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Wanzleber Anzeigenerstatter legt Beschwerde ein - "Duftkanonen" sollen helfen Gestank: Staatsanwaltschaft stellt die Ermittlungen gegen die Zuckerfabrik ein

Von Sabrina Trieger 24.05.2012, 05:20

Die Staatsanwaltschaft hat das Verfahren wegen Körperverletzung und Luftverunreinigung gegen das Bioethanolwerk der Zuckerfabrik Klein Wanzleben wegen "Geringfügigkeit" eingestellt. Ein Wanzleber hatte 2011 wegen des üblen Klärteich-Gestanks Anzeige erstattet.

KleinWanzleben l Nach etwa zehn Monaten hat die Staatsanwaltschaft Magdeburg die Ermittlungen wegen Körperverletzung und Luftverunreinigung gegen das Bioethanolwerk der Klein Wanzleber Zuckerfabrik als Betreiber der Klärteiche wegen "Geringfügigkeit" eingestellt. Oberstaatsanwältin Sylvia Niemann sagte gestern auf Nachfrage, dass wegen des Verdachts der Luftverunreinigung ermittelt wurde und man zu dem Schluss kam, dass "die Auswirkung der Tat und Schuld des Verursachers als gering zu betrachten" sei.

Dem Anzeigenerstatter Horst Dunkhorst aus Wanzleben war angesichts des üblen Gestanks, der seither auch in die Stadt Wanzleben zieht, im Sommer vergangenen Jahres der Kragen geplatzt. Er zeigte die Zuckerfabrik und das Bioethanolwerk an und schrieb wegen Untätigkeit der Behörden zwei Dienstaufsichtsbeschwerden. "Es ist unfassbar, dass der Klärteich-Gestank und der dabei verursachte Brechreiz bei hunderten Wanzlebern und Klein Wanzlebern nun als ,geringfügig\' eingestuft wird. Die Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft sollten sich bei uns selbst mal mit an den Tisch setzen, die Nase in die Luft halten und dann nochmal die Einschätzung treffen, dass der Gestank geringfügig ist", sagte er verärgert. Er wolle alle Rechtsmittel ausschöpfen und gegen die Entscheidung der Anklagebehörde Beschwerde einlegen. Es sei äußerst enttäuschend, dass die Behörden seit 2009 tatenlos zusehen, wie an den Klärteichen erfolglos mit und an dem Geruchsproblem herumexperimentiert werde - und dann auch noch diese Entscheidung. "Da werden ganze Orte mit dem Gestank belästigt und das soll geringfügig sein?", wetterte Dunkhorst weiter.

Die Betreiber der Anlage hatten immer wieder damit argumentiert, dass es sich bei der Anlage um ein technisches Novum handele und es keine Erfahrungswerte vorab gegeben hatte. Jedes mal, wenn die Klärteiche an der B246a wieder zu stinken begannen, versprachen die Betreiber neue Maßnahmen. Inzwischen wurden Investitionen von rund 5,6 Millionen Euro beschlossen. Zwei Großprojekte zur Abwasseraufbereitung sollen die Geruchsbelästigungen im Raum Wanzleben reduzieren.

Der Konzern investiert zum einen 3,6 Millionen Euro in eine Anaerobie-Anlage. Sie soll in der zweiten Jahreshälfte in Betrieb genommen werden. In Reaktoren wird organische Substanz im Abwasser mithilfe von Bakterien zu Biomethan abgebaut, das dann zur Energieerzeugung verwendet wird. Für weitere 2 Millionen Euro wird eine Konditionierungsanlage errichtet, in der die Abwässer der Tochter "fuel 21" (Bioethanolwerk) im geschlossenen System aufbereitet werden können. Die Inbetriebnahme ist für das 4. Quartal 2012 vorgesehen. Bereits installiert wurden Schlammsiebmaschinen. Sie werden in der nächsten Zuckerrübenkampagne dafür sorgen, dass beim Waschen der Rüben weniger Rübenbestandteile in die Absetzteiche gelangen. Dadurch, dass sich weniger organisches Material im Wasser befindet, finden auch weniger Abbauprozesse und damit weniger Geruchsentwicklung statt, heißt es. Als zusätzliche Maßnahme wurden jetzt "Duftkanonen" am Klärteich eingesetzt. Die Ventilatoren versprühen einen leichten Nebel - ein Duftmittel.

Nordzucker-Pressesprecherin Nina Tatter teilte auf die entsprechende Anfrage nach der Technologie mit, dass es sich bei den Geräten um Ventilatoren handelt, die Anfang dieser Woche am Beckenrand aufgestellt worden sind. "Mit Hilfe dieser Ventilatoren soll bei entsprechender Windrichtung ein Duftmittel zur Neutralisation der von den Teichen ausgehenden Gerüche ausgebracht werden. Es handelt sich hierbei um eine Maßnahme, die die Geruchssituation bis zur Inbetriebnahme der bereits angekündigten Abwassertanks, verbessern soll." Zudem werde aktuell in Klein Wanzleben wie auch schon in den vergangenen Jahren Rübenerde ausgefahren, die auf den Feldern als Düngemittel eingearbeitet wird.