“, merkte der Bürgermeister an. Die eine Million Euro seien gut angelegt. „Ich hoffe, dass wir nun zügig bauen können und pünktlich fertig werden.“ Außerdem dankte der Rathauschef den Kameraden für ihre Geduld.

„Ich bin froh, dass das leidige Thema nun wohl doch ein Ende findet“, erklärte Ortsbürgermeister Herbert Wilke. Bis hier sei es ein qualvoller Weg gewesen. Verbittert sei er, weil die Kosten so gestiegen sind.

Ortswehrleiter Steffen Reinsch fand ähnliche Worte: „Der Stein rollt nun endlich. Ich war kurz vor dem Verzweifeln. Nun bin ich froh, dass der jahrelange Kampf endlich vorbei ist. Ich sehe optimistisch in die Zukunft.“